Nitratdienst April 2020

Raps in voller BlüteBild vergrößern
Die Witterung der letzten Wochen löste eine rasante Entwicklung und damit auch Aufnahme an Stickstoff aus.

Viel zu wenig Niederschlag und warme Tagestemperaturen

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs im Zeitraum von Mitte März bis Mitte April auf den Referenzflächen in NRW. Der Zeitraum war geprägt von äußerster Trockenheit und größtenteils warmen Temperaturen im Tagesverlauf. Insgesamt fielen innerhalb des fünfwöchigen Beobachtungszeitraums im Durchschnitt gerade einmal knapp 26 Millimeter Niederschlag in den ackerbaulich geprägten Naturräumen. Der größte Anteil davon kam direkt zu Beginn des Zeitraums während der ersten drei bis vier Tage zwischen dem 10. und 13. März zustande. Danach blieb es nahezu trocken. Auch bei der Verteilung des Wassers gab es nur wenige Unterschiede zwischen den Regionen. Die überwiegende Zeit war geprägt von viel Sonnenschein und tagelangem trockenen Wind aus nordöstlicher oder östlicher Richtung. Bis zum Monatswechsel zwischen März und April blieben die Tageshöchsttemperaturen in einer Amplitude von fünf bis fünfzehn Grad Celsius, wobei es zum Monatsende bei klaren Nächten oft zu leichtem Bodenfrost kam. Ab dem Monatswechsel wurde es landesweit für den Zeitraum von etwa einer Woche tags und nachts deutlich kühler. Ab der zweiten Aprilwoche kletterten die Temperaturen sprunghaft an mit Tageswerten von meist über zwanzig Grad Celsius. Diese Witterung hielt bis Ostern und damit bis zum aktuellen Probenahmezeitraum auf den Referenzflächen an.

Oberboden weist bereits Wasserdefizit auf

Die Witterung wurde vielfach genutzt, um auf den sich schnell abtrocknenden Böden ab Mitte März Dünger zu den Winterungen auszubringen. Auf den mittleren und schweren Böden war das Ausbringen von Wirtschaftsdüngern in den meisten Fällen hier überhaupt zum ersten Mal möglich, weil die Böden vorher oft noch wassergesättigt waren und der Bodenschutz nicht gewährleistet werden konnte. Damit konnte diese Düngung oft erst verhältnismäßig spät durchgeführt werden in diesem Jahr. Im Rheinland waren die Getreidearten unmittelbar vor Ostern kurz vor dem Schossen und in manchen Fällen wurde bereits eine zweite N-Gabe appliziert. Aufgrund der rasanten Entwicklung aufgrund der Witterung wurde beim Winterraps, der sich zuletzt überall in voller Blüte präsentierte, meist auf eine zweite N-Gabe verzichtet und die beiden üblichen Stickstoffgaben wurden zusammengefasst. Die Winterungen konnten noch aufgrund ihrer bereits tiefen Wurzeln von den Wasserreserven, welche sich in den vorangegangenen Monaten aufgebaut hatten, zehren. Der Oberboden ist jedoch bereits viel zu trocken. Die trockene Witterung – und hier vor allem der langanhaltende trockene Ostwind – sowie die Bestellvorgänge für die Vorbereitung der Aussaat der Sommerungen wie Zuckerrüben, Kartoffeln, Mais oder Körnerleguminosen haben deutlich an der Feuchtigkeit in der Krumenschicht gezehrt. Es war und ist angeraten, die Bodenbewegung entsprechend anzupassen und möglichst viel Feuchtigkeit zu konservieren. Die verbleibende Feuchtigkeit im Boden und der niederschlagsarme Zeitraum sollte genutzt werden, die verbleibenden Sommerungen zügig in den Boden zu bringen und schnelle Feldaufgänge zu bewirken. Aufgrund der oft sternklaren Nächte kühlten die Böden trotz der z.T. warmen Tagestemperaturen immer wieder aus, was v.a. für die in Vorbereitung und bereits ausgesäten vegetationslosen Flächen der Sommerungen gilt.

Die Erwärmung des Oberbodens tagsüber und die Restfeuchtigkeit hat für gute Mineralisationsbedingungen gesorgt. Einer zügigen Umsetzung von organischer Substanz durch die Mikroorganismen hin zu pflanzenverfügbarem mineralischem Stickstoff stand insbesondere auf den organisch versorgten Standorten und dort, wo Zwischenfrüchte im Zuge der Vorbereitung für die Neuansaaten zum Absterben gebracht und oft in den Boden eingearbeitet wurden, nichts im Wege. Dort wo durch die Saatbettbereitung und Aussaat der obere Boden bewegt wurde, wurde außerdem Sauerstoff eingebracht, wovon die Mikroorganismen profitierten. Zusätzlich verbesserte sich die Kontaktfläche, weil die organische Substanz mit den mineralischen Bodenpartikeln vermischt wurde. Nicht zuletzt führt die Erhöhung des Porenanteils durch den Bodeneingriff dazu, dass sich der Oberboden schneller erwärmt und damit den Gesamtprozess begünstigt. Auch dort, wo in den letzten Wochen ammoniumhaltige mineralische oder organische Stickstoffdünger eingesetzt wurden, konnte aufgrund selbiger Bedingungen eine rasche Umsetzung von Ammonium hin zu mobilem Nitratstickstoff erfolgen (Nitrifikation), weil an diesem Prozess ebenfalls Bakterien beteiligt sind.

Günstigen Mineralisationsbedingungen zeigen sich auch bei Referenzflächen – Wasser für Neuansaaten benötigt

Auf einigen der Referenzflächen wurden Zuckerrüben und auf einer Kartoffeln angebaut. Die Erhöhung der Nmin-Werte gegenüber dem Vormonat ist hier auf eine Kombination aus Bodenbewegung und der meist einmaligen Düngemaßnahme zurückzuführen. Das Mineralisationspotenzial der letzten Wochen erkennt man z.B. unter der ungedüngten und zuletzt mit ZF-Ackersenf bestellten Fläche in Rheda-Wiedenbrück, unter der sich der Nmin-Wert um 34 kg/ha erhöht hat oder auch unter der ungedüngten, mit einer ZF-Mischung (Schäfermischung) eingesäten Fläche in Telgte, wo der Nmin-Gehalt gegenüber dem Vormonat sogar von 9 auf 58 kg/ha und damit um 49 kg/ha angestiegen ist. Auf beiden Flächen ist nach Kenntnisstand keine Einarbeitung und damit Bodenbewegung passiert. Als ein Beispiel mit Bodenbearbeitung dient die mit zuletzt Mais bestellte und nun gepflügte Fläche in Hemer, wo 20 kg/ha Nmin gegenüber dem zuvor gemessenen Wert hinzugekommen sind. Aufgrund der nicht vorhandenen Sickerwasserbildung im letzten Monat und damit nicht vorhandenen Verlagerung oder Auswaschung von mobilem Nitratstickstoff steht den Neuansaaten auf entsprechenden Flächen nun einiger frisch gebildeter Stickstoff in der Krume zur Verfügung. Wie bereits erwähnt, werden jedoch dringend Niederschlag zum Auffüllen der Wasservorräte in der Krume benötigt. Das gilt insbesondere für die jüngst und in Kürze gelegten Maissaaten auf den leichten Bodenarten. Nur bei genügend Bodenfeuchtigkeit können die Sommerungen insgesamt von dem Stickstoffangebot profitieren, wobei der Mais in den ersten Tagen noch von seiner in der Regel platzierten Unterfußdüngung in Nähe des Saatkorns wird zehren können.

Autor: Holger Fechner