Landessortenversuche Silomais 2021

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Silomaisernte

Silomais mit hohen Erträgen

Silomais lieferte 2021 zum Teil Rekorderträge. Wie die Sorten in den Landesortenversuchen der Landwirtschaftskammer zurechtkamen, erläutern Norbert Erhardt und Andreas Schulze-Hillert.

Die allgemeinen Wachstumsbedingungen für den Mais in Nordrhein-Westfalen 2021 wurden in der Ausgabe 48 im Beitrag zu den Körnermaisergebnissen kurz beschrieben. Grundsätzlich lieferte Silomais landesweit sehr gute Massenerträge. Die Ergebnisse der Landessortenversuche lassen allerding tendenziell niedrigere Futterqualitäten erkennen, was auf Verdünnungseffekten, also niedrigere Kolbenanteile in Folge des ausgesprochen üppigen Restpflanzenwachstums beruhen dürfte. Darüber hinaus können auch die jährlich unterschiedlichen Abreifebedingungen den Stärkegehalt, die Energiedichte und die sortenspezifische Gasausbeute beeinflussen. In der Praxis und auch in den Versuchen wurde 2021 regelmäßig mit niedrigeren Gesamttrockenmassegehalten als in den Vorjahren gehäckselt, so dass insbesondere bei spätreifen Sorten die Stärkeeinlagerung zum Zeitpunkt der Ernte noch nicht immer abgeschlossen war. Der Gesamttrockenmassegehalt wird maßgeblich über den Kolbenanteil beeinflusst. Geringere Anteile der immer trockeneren Kolben haben niedrigere Gesamttrockenmassegehalte bei gleichem physiologischen Reifegrad zur Folge.

Große Unterschiede bei Stärkegehalten

Wie in den Körnermaisversuchen fielen auch in den Silomaisprüfungen, in erster Linie auf kalten Standorten mit Sandböden, einzelne Sorten mit mehr oder weniger kolbenlosen Pflanzen auf. Andere, vornehmlich massenwüchsige Sorten, weisen bezüglich des Ertragsaufbaus grundsätzlich geringere Kolbenanteile auf. In beiden Fällen hat das für entsprechende Sorten dann niedrige Stärkegehalte zur Folge, obwohl die Sorten bezüglich der Trockenmasseerträge durchaus befriedigen können. Mit niedrigen Stärkegehalten fallen 2021 im frühen Sortiment (bis S 220) die Sorten LG 31227, Milkstar, und die neue Sorte Jakleen auf. Im mittelfrühen Sortiment (S 230 bis S 250) können die Sorten LG 31253, Leguan, Haruka und die neue Sorte LG 31272 bezüglich der 2021 realisierten Stärkegehalte nicht überzeugen. Bei den Sorten im mittelspäten Sortiment sind besonders 2021 niedrige Stärkegehalte bei den Sorten LG 31285, Motivi CS, P 8888, Stromboli CS und der neuen Sorte KWS Shako zu beobachten.

Schlechtere Gasausbaute 2021?

Wie den Tabellen 1 und 2 zu entnehmen ist, fällt die sortenspezifische Gasausbeute in den diesjährigen Sortenversuchen im Mittel der Sorten auffallend schlechter aus als in den Vorjahren. Die Gasausbeute wird in den Auswertungen aus den Inhaltsstoffen Lignin, Hemicellulose, Rohfett und Zucker berechnet, die wiederum mittels Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) an den Proben des Häckselgutes gemessen bzw. geschätzt werden. Bei der Analyse der einzelnen Parameter ist für 2021 festzustellen, dass sich die schlechtere Gasausbeute in erster Linie vor dem Hintergrund außergewöhnlich hoher Ligningehalte errechnet. Die mittels NIRS geschätzten höheren Ligningehalte konnten durch nasschemische Kontrolluntersuchungen seitens der LUFA bestätigt werden. Ursächlich sind die höheren Ligningehalte im Häckselgut ebenfalls auf niedrigere Kolbenanteile und die späteren Erntetermine und entsprechend längerer Standzeit der Pflanzen im Feld zurückzuführen. Erste Rückmeldungen aus der Praxis bestätigen, dass von den neuen Silagen mehr „gefüttert“ werden muss um zu vergleichbaren Gaserträgen zu kommen.

Viel Beulenbrand

In Relation zu den trockeneren Vorjahren präsentierten sich die Silomaisbestände 2021 zur Ernte noch deutlich grüner. Stängelfäule war allenfalls vereinzelt bei extrem frühen Sorten zu finden. Blattflecken traten gar nicht auf. Noch mehr als im Vorjahr war allerdings an allen Versuchsstandorten und auch in Praxisbeständen Maisbeulenbrand zu beobachten. An allen Versuchsstandorten wurde der Befall ausgezählt. Der prozentuale Befall ist in den Ergebnistabellen der Übersicht 2 wiedergegeben. Bei den frühen Sorten zeigten LG 31227, Farmezzo, LG 31205 und Landlord den stärksten Befall. Im mittelfrühen Sortiment fielen Leguan, SY Invictus, Feuerstein, DKC 3419, Micheleen, Rigoletto und RGT Bonifoxx mit starkem Beulenbrandbefall auf. Die höchsten Befallsgrade waren im mittelspäten Sortiment bei den Sorten KWS Shako, Agrogant und DS 1901C zu finden.

Sortenvergleich in den Reifegruppen

Ein direkter Vergleich der Qualitäts- und Ertragsparameter zwischen den Reifegruppen ist kaum möglich, da nicht alle Sortimente an jedem Standort geprüft werden können. Des Weiteren werden die Reifegruppen nach Möglichkeit zu unterschiedlichen Terminen geerntet, um dem Abreifeverhalten sowohl der frühen als auch der späten Sorten gerecht zu werden. Die in den Versuchen durchschnittlich realisierten Stärkegehalte und Energiekonzentrationen (Übersicht 1) lassen erkennen, dass sich die Reifegruppen hinsichtlich der erzielten Futterqualitäten nicht mehr deutlich unterscheiden, sofern auch die späten Sorten richtig reif werden können. Innerhalb der Sortimente sind allerdings große Unterschiede zwischen den Sorten zu finden, da unabhängig von der Reifezahl qualitäts- oder massenertragsbetonte Sorten in den Versuchen stehen. Mehr denn je sind daher bei der Sortenwahl neben dem Ertragspotenzial auch die qualitativen Parameter der Sorten zu berücksichtigen. Es ist aber zu beachten, dass gute Qualitäten und auch hohe Erträge erst dann erzielt werden können, wenn der Mais am jeweiligen Standort richtig reif werden kann. Das Jahr 2021 hat zumindest auf ungünstigeren Standorten diesbezüglich durchaus Grenzen aufgezeigt.

Frühe Sorten

Sorten der frühen Reifegruppe (bis S 220) werden in NRW schwerpunktmäßig in Übergangs- und Höhenlagen angebaut. In günstigen Niederungslagen kommen diese Sorten nach einer Vornutzung oder dort zum Anbau, wo bewusst früh geerntet werden soll. Die mehrjährig frühste Abreife zeigt nach wie vor Amanova, gefolgt von den Sorten Friendli CS und Agro Ileo mit zweijährig höchsten Trockenmassegehalten. Mehrjährig höchste Stärkegehalte erzielen SY Abelardo, SY Talisman und Amanova. Amanova fällt zusammen mit Farmezzo auch mit mehrjährig hoher Energiekonzentration im frühen Sortiment auf. Die im dreijährigen Mittel höchsten Trockenmasseerträge ergeben sich für Mantilla, LG 31227 und Milkstar. Mit zweijährig hohen Trockenmasseerträgen schneiden LG 31223 und RGT Exxon deutlich überdurchschnittlich ab. Sehr hohe Stärkeerträge im dreijährigen Mittel erzielen Mantilla und SY Talisman. Zweijährig kommen diesbezüglich LG 31223 und RGT Exxon gut zurecht. Die dreijährig höchsten Energieerträge ergeben sich für Mantilla, LG 31227 und Rancador. Auch in diesem Merkmal fallen die zweijährig geprüften Sorten LG 31223 und RGT Exxon mit sehr hohen Erträgen positiv auf. SY Amboss schneidet nach wie vor bezüglich der sortenspezifischen Gasausbeute und des Gasertrages mehrjährig am besten ab. Bezüglich des Gasertrages erreichen mehrjährig noch Mantilla, LG 31227 und Rancador ein vergleichbares Niveau. Infolge des sehr hohen Trockenmasseertrages kann LG 31223 sowohl 2021 wie auch im zweijährigen Mittel die höchsten Gaserträge im frühen Sortiment realisieren.

Mittelfrühe Sorten

Für die Silomaisnutzung in Niederungslagen Nordrhein-Westfalens kommen schwerpunktmäßig Sorten aus dem mittelfrühen Sortiment (S 230 bis S 250) zum Anbau. Diese sind den frühen Sorten in der Regel bezüglich der Trockenmasse-, Energie und Biogaserträge überlegen und reifen zumindest in Jahren mit durchschnittlichen Witterungsbedingungen bei uns sicher ab. Mit fast 40 Prüfsorten, davon diesjährig 13 neuen Sorten, und 6 Prüfstandorten in NRW, werden in diesem Sortiment auch mengenmäßig die meisten Sorten von der Landwirtschaftskammer geprüft. Entsprechend der Spanne bei den Reifezahlen, sind im Sortiment auch deutliche Unterschiede bezüglich der Abreife bzw. der realisierten Trockenmassegehalte zu finden. Trotz der Reifeeinstufung S 240 zeigt die Sorte Bernardinio, gefolgt von den 230ern Benedictio und LG 31238 im dreijährigen Mittel die früheste Abreife. Nach 2 Prüfjahren fällt KWS Jaro mit früher Reife positiv auf. Die höchsten Stärkegehalte werden im Mittel der letzten 3 Prüfjahre von LG 31238, LG 30258, LG 31256 und Feuerstein erzielt. Zweijährig ausgeglichen kann diesbezüglich Struana überzeugen, die zusammen mit ES Joker auch die höchste Energiekonzentration bei den mittelfrühen Sorten realisieren kann. Die besten Stärkegehalte im aktuellen Prüfjahr konnten für die neuen Sorten ES Traveller und DKC 3410 ermittelt werden. ES Traveller erreicht auch bezüglich der sortenspezifischen Gasausbeute 2021 deutlich überdurchschnittliche Werte. Dieses Qualitätsniveau wird nur von der mittelspäten Vergleichssorte Farmoritz noch übertroffen. Höchste Trockenmasseerträge erreichen 2021 LG 31238, ES Traveller und die, allerdings deutlich spätere, Vergleichssorte P8888. Im dreijährigen Mittel liegen diesbezüglich LG 31245, LG 31238 und ebenfalls die Vergleichssorte P8888 vorn, wobei P8888 im Zuge möglicher weiterer Reifefortschritte noch Ertragsreserven bieten wird. Bezüglich der im Mittel der letzten 3 Prüfjahre höchsten Energieerträge belegen LG 31256, LG 31238. LG 31245 und Severin die ersten Plätze, was bei diesen Sorten auch mit hohen Stärkeerträgen einhergeht. Mehrjährig hohe Stärkeerträge liefern auch LG 30258 und die mittelspäte Vergleichssorte Farmoritz. Im aktuellen Prüfjahr haben diesbezüglich die neuen Sorten ES Traveller und DKC 3410 die Nase vorn. In der Kombination aus höchster sortenspezifischer Gasausbeute und sehr hohem Trockenmasseertrag erzielt ES Traveller 2021 auch den mit Abstand höchsten Gasertrag im mittelfrühen Sortiment.

Mittelspäten Sorten mit guten Qualitäten

Mittelspäte Silomaissorten haben mit dem Ausbau der Biogasproduktion in NRW an Bedeutung gewonnen. Während anfangs überwiegend späte zahnmaisbetonte, massige Sorten, die über eine schnellere Restpflanzenabreife „früh gemacht“ wurden, in den Prüfungen standen, sind in diesem Sortiment mittlerweile vermehrt qualitätsbetonte Zweinutzungssorten zu finden. Einzelne Sorten zeichnen sich dabei durch ein hohes Kornertragspotenzial bei vorauslaufender Körnerreife aus, was sehr hohe Stärkegehalte mit sich bringt und das Niveau früherer Sorten zum Teil übertrifft. Auch bezüglich der Trockenmassegehalte erreichen einige Sorten durchaus das Niveau mittelfrüher Sorten. Sehr früh zeigen sich nach 3 Prüfjahren Agrogant und SY Glorius, gefolgt von P8683 mit 2 Prüfjahren. Höchste Stärkegehalte realisieren im Mittel von 3 Prüfjahren ES Wellington, Farmirage, Farmidabel und Farmurphy. In den letzten beiden Jahren schnitten Farmoritz und EC Gisella diesbezüglich sogar noch besser ab. Bei den Sorten ES Wellington und Farmoritz geht der sehr hohe Stärkegehalt auch mit höchster Energiekonzentration einher. Diesbezüglich kann auch ES Skywalker in allen drei Prüfjahren überzeugen. Farmoritz und EC Gisella fallen auch mit sehr hohen Gasausbeuten in beiden Prüfjahren auf. Von den neuen Sorten zeigt im ersten Jahr SU Crumber eine sehr hohe Gasausbeute und hohen Gasertrag auf. Auch bezüglich des Stärkegehaltes und Stärkeertrages kann die Sorte 2021 voll überzeugen. Den dreijährig höchsten Trockenmasseertrag verbucht LG 31285, obwohl die Sorte diesjährig an einzelnen Standorten Probleme bei der Kolbenbildung zeigte, was sich in abfallenden Stärkegehalten widerspiegelt. Die höchsten Stärkeerträge schaffen die S 260er Sorten Farmirage, LG 31276, Janeen und DS 1891B. Nach zwei Prüfjahren fällt diesbezüglich EC Gisella deutlich positiv auf. Mit höchsten Energieerträgen nach 3 Prüfjahren empfehlen sich LG 31285 und ES Wellington, wobei ES Wellington, wie beschrieben, die Sorte mit den deutlich besseren Qualitätseigenschaften ist. In den diesjährigen Versuchen wurden die höchsten Energieerträge mit der neuen Sorte ES Silverstone erzielt.

Höhere Erträge mit extrem späten Sorten?

Am „Gunststandort“ Nörvenich in der Köln-Aachener Bucht wurden 2021 erstmals noch spätere Sorten im Reifebereich bis ca. S 320 im Anhang geprüft. Wie Übersicht 1 zu entnehmen ist, wurde mit der Ernte der Silomaisversuche in Nörvenich bewusst bis Ende Oktober gewartet, um diesen Sorten ausreichend Vegetationszeit zu geben. Grundsätzlich konnten keine ertraglichen Vorteile gegenüber den besten mittelspäten Sorten (bis S 280) ermittelt werden. Die späteste der geprüften Sorten (ca. S 320) hatte Ende Oktober gerade einen Trockenmassegehalt von 30 % erreicht. Damit gingen unterdurchschnittliche Stärke- und Energiegehalte und eine schlechtere Gasausbeute einher. Fazit: unter den Bedingungen 2021 erhöhte sich mit späten Sorten im Bereich S 300 lediglich das Anbaurisiko!

Welche Sorten werden empfohlen?

Seit 2017 werden die Silomaissorten von der Landwirtschaftskammer getrennt für die Fütterung und die Biogasnutzung empfohlen. Viele Sorten bieten sich aber für beide Nutzungsrichtungen an. Einzelne Sorten, die „gut wiegen“, können allerdings den hohen Qualitätsansprüchen in der Fütterung von Hochleistungstieren nicht gerecht werden. Das ist dann der Fall, wenn die Qualität durch Massenwuchs verdünnt wird, oder die Sorte zu spät abreift, so dass zum Beispiel das Stärkeertragspotenzial nicht vollständig genutzt werden kann. Für die Rindviehfütterung werden daher nur Sorten empfohlen, die bezüglich der Energiekonzentration mindestens durchschnittlich (relativ 100) abschneiden und gleichzeitig in einem oder mehreren Ertragsparametern (ab relativ 102) positiv auffallen. Da im Einzelfall bei der Sortenwahl zu Fütterungszwecken Qualitätsaspekten eine größere Bedeutung zukommt, werden auch Sorten empfohlen, die sich durch hohe Stärkegehalte (ab relativ 102) und/oder Energiedichten (ab relativ 102) auszeichnen, gleichzeitig aber zumindest in einem Ertragsmerkmal durchschnittliche Ergebnisse liefern. Sorten mit hohen Trockenmasse- und/oder Biogaserträge (jeweils ab relativ 102) sind für die Biogasnutzung empfohlen. Sofern sich Sorten durch eine hohe sortenspezifische Gasausbeute auszeichnen, werden diese bereits mit durchschnittlichen Gaserträgen in die Empfehlung für die Biogasnutzung aufgenommen. 

Sortenempehlung

In den Übersichten 3 und 4 (siehe PDF) sind die ein- und mehrjährigen Versuchsergebnisse mit den Vor- und Nachteilen für die Sorten, die sich für den Silomaisanbau in den Niederungslagen Nordrhein-Westfalens anbieten, als Sortenempfehlungen zusammengefasst. Sofern eine Sorte sowohl mit überdurchschnittlicher Energiekonzentrationen, als auch mit hohen Stärkegehalte überzeugen kann, ist die Sorte in der Sortenempfehlung für die Fütterung mit „Q“ als Qualitätssorte gekennzeichnet. In der Sortenempfehlung für die Fütterung sind die empfohlenen Sorten bezüglich der Qualitätseigenschaften Abreife, Energiedichte und Stärkegehalt und im ertraglichen Abschneiden, also im Trockenmasse-, Energie- und Stärkeertrag, mit „+“(überdurchschnittlich), „o“ (durchschnittlich) und „-„ (unterdurchschnittlich) eingestuft. In der Sortenempfehlung für die Biogasnutzung sind analog dazu neben der Abreife und dem Trockenmasseertrag die sortenspezifische Gasausbeute und der Gasertrag für die in dieser Nutzungsrichtung empfohlenen Sorten aufgeführt. Nach der massiven Lagerproblematik im September 2017 ist bei der Sortenwahl eine gewisse Sensibilisierung bezüglich der Standfestigkeit der Sorten festzustellen. Entsprechende Einstufungen waren aktuell und auch in den letzten Jahren in den Versuchen nur schwer abzuleiten, so dass die Einstufung bezüglich der Anfälligkeit für Lager, neben den eigenen Beobachtungen, maßgeblich aus der beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes abgeleitet ist. Anders sieht das bei der Einstufung für einen möglichen Maisbeulenbrandbefall aus. Diesbezüglich konnten in diesem Jahr und auch in den Vorjahren ausreichende Erhebungen in den Versuchen erfolgen, um die empfohlenen Sorten entsprechend einstufen zu können. Bei den Sortenempfehlungen Silomais ist zu beachten, dass ein direkter Vergleich zwischen den Sortimenten nicht möglich ist, da die Ergebnisse auf unterschiedlichen Versuchen und reifebedingt unterschiedlichen Ernteterminen basieren.

Sichere Abreife ist wichtig!

Vor dem Hintergrund der betriebsspezifischen Anbaubedingungen sollte zuerst die Reifegruppe und dann innerhalb der Reifegruppe die Sortenwahl erfolgen. Es ist immer zu berücksichtigen, dass das ertragliche und qualitative Leistungspotenzial einer Sorte erst genutzt werden kann, wenn die Sorte am jeweiligen Standort auch reif werden kann. Regional haben die Abreifebedingungen 2021 diesbezüglich durchaus Grenzen aufgezeigt. Frühe Sorten mit sicherer Abreife erhöhen immer die Anbausicherheit. Im Folgenden werden die, für die Rindviehfütterung empfohlenen Sorten, kurz beschrieben (Reihenfolge nach der Prüfdauer und Sortiment).

Dreijährig geprüfte frühe Sorten:

  • Amanova, S 210, K 230: Frühreife, qualitätsbetonte Zweinutzungssorte mit hoher Energie- und Stärkekonzentration. Biogasausbeute hoch. Im dreijährigen Mittel sehr hoher Stärkeertrag. Gute Jugendentwicklung und damit auch für kühlere Standorte zu empfehlen.
  • DKC 3096, S 220, K 210: 2021 sehr frühe Abreife und sehr hoher Stärkegehalt und –ertrag. Gasausbeute und Gasertrag im dreijährigen Mittel unterdurchschnittlich.
  • Farmezzo,  S 220, K 240: Qualitätsbetonte Silomaissorte mit dreijährig konstant höchster Energiedichte. Trockenmasse- und Stärkeertrag durchschnittlich. Energieertrag im dreijährigen Mittel durchschnittlich. Die hohe Energiedichte, bei moderaten Stärkegehalten, lässt bei Farmezzo auf eine sehr gute Verdaulichkeit der Restpflanze schließen. Die Sorte empfiehlt sich damit für Rationen mit hohen Maisanteilen.
  • KWS Johaninio, S 210, K 230: Frühreife, stärkegehalts- und stärkeertragsbetonte Zweinutzungssorte. Sehr gute Gasausbeute.
  • KWS Stefano, S 210, K 210: Frühreife Sorte mit durchschnittlichen Qualitäten und hohen Trockenmasse-, Energie- und Gasertägen.
  • LG 31227, S 210, K 210: Ertragsbetonte Silomaissorte mit schneller Restpflanzenabreife. Trockenmasse-, Energie- und Gasertrag im dreijährigen Mittel überdurchschnittlich. Stärkegehalt deutlich unterdurchschnittlich. LG 31227 fiel im frühen Sortiment aktuell und auch in den Vorjahren mit stärkerem Beulenbrandbefall auf.
  • Mantilla, S 210, K 230: Im dreijährigen Mittel hoher Trockenmasse-, Energie- und Gasertrag. Mantilla überzeugt langjährig mit sehr hohen Stärkegehalten und –erträgen. Standfest und blattgesund.
  • Rancador, S 210, K 220: Durchschnittliche Abreife und Qualitäten. Im dreijährigen Mittel hohe Trockenmasse-, Stärke-, Energie- und Gaserträge.
  • SY Abelardo, S 220, K 220: Stärkegehalts- und stärkeertragsbetont passt die Sorte in die stärkebetonte Fütterung von Mastbullen und in Milchviehrationen mit eher verhaltenen Maisanteilen.
  • SY Skandik, ca. S 220, - : Nach sehr guten Ergebnissen im ersten, trockenen Prüfjahr 2019, fällt Skandik 2021 mit hohem Stärkegehalt und bester Energiekonzentration positiv auf. Die Sorte kann diesjährig aber ertraglich nicht befriedigen. Empfehlung aufgrund der hohen Relativerträge in den Vorjahren.
  • SY Talisman: S 220, K 230: Langjährig auch als Körnermais geprüft. Tendenziell abfallende, im dreijährigen Mittel aber immer noch höchste Stärkegehalte und – erträge. Empfehlung für die Rindviehfütterung mit Schwerpunkt Stärke.

Dreijährig geprüfte mittelfrühe Sorten

  • Bernadinio, S 240, - : Frühreife Silomaissorte mit, im dreijährigen Mittel, hohen Trockenmasse-, Stärke-, Energie- und Gaserträgen. Empfehlung für Fütterung und Biogasnutzung.
  • ES Bond, S 240, K 260: Trockenmasse-, energie- und gasertragsbetonte Silomaissorte. Stärkegehalt im dreijährigen Mittel unterdurchschnittlich, womit sich Bond vornehmlich für maislastige Milchviehrationen und die Biogasnutzung empfiehlt.
  • ES Joker, S 240, K 240: ES Joker fällt mit mehrjährig hoher Energiekonzentration auf. 2021 reift die Sorte früher ab und kann dann auch bezüglich des Stärkegehaltes und der Gasausbeute überzeugen.
  • Feuerstein, S 250, - : Stärkegehalts- und stärkeertragsbetonte Silomaissorte mit unterdurchschnittlichem Trockenmasseertrag. Feuerstein kann auch mit einer überdurchschnittlichen Gasausbeute überzeugen, sollte auf Grund der sehr schnellen Restpflanzenabreife aber immer termingerecht gehäckselt werden.
  • LG 30258, S 240, K 240: Frühreife, qualitätsbetonte Zweinutzungssorte mit, im dreijährigen Mittel, sehr hohen Stärkegehalten und -erträgen. Prädestiniert für die stärkebetonte Fütterung in der Bullenmast und Milchviehrationen mit nicht zu hohen Maisanteilen.
  • LG 31238, S 230, K 220: Frühreif, dreijährig höchste Stärkegehalte und hohe Gasausbeute. Qualitätsbetonte Zweinutzungssorte mit sehr hohen Stärke- und Gaserträgen.
  • LG 31245, S 240, K 250: Massenwüchsige Sorte mit durchschnittlichen Qualitäten und dreijährig hohen Erträgen in allen Parametern.
  • LG 31256, S 250, K 240: Trotz tendenziell späterer Abreife, sehr hohe Stärkegehalte, was mit hohen Kornerträgen in den Körnermaisprüfungen korrespondiert. Im dreijährigen Mittel höchster Stärkeertrag. Relativ lang grünbleibend, oft mit sortentypischen, nicht parasitären Blattflecken. Wie LG 30258 ideal für die stärkebetonte Fütterung.
  • Quentin, S 240, K 250: Nach guten Ergebnissen in den Vorjahren, fällt Quentin in der Silomaisnutzung wie auch in der Körnermaisprüfung jetzt ertraglich etwas ab, zeigt aber im dreijährigen Mittel immer noch hohe Stärkegehalte.
  • Rigoletto, S 250, K 240: Rigoletto reift 2021 deutlich später ab und kann diesjährig auch ertraglich nicht überzeugen. Im dreijährigen Mittel immer noch hoher Stärkegehalt und 2021 auch hohe sortenspezifische Gasausbeute.
  • Severeen, S 230, K 230: Severin zeigt 2021 wieder überdurchschnittliche Stärkegehalte und kann im dreijährigen Mittel mit sehr hohen Stärkeerträgen überzeugen. Auch unter den trockenen Bedingungen 2018 und 2019 kam die Sorte sehr gut zurecht.

Dreijährig geprüfte mittelspäte Sorten

  • DS 1891B, S 260, K 270: Ertragsbetonte Silomaissorte mit hohem Stärkegehalt. Trockenmasse-, Stärke-, Energie- und Gasertrag im dreijährigen Mittel hoch. Höhere Anfälligkeit für Beulenbrand.
  • ES Skywalker, S 260, - : Dreijährig hohe Energiekonzentration und überdurchschnittlicher Energieertrag. Sonst durchschnittliche Ertrags- und Qualitätsparameter.
  • ES Wellington, S 260, - : Qualitätsbetonte Silomaissorte mit höchster Energiekonzentration. Sehr hoher Stärke- und Energieertrag.
  • Farmidabel, S 260, K 240: Qualitätsbetonte Zweinutzungssorte mit hoher Energiekonzentration und Gasausbeute. Sehr hoher Stärkegehalt, was auch zum guten Abschneiden der Sorte in den Körnermaisversuchen und der deutlich niedrigeren Körnerreifezahl passt. Im dreijährigen Mittel hoher Stärkeertrag bei sonst durchschnittlichen Silomaiserträgen.
  • Farmirage, S 260, K 260: Im dreijährigen Mittel sehr hohe Stärkegehalte und hohe Gasausbeute, mehrjährig höchster Stärkeertrag.
  • Farmurphy, S 260, K 260: Hinsichtlich der Qualitäts- und Ertragsparameter unterscheidet sich Farmurhy kaum von Farmidabel. Die spätere Körnerreifezahl lässt eine harmonischere Abreife und weitere Reserven hinsichtlich der Stärkeerträge erwarten.
  • Janeen, S 260, K 250: Im mittelspäten Sortiment frühreife, langwüchsige, stärkegehalts- und stärkeertragsbetonte Zweinutzungssorte. Im dreijährigen Mittel hoher Trockenmasse-, Energie- und Gasertrag. Stärkeertrag sehr hoch.
  • LG 31276, S 260, K 250: Stärkegehalts- und stärkeertragsbetonte Zweinutzungssorte. LG 31276 konnte dreijährig auch mit konstant sehr hohen Kornerträgen im LSV Körnermais überzeugen.

Zweijährig geprüfte frühe Sorten

  • LG 31205, S 210, - : Frühe, stärkegehalts- und stärkeertragsbetonte Silomaissorte mit gutem Energieertrag.
  • LG 31219, S 220, K 220: 2021 höchste Stärkegehalte bei den frühen Sorten. Nach unterdurchschnittlichen Erträgen im Vorjahr, jetzt durchschnittliche Trockenmasse- Energie- und Gaserträge. Stärkeertrag im zweijährigen Mittel hoch. Kompakterer Wuchs.
  • RGT Exxon, S 220, K 220: Zweijährig sehr hohe Trockenmasse-, Stärke- und Energieerträge bei durchschnittlichen Qualitätsparametern. Hoher Gasertrag. Exxon zeigt eine gewisse Bestockungsneigung.

Zweijährig geprüfte mittelfrühe Sorten

  • KWS Otto, S 240, - : Qualitätsbetonte Silomaissorte mit guter sortenspezifischer Gasausbeute und im zweijährigen Mittel hohen Gasertrag.
  • RGT Bonifoxx, S 240, - : Nach gutem Abschneiden im Vorjahr diesjährig unterdurchschnittliche Erträge. Im zweijährigen Mittel aber immer noch hoher Energieertrag. Energieertragsbetonte Silomaissorte.
  • Struana, S 250, - : Qualitätsbetonte Silomaissorte. Trotz späterer Reife sehr hohe Stärkegehalte und hohe Energiekonzentration. Trockenmasse- und Gasertrag tendenziell unterdurchschnittlich, aber hoher Stärkeertrag.
  • SY Feronia, S 250, - : Hohe Stärkegehalte und Energiekonzentration und hohe Gasausbeute. Trotz 2021 unterdurchschnittlicher Massenerträge im zweijährigen Mittel hoher Stärke-, Energie- und Gasertrag.

Zweijährig geprüfte mittelspäte Sorten:

  • EC Gisella, ca. S 270, - : Stärkegehaltsbetonte Sorte mit sehr guter sortenspezifischer Gasausbeute. Im zweijährigen Mittel sehr hoher Stärke- und Gasertrag, bei sonst durchschnittlichen Ertragsparametern. Die endgültige Siloreifezahl wird demnächst aus der EU-Prüfung ermittelt. Diese dürfte sich nach unseren Ergebnissen eher auf S 260 belaufen.
  • Farmoritz, S 260, ca. K 250: Im zweiten Jahr höchste Stärkegehalte im mittelspäten Silomaissortiment, was unbedingt mit dem hohen Kornertragspotenzial der Sorte korrespondiert - Kraftfutterqualität! Hohe Energiedichte und höchste sortenspezifische Gasausbeute. Trotz deutlich unterdurchschnittlicher Trockenmasseerträge noch hoher Stärkeertrag.
  • Lacorna, S 260, - : Zweijährig sehr hohe Stärkegehalte und im zweijährigen Mittel sehr hoher Stärkeertrag bei sonst durchschnittlichen Ertragsparametern. Zweijährig hohe sortenspezifische Gasausbeute.

Zusätzliche Sorten für die Biogasnutzung

Für die Biogasnutzung empfehlen sich darüber hinaus mit hohen Trockenmasseertägen oder überdurchschnittlicher sortenspezifischer Gasausbeute nach drei bzw. zwei Prüfjahren zusätzlich die frühen Sorten Milkstar, Smoothi CS, Agromilas, SY Amboss, Friendli CS und LG 31223. Im mittelfrühen Sortiment bestechen nach zwei Prüfjahren LG 31253 mit höchsten Trockenmasseerträgen und KWS Jaro mit einer überdurchschnittlichen Gasausbeute.Aus dem mittelspäten Sortiment kommen diesbezüglich noch im Reifebereich bis S 270 Agrogant, Matthew, LG 31285 und LG 31293 mit hohen Trockenmasse- oder Gaserträgen für den Anbau in Betracht. Aus dem späteren Reifebereich S 280/ S 290 empfehlen sich die Sorten P 8888 und DS 1901C mit hohen Masseerträgen für die Biogasnutzung auf Standorten mit sicheren Abreifebedingungen.

Sorten für den Probeanbau

Insbesondere nach Jahren mit sehr unterschiedlichen Wachstumsbedingungen sollte die Sortenwahl vor dem Hintergrund mehrjähriger Versuchsergebnisse und entsprechender Ertragsstabilität über die Jahre erfolgen. Neue Sorten mit einjährigen Versuchsergebnissen aus den Landessortenversuchen sollten allenfalls auf kleiner Fläche getestet werden. Für einen Probeanbau bieten sich auf Grund der hohen Stärke- und Gaserträge die mittelfrühen Sorten DKC 3410 und ES Traveller an. Aus dem mittelspäten Sortiment können die Sorten Farmpower, ES Silverstone und SU Crumber getestet werden.

Autor: Norbert Erhardt und Andreas Schulze-Hillert