Weidemanagement ernst nehmen

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Ziel des ökonomischen Weidemanagements ist es, möglichst über die gesamte Vegetation immer einen gut verdaulichen Weideaufwuchs mittleren Alters mit moderatem Energiegehalt bereitzustellen und kostenintensive Weideverluste zu vermeiden. Gerade unter dem Gesichtspunkt gestiegener Futterkosten im Rau- und Kraftfutterbereich gilt es, Grünfutterangebot und Beweidung in Einklang zu bringen. Pferdeweiden sind jedoch aufgrund der evolutionären Entwicklung und spezifischen Eigenschaften des Pferdes schwieriger in einem guten Zustand zu halten als Rinderweiden. Daher sollte besonders im Frühjahr eine sorgfältige Weidepflege, im Hinblick auf eine gesunde und nachhaltige Pferdehaltung, eine besondere Rolle spielen.

Die Pferdeweiden sollten im Frühjahr zum Einebnen der Maulwurfshügel und zur Einebnung von Trittschäden abgeschleppt werden. Dies dient jedoch nicht zum Verteilen des Pferdekotes, der sinnvoller Weise nach der letzten Herbstbeweidung von den Flächen abgesammelt werden sollte. Diese arbeitsaufwändige Weidepflege vermindert den Infektionsdruck durch Weideparasiten um ein Vielfaches. Um den Bodenschluss von durch Frost aufgebrochenem Grünland wiederherzustellen, empfiehlt sich das Walzen besonders von lockeren und humosen Narben und anmoorigen Flächen. Dabei sollte das Walzengewicht bei einer Fahrgeschwindigkeit von 3 bis 4 km/h bei mindestens 1,5 t pro m Arbeitsbreite liegen. Bei lückigen Grünlandbeständen oder größeren Schäden der Narbe sollten regelmäßig gezielte Reparatur-Nachsaaten vorgenommen werden. Bei besonders schwer geschädigten Flächen, zum Beispiel so genannten Matschweiden, hilft oft nur eine Neuansaat von für Pferdeweiden geeigneten Gräsermischungen.

Drei Schritte zur guten Weide

Bei der ebenfalls im Frühjahr anstehenden Düngung sollte in drei Schritten vorgegangen werden: Erstens sollte eine Bodenuntersuchung auf die wichtigsten Hauptnährstoffe Phosphor, Kalium, Magnesium, Schwefel und Kalk durchgeführt werden. Denn nur, wenn bekannt ist, ob und welche Nährstoffe fehlen, kann gezielt, umweltschonend und kostensparend gedüngt werden. Anschließend erfolgt dann, falls erforderlich, die Grunddüngung mit den Empfehlungen, die mit dem Ergebnis der Bodenuntersuchung bekanntgegeben wurden. Als letzter Schritt folgt bei nicht befriedigendem Flächenertrag die Stickstoffdüngung: Zwar haben Pferdeweiden keinen großen Stickstoffbedarf, da die Pferde als Steppentiere eher nicht zu fettes Gras benötigen, aber eine Unterversorgung der Weide mit Stickstoff begünstigt die Verbreitung unter anderem von Weißklee. Aufgrund seines hohen Eiweißgehaltes ist Weißklee jedoch im Futter kritisch zu sehen. Stickstoff sollte daher am Besten in Form von Kalkstickstoff ausgebracht werden. Dieser wirkt gleichmäßig, lange anhaltend, verursacht kein Stoßwachstum und keine überhöhten Nitratgehalte. Zudem wirkt Kalkstickstoff nicht nur einer Bodenversauerung entgegen, sondern wirkt ebenfalls gegen bestimmte Unkräuter und Weideparasiten. Neben der Einhaltung der Düngeverordnung ist zu beachten, dass Pferde frühestens drei Wochen nach dem Düngen mit Kalkstickstoff die Flächen beweiden dürfen, sinnvoller ist in diesem Fall eine erste Schnittnutzung vor der Beweidung.

Bei der ersten Nutzung im Frühjahr ist darauf zu achten, dass Narbenschädigungen vermieden werden: Pferde sollten nicht auf noch nasse Weiden getrieben werden. Zudem sollten Schnitt- und Weidenutzung wechseln, wobei die richtige Schnitthöhe bei 6 bis 7 cm liegt. Auf der gleichen Fläche sollte nicht immer ein später Schnitt für Pferdeheu durchgeführt werden. Dies schadet der Zusammensetzung des Pflanzenbestandes und führt zu Lücken im Aufwuchs und zu vermehrtem Unkrautwachstum.

Pferde langsam an die Weide gewöhnen

Besonders wichtig ist es, Pferde im Frühjahr langsam anzuweiden. Der Verdauungstrakt eines Pferdes gewöhnt sich nur langsam an neues Futter. Daher ist es sinnvoll, die Pferde vor den ersten Weidegängen ausreichend mit strukturreichem Raufutter zu füttern, um eine übermäßige Aufnahme von frischem Gras zu unterbinden. Zudem muss die tägliche Aufenthaltszeit auf der Weide von Tag zu Tag gesteigert werden, beginnend bei maximal einer bis eineinhalb Stunden pro Tag. Die endgültige Aufenthaltszeit auf der Weide sollte erst nach mindestens sieben Tagen erreicht werden. Gerade für Rehe gefährdete Pferde spielen die im Gras enthaltenen Fructane eine entscheidende Rolle im Krankheitsgeschehen: Pflanzen speichern kurzfristig unter Zuhilfenahme von Wasser und Sonnenlicht während der Photosynthese Energie in Form von Zucker. Dieser wird zeitgleich beim Wachstum der Pflanze wieder verbraucht. Sind die äußeren Bedingungen für ein Wachstum ungünstig und es wird mehr Energie produziert, als für das verminderte Wachstum notwendig ist, dann wird diese Energie zusätzlich als Fructan gespeichert und erst später bei günstigen Bedingungen verbraucht. Daher ist der Fructangehalt bei kühlem, aber sonnigem Wetter und Bodenfeuchte, meist im Frühjahr und Herbst, besonders hoch. Zudem werden Fructane deutlich mehr in Grashalmen als in den Grasblättern gespeichert. Es ist sinnvoll, Rehe gefährdete Pferde zeitlich beschränkt auf Flächen mit hohem, überständigem Bestand (viele Blätter) als auf frisch gemähte oder stark abgeweidete Flächen (viele Halme) zu lassen. Zudem sollten eher trübe oder Schlechtwetter-Tage und Nachtzeiten für den Weidegang von Rehepferden gewählt werden, wenn die Photosyntheseaktivität stark herabgesetzt ist und somit wenig bis gar kein Fructan gebildet werden kann.

Autor: Alexandra Jurr