Energiesparpotenziale im Kuhstall

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Wird das Milchkühlaggregat außen am Gebäude angebracht, lässt sich damit viel Energie und Geld sparen.

Stetig steigende Strompreise bedeuten für Milchviehhalter deutlich höhere Ausgaben. Eine effiziente Nutzung von Energie und Einsparung von CO2-Emmissionen wird immer wichtiger. Wir geben Ihnen nützliche Tipps, wie das gelingt.

Tipp 1: Energiescann durchführen um den Energieverbrauch einordnen zu können

Dabei werden sämtliche Verbraucher mit Anschlusswerten und Laufzeiten erfasst und in einer detaillierten Verbrauchstabelle zusammengefasst. Diese Daten bilden anschließend die Grundlage für eine energetische Optimierung des Betriebes. Denn nur, wenn Verbräuche bekannt sind und deren Höhe eingeordnet werden kann, besteht auch die Möglichkeit, gezielte Verbesserungsmaßnahmen zu entwickeln.

Tipp 2: Sparen bei der Milchkühlung

Das größte Einsparpotenzial für Strom bei der Milchgewinnung und -lagerung ist im Bereich der Milchkühlung zu finden. Durch das Aufstellen des Kühlaggregates außerhalb der Milchkammer mit einem einfachen Wetter-und Sonnenschutz zur Schaffung einer optimalen Luftzirkulation und Versorgung mit kühler Außenluft, lässt sich ohne großen Aufwand elektrische Energie einsparen. Außerdem spart die Einstellung der optimalen Milchlagertemperatur zusätzlich Strom.

Tipp 3: Milchvorkühler installieren

Diese Rohr- oder Plattenkühler werden in die Milchdruckleitung eingebaut und kühlen die Milch vor dem Erreichen des Milchtanks mit Wasser im Gegenstromprinzip herunter. In der Regel wird für diesen Vorgang kaltes Brunnenwasser genutzt. Durch eine optimal dimensionierte Milchvorkühlung lässt sich der Energieverbrauch des Kühlaggregates um rund 50 % reduzieren. Die Effizienz von Vorkühlern lässt sich durch die Verwendung von drehzahlgesteuerten Milchpumpen nochmals deutlich steigen.

Tipp 4: Eisbanken zur Energiespeicherung nutzen

Eisbanken eigenen sich, um bei der Milchkühlung möglichst viel durch eine Photovoltaikanlage selbst erzeugten Strom einsetzen zu können. So wird über Tag mittels PV-Eigenstrom Eiswasser produziert und gespeichert. Dieses Eiswasser wird anschließend durch einen Milchvorkühler geschickt. So wird eine Sturzkühlung erreicht und die Milch fließt bereits mit Lagertemperatur in den Milchtank.

Tipp 5: Einsatz von Frequenzsteuerung

Um beim Melken Strom einzusparen, hat sich der Einsatz von Frequenzsteuerungen zur Vakuumregulierung in Melkanlagen bewährt. Bei der frequenzgesteuerten Vakuumpumpe werden mit einem elektronischen Sensor die Vakuumverhältnisse in der Anlage gemessen und mit der Frequenzsteuerung des Vakuumpumpenmotors die Drehzahl der Vakuumpumpe entsprechend des Bedarfs gesteuert. Je nach Pumpengröße und Dauer der Melkzeit ist eine Halbierung des Stromverbrauchs möglich. 

Tipp 6: Energiesparen mit Wärmerückgewinnung

Bei der Reinigung der Melkanlage und des Milchtanks werden große Mengen an heißem Wasser benötigt. Die energiesparendste Art der Warmwasserbereitung ist die Wärmerückgewinnung aus der Milchkühlung. Mit deren Abwärme lassen sich aus der Kühlung von 100 l Milch gut 60 l Wasser auf rund 50 °C erwärmen. Dieses warme Wasser wird in einem Speicher bereitgestellt, aus dem sich der Spülautomat bedienen kann. Alternativ wird es in einem Boiler weiter aufgeheizt und dann direkt der Melkanlagenreinigung zugeführt.

Tipp 7: Energiesparen im Stall

Auch bei technischen Geräten im Milchviehstall lässt sich elektrischer Strom einsparen. Moderne energiesparende Kuhbürsten zum Beispiel benötigen deutlich weniger Strom als ältere Modelle. Gerade bei Neuanschaffungen sollte auch der Stromverbrauch der einzelnen Modelle im Fokus stehen.

Ähnliche Einsparpotenziale gibt es auch bei der Stallbelüftung. Temperaturabhängig gesteuerte, direkt angetriebene Ventilatoren mit einer Frequenzsteuerung arbeiten sehr energieeffizient.

Tipp 8: Dieselmotoren austauschen

Eine deutliche Reduktion des CO2-Ausstoßes in der Stalltechnik lässt sich mit dem Austausch von Dieselmotoren durch elektrisch betriebene Technik erreichen. Hier sind besonders das Abschieben von Laufgänge und Spalten, das Anschieben von Futter und das Aufrühren von Gülle, aber auch die Fütterung zu nennen. Die einzelnen Einsparpotenziale sollten bei einer betriebsindividuellen Energieberatung festgestellt werden, da die eingesetzten Techniken und Einsatzzeiten in Milchviehbetrieben deutlich abweichen.

Fazit

In der Milchviehhaltung gibt es viele Energiesparpotenziale, die dazu beitragen können den CO2-Ausstoß erheblich zu verringern. Eine qualifizierte Energieberatung hilft diese zu erschließen und zeigt etwaige Fördermöglichkeiten auf.

Autor: Norbert Hansmann