Fachschule in Zeiten von „Corona“

Fachschule Wolbeck zur CoronazeitBild vergrößern

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Als sich die Coronakrise Anfang März in Nordrhein-Westfalen ankündigte, wurden in der Fachschule wie auch im gesamten Bildungszentrum Münster-Wolbeck Maßnahmen eingeleitet und durchgesetzt, die dazu beitragen sollten, einer Weiterverbreitung des Virus entgegenzuwirken. So wurde die Umsetzung der Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes deutlich angemahnt: keine Körperkontakte, Handhygiene, Desinfektion und Abstandswahrung. Dennoch konnten in der Aula anfangs noch größere Veranstaltungen wie der in Zusammenarbeit mit der Polizeibehörde geplante „CrashKurs NRW“ und die vom Ring der Landjugend organisierte Agrartagung durchgeführt werden. Auch der Unterricht nahm noch seinen „normalen“ Verlauf. Die Notwendigkeit einer Absage aller Studienfahrten stellte die nächste Stufe im Geschehen dar und war für alle Beteiligten eine herbe Enttäuschung. Am Freitag, den 13.03.2020 erreichte uns gegen Mittag die Information aus dem Schulministerium, dass in der Folgewoche alle Schulen geschlossen werden müssten. Während einzelne Studierende spaßten: „dann frohe Ostern und guten Rutsch!“, hegte das Lehrerkollegium noch die Hoffnung, ab dem darauffolgenden Montag den schulischen „Shutdown“ organisieren und mit den Studierenden in Ruhe besprechen zu können. Das war ein Irrtum! Am darauffolgenden Wochenende stand fest: ab Montag, 16.03.2020 gibt es keinen Präsenzunterricht mehr. Studierende und Lehrkräfte bleiben zu Hause um so eine Weiterverbreitung des Corona-Virus verhindern zu helfen und eine sprunghafte Ausweitung der Pandemie zu vermeiden. Danach war die Fachschule Münster-Wolbeck wie leergefegt. Und es gibt kaum etwas Traurigeres und Bedrückenderes als ein Schulgebäude ohne Schülerinnen und Schüler, ohne Lehrerinnen und Lehrer und damit fast ohne sprudelndes Leben!

Auch wenn der Präsenzunterricht in den Klassenräumen heruntergefahren werden musste und ab dem 16. April 2020 nicht mehr durchgeführt werden durfte, so heißt das nicht, dass alle Bildungsaktivitäten erstarben. Die geänderte Situation war auch für die Fachschule Münster-Wolbeck mit nur geringer Vorwarnung eingetreten, doch konnte aus dem Stand heraus der „Plan B“ organisiert und realisiert werden. Vorab: alle Lehrerinnen und Lehrer begrüßten es, nun die Chance zu haben, sich intensiv mit den verschiedenen Formen des digitalen Unterrichts auseinanderzusetzen und damit die Digitalisierung des Unterrichts einen guten Schritt nach vorne bringen zu können. Relativ unkompliziert war der Aufbau einer neuen Kommunikationsstruktur: Konferenzen, Besprechungen und Austausche fanden weitgehend als Video- oder Telefonkonferenzen statt. Auch die schnelle Informationsweitergabe an die Studierenden wurde umgehend auf eine neue Basis gestellt. Der eigentliche Online-Unterricht dagegen war gerade zu Beginn mit z. T. erheblichen Tücken verbunden. Zur Weitergabe von Lernmaterial, für die Aufgabenstellung und die Rücksendung der Arbeitsergebnisse kamen verschiedene Plattformen und Online-Programme zum Einsatz, die unterschiedlich gut funktionierten. Es zeigte sich, dass wegen der geringeren Belastung der Netze die Arbeit am Abend am unkompliziertesten und störungsärmsten möglich war. Auch konnte beobachtet werden, dass der eine Teil der Studierenden das Lernangebot intensiv nutzte und so drohende Wissenslücken verringerte, der andere Teil diese Möglichkeiten weitgehend außer Acht ließ. Hier muss aber bedacht werden, dass die Studierenden zumeist neben den technischen Problemen auch erhebliche betriebliche Erschwernisse bewältigen mussten, die wegen der Corona-Krise gleichzeitig auf die Landwirtschaft zugekommen waren: Reißen von Lieferketten z. B. bei der Ersatzteilbeschaffung, Probleme bei den Absatzmärkten durch gesunkene Exporte, Sorge um die Einsatzmöglichkeiten von Helfern bei der Ernte, der Pflanzung und Aussaat, zunehmende Trockenheit. Demgegenüber dürfte für die Studierenden wie für alle Landwirte der Umgang mit den gestiegenen hygienischen Anforderungen kein Neuland gewesen sein.

Nach Ende der Osterferien wurde seitens des Schulministeriums ein behutsames Wiederanfahren des Unterrichts gefordert. Dabei sollten ab Donnerstag, 23. April zunächst den Studierenden, die vor Abschlussprüfungen standen, die Möglichkeit gegeben werden, sich im Austausch mit ihren Lehrerinnen und Lehrern darauf vorzubereiten. Das musste unter strenger Beachtung der Hygienevorgaben vor allem in den Prüfungsfächern und im Wechsel zwischen Präsenz- und digitalem Unterricht geschehen. An der Fachschule wurden die Vorgaben in der Form umgesetzt, dass an jedem Tag nur eine –jeweils wechselnde- Abschlussklasse in jeweils zwei parallelen Gruppen unterrichtet wurde. Die Studierenden waren offensichtlich froh, wieder zur Schule gehen zu können, nahmen bereitwillig dieses verpflichtende Angebot wahr, kamen mit Mund-Nasenschutz in den Unterricht und setzten die hygienischen Auflagen bereitwillig um. Wegen der erforderlichen Mindestabstände konnten maximal etwa 12 Studierende gleichzeitig in einem Klassenraum unterrichtet werden. Die Sitzordnung musste protokolliert werden, um im Ernstfall Infektionsketten zurückverfolgen zu können.  Die schriftlichen Prüfungen stellten eine organisatorische Herausforderung dar, konnten in der Aula, als dem größten Raum der Fachschule, doch nur maximal 40 Plätze zur Verfügung gestellt werden. Nur so waren die erforderlichen zwei Meter Mindestabstand und fünf Quadratmeter Fläche pro Person zu gewährleisten. Daher mussten die Klausuren parallel auch in anderen Schulräumen durchgeführt werden. Nachdem die Klausuren geschrieben waren und die Studierenden der Abschlussklassen nicht mehr vor Ort waren, durften dann auch die Studierenden im ersten Fachschuljahr wieder am Präsenzunterricht teilnehmen. Allerdings in ungewohnter, weil völlig neuer Form: in Gruppen von halber Klassengröße und im Wechsel zwischen den Gruppen wurde und wird der Fachschulunterricht nun durchgeführt. Auch hier galt das Prinzip, die beiden Lehrkräfte-Teams nicht zu mischen und getrennt einzusetzen, so dass auch der Stundenplan und die vermittelten Unterrichtsinhalte völlig neu konzipiert werden mussten. In der Zeit außerhalb des Präsenzunterrichts war und ist eigenverantwortliches begleitetes Arbeiten zu Hause gefordert.

Autor: Dr. Ulrich Reul