Aktivierung der Geldener Fleuth - Maßnahmenumsetzung und erste Erfahrungen

Baggerarbeiten an der Geldener FleuthBild vergrößern
Baggerarbeiten zur Uferentfesselung und Gerinneaufweitung an der Geldener Fleuth. Foto: Bruno Schöler


Aushub an der Geldener FleuthBild vergrößern
Linksseitige Gewässerbettaufweitung der Geldener Fleuth mit Verlagerung des Aushubs am gegenüberliegenden Gewässerrand; der Aushub verbleibt im System, damit sind die Kosten deutlich reduziert


Insel in der Geldener FleuthBild vergrößern
Anlage einer Insel in der Geldener Fleuth mit Umflut und ufernahen Stillwasserzonen im Vordergrund


Einbringen von Totholz in die Geldener FleuthBild vergrößern
Einbringen von Totholz in die Geldener Fleuth zur Erhöhung der Strukturvielfalt und Lebensgrundlage von Makrozoobenthos. Fotos: Dr. Jürgen Apel


Die Gelderner Fleuth ist ein Fließgewässer der niederrheinischen Tiefebene. Sie entspringt nordwestlich der Stadt Krefeld und mündet nach etwa 27 km nördlich von Geldern in die Niers. Nach der WRRL-Systematik gehört sie zur Planungseinheit „Mittlere und Untere Niers ohne Nette“ innerhalb des nördlichen Maas-Einzugsgebietes. Aufgrund bestehender hauptsächlich landwirtschaftlicher Nutzungen ist die Gelderner Fleuth als erheblich verändert eingestuft. Die Monitoring-Ergebnisse sind für die biologischen Qualitätskomponenten vorwiegend mäßig bis unbefriedigend (Planungseinheiten-Steckbrief, Dezember 2009).

Für die angrenzenden, häufig landwirtschaftlichen Nutzungen ist es insbesondere im Flachland von entscheidender Bedeutung, dass der ordnungsgemäße Wasserablauf sichergestellt ist. Aufgrund der hohen Sensibilität angrenzender Flächennutzungen in Bezug auf hydromorphologische Maßnahmen im Flachlandgewässer ist es für die Erreichung des „guten ökologischen Potentials“ entscheidend, Flächen am und im Gewässer zu finden, die einerseits möglichst viele der an Strahlursprünge und Trittsteine gestellten Anforderungen erfüllen, andererseits aber den ordnungsgemäßen Wasserabfluss möglichst wenig stören und gleichzeitig den landwirtschaftlichen Flächenverbrauch nicht unnötig erhöhen. Mit diesem Ziel wurde in Zusammenarbeit zwischen dem für die Gewässerunterhaltung zuständigen Wasser- und Bodenverband „Gelderner Fleuth“ und der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (BfA Düsseldorf) der im Lageplan dargestellte Gewässerabschnitt beispielhaft ausgewählt und für Maßnahmen zur ökologischen Gewässerentwicklung vorgesehen.

Die Maßnahmen dienten der Entwicklung eines Strahlursprungs und sollten darüberhinaus dazu dienen, die im Flachland bisher nur spärlichen Erfahrungen mit ökologischen Gewässerentwicklungen zu erweitern. Gleichzeitig stellen sie ein Beispiel für die vorschlagsbasierte Herangehensweise bei der Erstellung der Umsetzungsfahrpläne dar.

Weiteres Ziel war, dass die Maßnahmenumsetzung im Rahmen der Gewässerunterhaltung stattfinden sollte und somit auf ein zeitaufwendiges Plangenehmigungs- oder Planfeststellungsverfahren verzichtet werden konnte. Gleichzeitig sollte der finanzielle Rahmen überschaubar bleiben. Auf der knapp 1 km langen Gewässerstrecke wurden an sechs Abschnitten kleinere Maßnahmen durchgeführt, die hauptsächlich in der Aufweitung des Gerinnes, teilweise mit Umflutung und Inselbildung, der Uferabflachung und dem Einbringen von Totholz bestanden. Die Festlegung der Maßnahmen erfolgte unter Einbindung aller zu beteiligenden Behörden.

Die Durchführung der Arbeiten erfolgte im April 2010. Die Kosten lagen unter 10.000 €. In einer Projekt begleitenden Praxissemesterarbeit der Hochschule Osnabrück, beginnend etwa sechs Wochen nach Maßnahmendurchführung, wurden über einen Zeitraum von vier Monaten durch regelmäßige Gewässerbegehungen die unmittelbaren Auswirkungen der durchgeführten Maßnahmen auf das Gewässer dokumentiert. Schon in diesem kurzen Zeitraum ließen sich erste positive Effekte auf das Fließverhalten wie die Erhöhung der Strömungsdiversität, auf die Sohlstruktur, zum Beispiel Erhöhung der Strukturvielfalt, Dynamisierung der Sedimentumlagerung, und auf den Uferbereich in Form einer eigendynamischen Uferentwicklung erkennen. Die eigentliche biologische Erfolgskontrolle erfolgt durch regelmäßige Makrozoobenthos-Untersuchungen des Niersverbandes und in den kommenden Monitoringzyklen des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW.

Für die Landwirtschaft interessant ist die Beobachtung, dass das Gewässer auch nach Durchführung der ökologischen Maßnahmen während mehrerer Hochwasserereignisse im Jahr 2010, insbesondere im August, seine Funktion des ordnungsgemäßen Wasserabflusses vollständig gewährleisten konnte.

Für die Gelderner Fleuth sind inzwischen weitere Bereiche angedacht, in denen die Umsetzung okölogischer Maßnahmen ebenfalls flächenschonend erfolgen könnte. Die weitere Planung wird im Rahmen der kooperativen Erarbeitung des Umsetzungsfahrplans durch den Niersverband koordiniert.

Die Arbeiten wurden teilweise finanziert durch das Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen.

Landesinitiative des Landes NRW.