Winterrapsvermehrungsfläche verkleinert

Rapsvermehrung
Produktion von Hybridraps im Streifenanabau. Die Vaterlinie blüht deutlich früher als die sterile Mutterlinie.

Die Vermehrung von Winterraps hat in Nordrhein-Westfalen traditionell einen relativ hohen Stellenwert. So standen hier im Mittel der letzten Jahre rund ein Viertel der bundesweiten Vermehrungsflächen von Winterraps. In den Jahren 2006 bis 2008 hat eine besonders starke Ausdehnung der Rapsvermehrungsflächen in NRW stattgefunden. Nach dem Höhepunkt in 2008 sind die angemeldeten Rapsflächen dann in den vergangenen zwei Jahren wieder stark eingeschränkt worden. In diesem Herbst haben die Firmen die Vermehrungsfläche erneut um fast 13 % reduziert. Mit 1.047 ha (Übersicht 1) wird zur Ernte 2011 wieder so viel Raps in Nordrhein-Westfalen vermehrt wie in den Jahren 2003 bis 2006 oder wie in 1998. Die Anpassung der Flächen ist im Wesentlichen auf die Versorgungssituation der Saatgutunternehmen - teilweise wird Rapssaatgut für die nächste Saison überlagert - und die hohen Vermehrungsraten von Raps zurückzuführen und weniger darauf, dass in diesem Herbst nur relativ wenig Zeit für die Rapsaussaat zur Verfügung stand und ein Großteil des Rapses in der Praxis erst sehr spät in die Erde gekommen ist.

Rapsvermehrung auf Kreisebene

Betrachtet man die Entwicklung der Vermehrungsflächen auf Kreisebene (Übersicht 2), so ist zu erkennen, dass die Rapsvermehrung in NRW ihren Schwerpunkt eindeutig im Kreis Kleve hat. An zweiter Stelle kommt der Erftkreis, dahinter folgen dann noch mit größeren Flächenanteilen die Kreise Lippe, Rhein Sieg und Neuss. In den letzten drei Jahren wurden die Flächen in Kleve allerdings stark reduziert, während die Flächen im Erftkreis relativ stabil geblieben sind. Ähnliches gilt auch für Gütersloh, allerdings auf deutlich niedrigerem Niveau. In den Kreisen Soest und Warendorf wurden die Vermehrungsflächen in den vergangenen Jahren massiv eingeschränkt. Deutliche Reduzierungen haben auch in Lippe stattgefunden, die Flächen sind aber nicht so stark eingebrochen wie beispielsweise in Soest und Warendorf. Die Flächenentwicklung in den jeweiligen Kreisen hängt sehr eng zusammen mit der Zunahme der Vermehrung von Rapshybriden. So wurden die Vermehrungsflächen im Rheinland und hier besonders am Niederrhein seit 2003/2004 kontinuierlich ausgedehnt. Im Vergleich zu den traditionellen Anbauregionen in Westfalen-Lippe waren die Rahmenbedingungen für die Hybridvermehrung im Rheinland wie z.B. jungfräuliche Böden, wenig Rapsanbau in der Fruchtfolge (Einhaltung der großen Mindestabstände zu Nachbarflächen mit anderen Rapssorten) und frühere Erntetermine günstiger zu beurteilen.

Hybriden mit großen Flächenanteilen

Beim Winterraps hat die Sortenvielfalt in den letzten Jahren deutlich zugenommen. So stehen zur Ernte 2011 insgesamt 25 Sorten und 21 Stämme (noch nicht zugelassene Sorten) in NRW in der Vermehrung. Hier spiegelt sich der Einfluss der in unserer Region ansässigen Rapszüchter sehr deutlich wider. Das Sortiment umfasst sowohl Linien- und Hybridsorten, wobei sich in den letzten 10 Jahren ein Wechsel vollzogen hat. Seit 2003 dominieren die Hybriden in der Rapsvermehrung in NRW. Der Anteil von Hybridsorten an der Gesamtrapsvermehrung ist in dieser Zeit von knapp 50 % auf über 80 % angestiegen (Übersicht 3). Von 2003 bis 2008 lag der Anteil von Hybridsorten zwischen 55 und 70 %; in 2009 wurden erstmals 80 % überschritten. Zur Ernte 2011 liegt der Anteil der Hybriden an der Gesamtvermehrung bei 78 %. Vermehrungsstärkste Sorte nunmehr schon im dritten Jahr ist die Hybride Visby (Übersichten 4a und b). Sie stand in 2010 auf gut 50 % und in diesem Herbst auf 35 % der Gesamtvermehrungsfläche. An zweiter Stelle folgt die Liniensorte Vision mit 103 Hektar und auf dem dritten Platz die Hybride Compass mit 77 Hektar Vermehrungsfläche. Es folgen dann die Hybridsorten Treffer (42 ha), Xenon (35 ha) und Rohan (35 ha). Danach sind noch NK Petrol, Fashion, NK Diamond, Hammer, Primus und Cracker zu nennen mit einem Flächenumfang von jeweils über 20 Hektar.

Saatgutproduktion von Hybridraps

Die Saatgutproduktion von Hybridsorten ist unabhängig von dem jeweiligen Hybridsystem (z.B. MSL-System, Ogura-INRA-System, SAFECROSS-System) vergleichsweise aufwändig und erfolgt bei diesen Systemen in ähnlicher Weise. Bei der Erzeugung von Z-Saatgut wird die sterile Mutterlinie in Streifen neben der Bestäuberlinie (Restorer) angebaut (Übersicht 5). Die Blühtermine der Mutter- und Bestäuberlinie sollten zeitgleich gesteuert erfolgen, damit möglichst viel fertiler Pollen für die Befruchtung der sterilen Blüten der Mutterlinie zur Verfügung stehen. Bei ungünstigen Witterungsbedingungen während der Blüte oder einer schlechten Blühsynchronisation von Mutter- und Bestäuberlinie kann es auch zu einer schlechteren Befruchtung mit einem verminderten Schotenansatz kommen. Zur Bestäubungslenkung wird im Bedarfsfall bei den in Streifen angebauten Vater- und Mutterpflanzen die Vaterlinie gezielt zur Hälfte abgeschlegelt, um die Blühzeitpunkte besser aufeinander abzustimmen. Nach der Blüte wird der Bestäuber dann komplett entfernt, das heißt abgeschlegelt. Beerntet wird letztendlich nur die Mutterlinie. Die Samen der Mutterlinie sind dann wieder restauriert und die daraus aufwachsenden Pflanzen bilden fertilen Pollen aus.

Fazit für die Praxis

  • Die Vermehrung nimmt in NRW einen hohen Stellenwert ein. Im Mittel der letzten Jahre standen hier rund ein Viertel der bundesweiten Vermehrungsflächen von Winterraps.
  • Es werden sowohl Linien- wie auch Hybridsorten vermehrt, wobei der Anteil der Hybriden seit 2003 deutlich zugenommen hat.
  • Die Sortenvielfalt hat deutlich zugenommen, was den Einfluss der hier ansässigen Rapszüchter widerspiegelt.
  • Die Saatgutproduktion von Hybridsorten ist vergleichsweise aufwändig.

Autor: Holger Dietzsch