Wie steht es um die Pensionspferdehaltung in NRW?

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Diese Fragestellung wird aktuell im Rahmen einer Landesinitiative des Ministeriums für Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW mit der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen untersucht. Neben der Struktur der Pferdehaltung werden auch betriebswirtschaftliche und standortbezogene Aspekte in die Auswertung mit einbezogen. Ziel ist neben der Ermittlung von Kennzahlen für die Beratung und Weiterentwicklung von Pensionspferdebetrieben auch die Identifikation regionaler Unterschiede und Einflussfaktoren auf den betriebswirtschaftlichen Erfolg, das Tierwohl und die Umwelt. Gestartet ist das Projekt im Jahr 2020. Inzwischen liegen erste Erkenntnisse aus der Auswertung von insgesamt 30 Pensionspferdebetrieben vor.

Fachkraft Betriebsleitung

Die Betriebsleitung ist im Durchschnitt 52 Jahre alt und überwiegend männlich. Rund 70 % der Betriebsleiter weisen eine abgeschlossene landwirtschaftliche oder pferdewirtschaftliche Lehre oder ein Studium der Agrarwirtschaft auf. Häufig sind Betriebsleiter mit einem technischen oder betriebswirtschaftlichen Hintergrund auch mehrfach qualifiziert.

Breit aufgestellte Betriebe

Es handelt sich vorwiegend um gewachsene Betriebe, die um die Pferdehaltung erweitert oder vollständig auf die Pferdehaltung umgestellt haben. Im Durchschnitt werden seit 29 Jahren Pferde gehalten. Dabei hat die Mehrheit der Betriebe sich im Bereich der Pensionspferdehaltung weiter spezialisiert, z. B. auf Westernreiter, Gangpferde oder Zucht und Aufzucht und somit ein Alleinstellungsmerkmal im jeweiligen Einzugsgebiet für sich geschaffen. Weitere Betriebszweige neben der Pensionspferdehaltung sind der Ackerbau, die Grünlandbewirtschaftung, weitere Lohnarbeiten und die Viehhaltung. Zusätzliche Einnahmequellen ergeben sich häufig z. B. aus Pachteinnahmen, PV-Anlagen, sowie aus Heu- und Strohverkauf. Die Betriebe bewirtschaften eine Gesamtfläche von 7,5 bis 260 Hektar. Davon entfallen 2,6 bis 96,4 Hektar auf Dauergrünland. Insgesamt 30% der Betriebe können das für ihre Pferdehaltung benötigte Grundfutter vollständig selbst produzieren. Kein Betrieb der Stichprobe kauft das Grundfutter vollständig zu. Nur bei ca. 20% der Betriebe reicht die eigene Strohproduktion für die innerbetriebliche Verwendung aus, während rund 67 % der Betriebe keinen Ackerbau betreibt.  

Vielseitige Pferdehaltung

Die große Mehrheit der Betriebe bietet sowohl Einzelboxen als auch die Gruppenhaltung an. Nur knapp ein Viertel der Betriebe wird ausschließlich mit einem einzigen Haltungssystem bewirtschaftet. Im Durchschnitt verfügen die Betriebe über 76,5 Pferdeplätze (20 - 218 Plätze). Sieben Betriebe halten 100 Pferde oder mehr. Durch die unterschiedlichen baulichen Voraussetzungen werden meist mehrere verschiedene Haltungsformen innerhalb eines Betriebs angeboten (z.B. Innenboxen ohne Fenster, Außenboxen, sowie Paddockboxen mit Kleinauslauf).

Betriebswirtschaftliche Struktur

Die Betriebe werden überwiegend im Vollerwerb geführt. Zusätzlich zur Betriebsleitung werden bis zu acht Fremdarbeitskräfte bzw. bis zu drei Familienarbeitskräfte beschäftigt. Je näher die Betriebe an Großstädten liegen, desto höher liegen im Durchschnitt die Pensionspreise. Dennoch lassen sich regionale Unterschiede, sowie Preisschwankungen auch innerhalb einer Region feststellen. Die Pensionspreise sind häufig entweder nach Haltungssystem und Boxentyp oder nach Pferdegröße gestaffelt. Die Auswertungen der Daten zeigen, dass die Pensionspreise im Rheinland (Durchschnitt rund 358 €) etwas höher ausfallen als die in Westfalen (Durchschnitt rund 283 €). Der Betriebszweig Pensionspferdehaltung ist aufgrund von komplexen Kostenstrukturen betriebsindividuell unterschiedlich rentabel. Wesentliche Einflussfaktoren sind dabei neben der Preisgestaltung z.B. die Auslastung, die kalkulatorischen Kosten, sowie die Eigentumsverhältnisse.

Ausblick

Um solide Kennzahlen abzuleiten und für die Entwicklung der Pensionspferdehaltung in NRW über einen mittelfristigen Zeitraum zur Verfügung zu stellen, wird die Vergrößerung der Stichprobe angestrebt. Teilnehmende Betriebe profitieren hierbei u.a. von der kostenfreien betriebswirtschaftlichen Auswertung durch die beiden Pferdeberaterinnen der Landwirtschaftskammer NRW. Interessenten melden sich bei:

  • Dr. Sandra Kuhnke (Westfalen; sandra.kuhnke@lwk.nrw.de)
  • Alexandra Jurr (Rheinland; alexandra.jurr@lwk.nrw.de)

Autor: Dr. Sandra Kuhnke