Landessortenversuche Sommergerste 2011

Sommergerste

Futtergerste mit stärksten Ertragseinbußen

Nach den Ergebnissen der besonderen Ernteermittlung des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik in Düsseldorf (BEE) wurde bei der Sommerfuttergerste in Nordrhein-Westfalen im Erntejahr 2011 mit 45,2 dt je ha im Vergleich zum zehnjährigen Mittel, aber auch zum letzten Jahr, ein um gut 5 dt je ha deutlich niedrigerer Ertrag erzielt. Wie die Landessortenversuche Sommerfuttergerste 2011 ausgefallen sind, erläutern Dr. Joachim Holz und Heinz Koch.

Unter den Sommergetreidearten zeigte die Sommergerste diesjährig damit tatsächliche Ertragsverluste. Auch die ab Juni gefallenen Niederschläge konnten keine Ertragskompensation über die Tausendkornmasse mehr bewirken – noch nicht einmal teilweise. Die vergleichsweise frühere Reife verhinderte dies. Die Anbauflächen der Sommergerste nahmen gegenüber dem Vorjahr NRW-weit um rund 1 600 ha auf 11 260 ha zu, diese aber ausschließlich im westfälisch-lippischen Landesteil.

Die Landessortenversuche

Im Jahr 2011 wurden die Landessortenversuche Sommerfuttergerste in NRW auf zwei Lehmstandorten zweifaktoriell mit insgesamt sechs Sorten angelegt. Die Versuchsdurchführung geht aus der Tabelle 1 hervor. Aus den Kammergebieten Niedersachsen und Schleswig-Holstein konnten noch fünf weitere Landessortenversuchsergebnisse von Sandstandorten in die Gesamtauswertung einbezogen werden, so dass in diesem Jahr insgesamt sieben Versuche als Basis für die Sortenempfehlungen zur Verfügung stehen, siehe dazu die Tabelle 2. Aus den Ertragsergebnissen der Tabellen 2 und 3 sind, standortspezifisch zusammengefasst, die diesjährigen und mehrjährigen Erträge der Sorten als Beurteilungsgrundlage für die Sortenempfehlung aufgeführt. Aus diesen Tabellen abgeleitet, sind der Tabelle 4 die Sortenempfehlungen zu entnehmen. Die sortenspezifischen Beschreibungen zur Ertragsbildungsstruktur sowie den Schwächen und Stärken befinden sich in der Tabelle 5. In der Tabelle 6 sind die detaillierten Einstufungen der Sorten bezüglich ihrer agronomischen Merkmale aufgeführt.

Höhere Intensität wirtschaftlich ?

Die Prüfung der Sommerfuttergerstensorten erfolgte unter den Bedingungen zweier Intensitätsstufen B1 und B2, siehe Tabelle 1. Bei einem in diesem Jahr berücksichtigten Erzeugerpreis von 18,00 € je dt mussten in der höheren Intensitätsstufe B2 mindestens 6,1 dt je ha mehr erzielt werden, um die Wirtschaftlichkeit des Mehraufwandes in dieser Variante abzusichern. Dieser erforderliche Mindestmehrertrag ist 2011 nur auf drei der insgesamt sieben Landessortenversuchsstandorte im Mittel der Sorten erzielt worden, dort aber dann recht deutlich. Sortenspezifische, grundsätzlich intensivere oder extensivere Behandlungsansprüche lassen sich in diesem Jahr, wie auch schon in den Vorjahren, für die geprüften Sommergerstensorten nicht deutlich ableiten.

Hinweise zum Anbau

Wie bei allen Sommergetreidearten, muss auch bei der Sommergerste durch eine möglichst frühe Aussaat die ohnehin knappe Vegetationszeit möglichst umfänglich ausgenutzt werden. Insbesondere die noch verfügbare Zeit unter Kurztagsbedingungen - der Zeitspanne vom Saattermin bis etwa 20. April - sorgt für gute Bestockungs- und Bewurzelungsverhältnisse, als Voraussetzung für ausreichend hohe Bestandesdichten bei noch moderaten Aussaatstärken. Der Tabelle 7 sind die Saatmengen und Saatstärkenempfehlungen zu entnehmen.

Im Unterschied zu Sommerweizen und Sommerhafer verträgt die Sommergerste allerdings noch am ehesten auch kürzere Vegetationszeiten durch verspätete Aussaaten. Wie aus der Tabelle 5 zu ersehen, verfügt die Sommergerste im Vergleich zu den anderen Sommergetreidearten über das höchste Bestockungsvermögen. Die höchsten Beährungskoeffizienten, also die Anzahl ährentragender Halme je Keimpflanze, sind hier zu ermitteln.

Das Erreichen ausreichend hoher Bestandesdichten als ein wesentliches Ertragsstrukturmerkmal zur Ertragssicherung ist bei dieser Kulturart damit noch am ehesten gewährleistet. Allerdings garantieren hohe Bestandesdichten und auch höhere TKM bei der Sommergerste allein noch keine hohen Erträge. Ein wesentlicher begrenzender Ertragsfaktor, stärker noch als die TKM, sind die Kornzahlen je Ähre. Die einblütigen Ährchen einer zweizeiligen Sommergerste besitzen kein Kompensationsvermögen. Die Kornzahl je Ähre bestimmt sich einzig und allein über die Ährenlänge. Daher sollte auch hier auf eine möglichst frühe Aussaat geachtet werden, damit das während der Bestockungsphase unter Kurztagsbedingungen stattfindende Doppelringstadium möglichst lange dauert und sich entsprechend längere Ähren ausbilden können.

Da Sommergerste sehr empfindlich auf Bodenverdichtungen reagiert, sollten auf jeden Fall gute Saatbettbedingungen abgewartet werden. Die Grundsätze für die N-Düngung sind die gleichen wie bei den anderen Sommergetreidearten. Sommergerste neigt stärker zu Zwiewuchs. Sie hat einen geringen Vorfruchtwert und kann auch mehrmals hintereinander angebaut werden, ohne Ertragsminderungen befürchten zu müssen.

Autor: Dr. Joachim Holz, Heinz Koch