Energiesparmaßnahmen im Bereich der Außenwirtschaft

Reifendruck anpassenBild vergrößern
Reifendruck an die Bodenverhältnisse anpassen

Im Bereich der Außenwirtschaft können Energiesparpotenziale in kurz-, mittel- und langfristig umzusetzende Maßnahmen unterteilt werden. Dieser Beitrag gibt effektive, kurzfristig umzusetzende Empfehlungen zur Außenwirtschaft:

  • Um den Dieselverbrauch von Fahrzeugen einschätzen zu können, sollte dieser regelmäßig kontrolliert werden.
    • Tipp: Besitzt das Fahrzeug keine digitale Anzeige, so bietet sich das klassische Auslitern an.
    • Tipp: Moderne Schlepper zeigen den Kraftstoffverbrauch auf den Informationsterminals an. Summen- und Hektarzähler können aussagekräftigere Informationen liefern.
    • Tipp: Über Telemetriemodule sind Fahrzeugdaten online verfügbar. So kann eine Auswertung während oder nach der Arbeit vom Büro aus erfolgen.
  • Verdreckte Lüfter- und Kühleranlagen können bis zu 5 % zusätzlichen Kraftstoffverbrauch verursachen. Gleiches gilt für undichte Druckluftbremsanlagen, hier liegt das Einsparpotenzial bei 3%.
    • Tipp: Wartung und Reinigung in regelmäßigen Abständen durchführen. In Arbeitsspitzen häufiger und intensiver.
    • Tipp: Einfache Sicht- und Geräuschprüfungen geben Hinweise auf Undichtigkeiten.
  • Über- oder Untermotorisierung bei Arbeiten kostet zusätzlichen Kraftstoff und führt unter Umständen zu hohen Belastungen von Fahrzeugbauteilen. Gleiches gilt für Heck-, Front- oder Radgewichte. Je Tonne zusätzlichem Gewicht verbraucht der Schlepper rund ein Liter Diesel pro Stunde mehr.
    • Tipp: Fahrzeuge an die Leistungsanforderungen anpassen. Wird bei der tiefen Bodenbearbeitung viel Leistung und Gewicht zur Kraftübertragung gebraucht, ist dies bei anderen Arbeiten wie dem Zetten und Wenden nicht notwendig. Gleiches gilt für Transportarbeiten.
    • Tipp: Nicht erforderliche Gewichte abmontieren. Insbesondere Frontgewichte sind zügig an- und abzubauen.
  • Verschleißteile, die viel zusätzliche Energie kosten sind vor allem Messer und Klingen. Sie verschlechtern nicht nur die Arbeitsergebnisse am Mähwerk, Ladewagen, Maishäcksler oder Mähdrescher, sondern steigern auch den Kraftstoffverbrauch um bis zu 10 %.
    • Tipp: Regelmäßige Kontrolle der Verschließteile und bei Bedarf Nachschärfen oder Austauschen.
    • Tipp: Vor der Getreide-, Mais- und Grünlandernte die Messer und Klingen überprüfen.
  • Bei Straßenfahrten ist erhebliches Potenzial für Kraftstoffeinsparungen gegeben. Schwere (Zug-)Fahrzeuge benötigen vor allem zum Beschleunigen viel Energie.
    • Tipp: Auf starkes Verzögern und Beschleunigen verzichten.
    • Tipp: Die Ausbildung ungeübter Fahrer zahlt sich langfristig aus.
  • Jedes schalt- und stufenlose Getriebe hat seine eigene Wirkungsgradkurve. Arbeiten am Optimum der Wirkungsgradkurve spart Kraftstoff ein. Bei hohen Straßengeschwindigkeiten bieten moderne Fahrzeuge eine Drehzahlreduzierung, welche ebenfalls den Kraftstoffverbrauch senken. Moderne Schlepper mit intelligenten Motor-Getriebesteuerungen finden selbstständig die optimalen Motordrehzahlen in Abhängigkeit der Belastung.
    • Tipp: Hinweise zu den Wirkungsgraden und den optimalen Drehzahlen entweder in der Betriebsanleitung des Fahrzeugs oder beim örtlichen Händler beziehungsweise dem Fahrzeughersteller in Erfahrung bringen.
  • Bei schweren Zugarbeiten kommt der Bereifung und dem Reifenprofil eine entscheidende Rolle zu. Für eine effiziente Kraftübertragung und Verzahnung sollten die Stollen ausreichend Höhe vorweisen. Ein gutes Reifenprofil kann bis zu 5 % Dieseleinsparung erzielen. Niedrige Profilhöhen kosten neben Abrollumfang auch Zugkraft und führen zu Mehrkosten.
    • Tipp: Geeignete Bereifung mit angepasstem Reifenprofil wählen und bei Bedarf Reifen tauschen. Die Investition zahlt sich langfristig aus.
    • Tipp: Sind Schlepper oder Zugfahrzeuge viel auf der Straße unterwegs, kann es sinnvoll sein, auf Reifen mit Straßenprofil umzurüsten. Das Einsparpotenzial liegt bis zu 11 % gegenüber herkömmlichen Ackerreifen. Zu berücksichtigen sind die höheren Anschaffungskosten.
  • Bei Straßenfahrten ist ein hoher Innendruck von Vorteil, um den Rollwiderstand zu senken und so Kraftstoff einzusparen. Auf dem Acker sind niedrige Drücke wünschenswert, um den Schlupf bei niedrigen Reifeninnendrücken durch Verbesserung der Verzahnung zu reduzieren. Das Einsparpotenzial von Luftdruckanpassung beträgt bis zu 8 %.
    • Tipp: Um das Potenzial moderner Reifen ausnutzen zu können, empfiehlt es sich, den Reifeninnendruck an die entsprechende Aufgabe anzupassen.
    • Tipp: Einfaches Equipment zum Ablassen bzw. Aufpumpen von Luft über die Druckluftbremsanlage von Schleppern ist bereits ab rund 250 € verfügbar.
    • Tipp: Beim häufigen Wechsel von Straßen- und Ackerfahrten bietet sich eine Reifendruckregelanlage an.
  • Mit jedem Zentimeter Arbeitstiefe steigt der Zugkraftbedarf und somit auch der Kraftstoffverbrauch. Zum Beispiel erhöht sich der Verbrauch auf Lössstandorten bei ganzflächiger Bearbeitung um 0,8 Liter pro Hektar. Hinzu kommt das Potenzial der Anbaugeräteeinstellungen. Beim Pflug spart die optimale Einstellung von Oberlenker, Zugpunkt, Neigung und Arbeitsbreite bis zu 20 % Kraftstoff ein.
    • Tipp: Kontrollieren Sie die Anbaugeräteeinstellungen regelmäßig. Neben der Arbeitstiefe sind die waagerechte Ausrichtung und die Länge der Hubstreben an den Unterlenkern mögliche Stellschrauben.
  • Die Kombination mehrerer Arbeitsschritte in einem Arbeitsgang erhöht die Effizienz, da mehrmaliges An- und Überfahren der Fläche entfällt.
    • Tipp: Auf Grünland kann man das Striegeln und Ausbringen der Nachssat kombinieren. Außerdem gibt es Mähwerke mit integrierter Aufbereitung oder Press-Wickelkombination.
    • Tipp: Im Ackerbau lassen sich Arbeitsschritte miteinander verbinden. Beim Kartoffelanbau können Fräsen, Düngen, Legen, Beizen und Dammformen in einer Überfahrt erfolgen.
  • Moderne Schlepper bieten heutzutage unterschiedliche Zapfwellendrehzahlen an. Untersuchungen zeigen hier zum Beispiel Einsparpotenziale bei stationärem Betrieb einer Güllepumpe mit Schleppern von 8 bis 24 %.
    • Tipp: Die von den Anbaugeräten geforderten Zapfwellendrehzahlen können mit niedrigeren Motordrehzahlen erreicht werden. Dies gilt nicht nur bei leichten Zapfwellenarbeiten.
  • Generell ist es wichtig, Überlappungen und somit höhere Betriebsmittelkosten zu vermeiden.
    • Tipp: Spuranreißer bieten beim Säen eine große Hilfestellung, um das spurgetreue Anschlussfahren sicherzustellen. Eine korrekte Ersteinstellung ist hierfür unerlässlich.
    • Tipp: Parallelfahrsysteme sind seit einigen Jahren im Markt etabliert. Sie verhelfen Überlappungen auf ein Minimum zu reduzieren.
    • Tipp: Die für RTK-Genauigkeit (1-3cm) erforderlichen Korrektursignale der Parallelfahrsysteme sind in NRW kostenfrei. Weitere Hinweise hierzu finden Sie unter: https://www.bezreg-koeln.nrw.de/brk_internet/geobasis/raumbezug/sapos/index.html

Fazit

Energiesparmaßnahmen in der Außenwirtschaft beziehen sich grundsätzlich auf den Kraftstoffverbrauch. Gewünscht und gefordert sind effektive und kurzfristige Maßnahmen. Ordentliche Wartung von Motoren, Austausch von Verschleißteilen, Überprüfung der Anbaugeräteeinstellungen oder die Anpassung des Reifeninnendrucks bei Feldarbeiten sind nur einige Beispiele mit hohen Energieeinsparpotenzialen. Maßnahmen, wie die Umstellung der Bewirtschaftung auf Mulch- oder Direktsaat sowie die Schaffung größerer Flächenstrukturen bieten weitere Einsparpotenziale, sind jedoch häufig nicht kurzfristig umsetzbar.

Autor: Alexander Czech