Landessortenversuche Silomais 2021, Höhenlagen

Mais in Meschede-WallenBild vergrößern
In den Höhenlagen, hier am Standort Meschede, konnte der Silomais von den hohen Temperaturen profitieren

Kein einfaches Jahr für Silomais in Höhenlagen

Die schlechten Starbedingungen für Mais im Frühjahr 2021 trafen den Mais in den Höhenlagen besonders hart. Kalte Nächte und Tageshöchsttemperaturen, die den gesamten Mai kaum 15°C erreichten, verzögerten den Feldaufgang und hatten eine extrem langsame Jugendentwicklung zur Folge. Am 30. Mai wurde an der Wetterstation in Eslohe sogar noch einmal Bodenfrost gemessen.

Vier Wochen Hochsommer im Juni, mit Höchsttemperaturen von 30°C, sorgten dann aber auch in den Höhenlagen für ein rasantes Wachstum. Frühe, frohwüchsige Sorten waren dabei klar im Vorteil, da diese in der verbleibenden Zeit bis zur Blüte am meisten Pflanzenmasse aufbauen konnten. Unzureichende Saatbettbereitung und Defizite bei der Düngung blieben nicht ohne Folgen, da dem Mais einfach die Zeit fehlte entsprechende Mängel zu kompensieren. Gesteuert durch die Tageslänge kamen die Bestände auch in den Höhenlagen ab Ende Juli zur Blüte, unabhängig von Sorte und Massenwuchs blühte der Mais bis zum Ende der ersten Augustwoche an den westfälischen Versuchsstandorten um Meschede ab. Im kühlen, vergleichsweise sonnenarmen August lief die Stärkeeinlagerung in den Höhenlagen regelmäßig nur auf „Sparflamme“.

Erste Abreifebeprobungen in Meschede-Enste am 9. September ließen erkennen, dass selbst frühe Sorten gerade erst die Milchreife erreicht hatten. Ende September lagen die Trockenmassegehalte im Kolben bei allen Sorten in Meschede-Enste noch unter 50 Prozent, so dass bei gleichzeitig noch grasgrünen Pflanzen auch die Gesamttrockenmassegehalte nicht einmal 30 Prozentpunkte erreichten. Mit den schon kurzen Tagen und niedrigen Temperaturen kam die Stärkeeinlagerung und damit der aktive Reifeprozess dann aber mehr oder weniger zum Erliegen. Weitere Zunahmen im Trockenmassegehalt basieren dann kaum noch auf aktiver Stärkeeinlagerung, sondern vielmehr auf reiner Wasserabgabe und einsetzender Restpflanzenabreife. Während der Silomaisversuch am Standort Meschede-Enste am 19. Oktober im Mittel der Sorten mit immerhin 33 Prozent Gesamttrockenmassegehalt und vergleichsweise noch guten Stärkegehalten geerntet werden konnte, ging der Mais in der raueren, windoffenen Lage in Meschede-Wallen mit dem Sturm am 21. Oktober mehr oder weniger komplett ins Lager. Eine sachgemäße Versuchsbeerntung, die zu wertbaren Ergebnissen führt, war hier leider nicht mehr möglich.

Versuchsverrechnung im Länderverbund

Auch in Hessen und Rheinland-Pfalz konnten einzelne Versuche in den höheren Lagen nicht ausgewertet werden. Für das Maisanbaugebiet Höhen- und Übergangslagen Nordwest fließen damit nur 4 Silomaisversuche in die diesjährige Auswertung ein. Nähere Angaben zu den Versuchsstandorten und den durchschnittlich erzielten Erträgen und Qualitäten können der Übersicht 1 entnommen werden. Vor dem Hintergrund der zögerlichen Abreife 2021 und den schwierigen Bedingungen für den Mais ist es bedauerlich, dass von den Standorten mit den schlechteren Wachstumsbedingungen, für NRW ist das der Standort in Meschede-Wallen, diesjährig keine Daten vorliegen. Bezüglich der Ergebnisse in Übersicht 2 hat dies zur Folge, dass für 2021 im Mittel der wertbaren Standorte höhere Trockenmasse-, Stärke- und Energieerträge ausgewiesen werden als im mehrjährigen Vergleich.

Sichere Abreife ist wichtig

Die große Bedeutung der Maisabreife als Grundlage für gute Futterqualitäten wird aber auch an den verbleibenden Datensätzen für 2021 deutlich. So wurde der Mais am Höhenstandort Steinburg in Rheinland-Pfalz (520 m ü. NN) im Mittel der Sorten gerade einmal mit 30,4 Prozent Gesamttrockenmassegehalt gehäckselt werden. Obwohl hier nur frühe Sorten bis zur Reifezahl S 220 im Versuch standen, wurden im Mittel der Sorten nur 29,0 Prozent Stärke gemessen, was auch die niedrige Energiekonzentration von weniger als 6,5 MJ NEL/kg Trockenmasse zur Folge hat. Gesamtheitlich betrachtet ist für die vier auswertbaren Standorte zu erkennen, das mit zunehmender Abreife, also höherem Gesamttrockenmassegehalt, die Stärkegehalte und die Energiekonzentrationen ansteigen.

Gasausbeute uneinheitlich

Uneinheitlich stellt sich das Bild in Hinsicht auf die Gasausbeute an den einzelnen Standorten dar. Unsere Untersuchungen bei der LUFA Münster zeigten für 2021 für alle nordrhein-westfälische Standorte deutlich höhere Ligningehalte als in den vergangenen Versuchsjahren. Die hohen Ligningehalte konnten mittels nasschemischer Nachuntersuchung bestätigt werden. Auffallend hoch fällt hingegen die Gasausbeute am niedersächsischen Standort Uslar aus. Hier wurden die Qualitätsuntersuchungen nicht im Labor, sondern auf der Erntemaschine mittel NIRS geschätzt. Im Versuchsmittel lagen die Ligningehalte in Uslar um 0,66 Prozentpunkte niedriger und die Fettgehalte um fast einen Prozentpunkt höher als Meschede-Enste. Da beide Parameter bei der Berechnung der sortenspezifischen Gasausbeute stark gewichtet werden, errechnet sich allein daraus ein Unterschied von über 100 Normliter/ kg org. Trockensubstanz. Es ist allerdings davon auszugehen, dass die relative Betrachtung der Gasausbeute und –erträge durchaus zutreffend ist, da sich das „Ranking“ der Sorten über die Standorte auch 2021 durchaus widerholt.

Die besten Sorten

Die hohe Bedeutung der sicheren Abreife ist auch in der Ergebnistabelle 2 zu erkennen. So zeigen die Sorten Amanova nach mehrjähriger Prüfung und Agro Ileo nach 2 Versuchsjahren die früheste Abreife, was höchste Stärkegehalte und für Amanova auch die höchste Energiekonzentration im mehrjährigen Mittel mit sich bringt. Bezüglich der Trockenmasse- und Energieerträge sind hingegen Vorteile für tendenziell spätere Sorten im Reifebereich S 230 zu erkennen. Im mehrjährigen Vergleich schneiden diesbezüglich Leguan, Benedictio KWS und LG 31238 am besten ab. Nach zweijähriger Prüfung können mit LG 31253, Micheleen, LG 31223 und KWS Jaro hohe Trockenmasse- und Energieerträge erzielt werden. KWS Jaro kann dabei auch bezüglich des Stärkeertrages nach zweijähriger Prüfung überzeugen. Die höchsten Stärkeerträge errechnen sich allerdings für die frühreifen Sorten Amanova, Rancador und Amavit, sowie nach zweijähriger Prüfung für die Sorte Agro Ileo. Bezüglich der sortenspezifischen Gasausbeute und auch des Gasertrages haben die Sorten KWS Johaninio und Agromilas in der Versuchsserie die Nase vorn.

Sortenempfehlung

Bei der Sortenwahl für die Höhen- und Übergangslagen müssen die jeweiligen Standortbedingungen realistisch eingeschätzt werde. Die Abreifebedingungen des letzten Jahres haben deutlich gezeigt, dass standortspezifisch in erster Linie auf die Frühreife der Sorten zu achten ist. Wo es im Fall der Biogasnutzung nicht auf den letzten Prozentpunkt bezüglich der Stärkegehalte ankommt, kann in gewissem Rahmen das höhere Ertragspotenzial etwas späterer Sorten genutzt werden. In der Sortenempfehlung (Übersicht 3) sind die Sorten wie gewohnt hinsichtlich der unterschiedlichen Kriterien mit „+“, „-„ und „o“ bewertet. Als Qualitätssorten sind in der Sortenempfehlung die Sorten mit „Q“ gekennzeichnet, sofern sowohl überdurchschnittliche Energiekonzentrationen als auch hohe Stärkegehalte erzielt wurden. Nach der jüngsten Versuchssauwertung trifft dies allerdings nur noch auf die Sorte Amanova zu. Im Gegensatz dazu sind ertragsbetonte Sorten, die im Stärkegehalt als unterdurchschnittlich eingestuft sind, in der Sortenempfehlung mit einem (B) gekennzeichnet. Diese Sorten bieten sich für die Nutzungsrichtung Biogas an. Sofern in günstigen Übergangslagen mit mittelfrühen Sorten gute Erträge für die Nutzungsrichtung Biogas erzielt werden konnten, lohnt auch ein Blick auf die Ergebnisse der Silomaisprüfungen in den Niederungslagen.

So sind die empfohlenen Sorten für den Anbau in Höhen- und Übergangslagen zu beurteilen:

Dreijährig geprüfte Sorten :

  • Agromilas, S 210: Frühreife Silomaissorte mit höchster sortenspezifischer Gasausbeute und daher wie in den Niederungslagen schwerpunktmäßig für die Biogasnutzung zu empfehlen. Aufgrund früher Abreife in 2021 auch einjährig höhere Stärkegehalte.
  • Amanova, S 210 : Mehrjährig früheste Abreife, mit höchsten Stärkegehalten und höchster Energiekonzentration und mehrjährig hoher Gasausbeute. Bei durchschnittlichem Trockenmasseertrag sehr hoher Stärkeertrag. Für den qualitätsbetonten Silomaisanbau und auch als CCM-Sorte für Übergangslagen!
  • Amavit, S 210: Frühreif, 2020 und 2021 höchste, im mehrjährigen Mittel hohe Stärkegehalte und –erträge.
  • Benedictio KWS, S 230 : tendenziell spätere Abreife, die in den Höhenlagen der Reifezahl entspricht - entsprechend werden nur unterdurchschnittliche Stärkegehalte realisiert. Hoher Trockenmasseertrag. Im dreijährigen Mittel Trockenmasseertrag und sehr hohe Energie- und Gaserträge.
  • Friendli CS, S 210: In der Restpflanze zügig abreifende Silomaissorte mit, im mehrjährigen Mittel, hoher Gasausbeute und hohem Gasertrag.
  • KWS Johaninio, S 210: Diesjährig frühe Abreife und höchste Stärkegehalte und Gasausbeute. Trockenmasse- und energieertragsbetonte Sorte mit durchschnittlicher Abreife. Mehrjährig sehr hoher Gasertrag.
  • KWS Stefano, S 210: Im mehrjährigen Mittel hoher Stärkegehalt und –ertrag. In den Höhen- und Übergangslagen sonst durchschnittliche Qualitäten und Erträge.
  • Leguan, S 230: Massenertagsbetonte Sorte mit deutlich unterdurchschnittlichem Stärkegehalt. Diesjährig und im mehrjährigen Mittel sehr hohe Trockenmasse-, Energie- und Biogaserträge.
  • LG 31238, S 230: LG 31238 reift in den Höhenlagen später ab und kann trotz des hohen Kornertragspotenzials bezüglich der Stärkegehalte nur unterdurchschnittlich abschneiden. Im mehrjährigen Mittel hoher Trockenmasse-, Energie- und Gasertrag.
  • Rancador, S 210: Stärkegehaltsbetonte Sorte. Im mehrjährigen Mittel hohe Stärke- Energie- und Gaserträge.

Zweijährig geprüfte Sorten:

  • Agro Ileo, S 200: Früheste Sorte im Prüfsortiment. Sehr hohe Stärkegehalte und –erträge. Im zweijährigen Mittel sonst durchschnittliche Erträge.
  • KWS Jaro, S 230: Zweijährig ertragsbetonte Sorte in den Höhenlagen. Jaro kam 2021 deutlich besser zurecht als im Vorjahr. Die Sorte reifte früher ab und kann dann insbesondere bezüglich der Stärkegehalte und –erträge überzeugen.
  • LG 31205, S 210: Frühreif und hohe Stärkegehalte, bei allerdings unterdurchschnittlichen Trockenmasse- und Gaserträgen.
  • LG 31223, S 220 und LG 31253, S 230: Beide können wie in den Niederungslagen hinsichtlich der Futterqualitäten insbesondre bezüglich der Stärkegehalte überhaupt nicht überzeugen. Beide Sorten zeichnen sich allerdings mit hohen Trockenmasseerträgen für den Maisanbau und Verkauf über die Waage aus.
  • Micheleen, S 230:  Trockenmasse- und energieertragsbetonte Sorte mit der Reifezahl entsprechend späterer Abreife.

Sorten für den Probeanbau

Auch in den Höhenlagen ist ein ständiger Sortenwechsel zu verzeichnen. Allerdings wurden 2021 weniger frühe Sorten zugelassen, so dass an den Prüfstandorten in NRW und Niedersachsen im Prüfsortiment bis S 230 lediglich 4 neue Sorten erstmalig im Versuch standen. Alle neuen Kandidaten reiften vergleichsweise spät ab und konnten dabei auch qualitativ im ersten Prüfjahr nicht überzeugen. Für Jakleen ergaben sich zumindest überdurchschnittliche Trockenmasseerträge, so dass diese Sorte für den energie- und gasertragsbetonten Anbau getestet werden kann.

Autor: Norbert Erhardt