Natriumbicarbonat in der Milchviehfütterung

Kühe am Fressgitter

In der Fütterungspraxis hochleistender Milchkühe sind vermehrt acidotische Situationen zu beobachten. Ursächlich hierfür sind feuchtere, intensiver vergorene Grassilagen mit höheren Säuregehalten, steigende Kraftfutteranteile in den Rationen sowie höhere Gehalte löslicher Kohlenhydrate in den Kraftfuttern. Die subklinischen Acidosen finden ihren Niederschlag in einem höheren Anteil an Tieren mit Klauenrehe.

Acidotische Situationen sollen im Rahmen der Rationsgestaltung durch Beachtung einer ausreichenden Strukturversorgung vermieden werden. In grassilagereichen Rationen ist mitunter trotz ausreichender Strukturwerte eine Übersäuerung des Pansens zu beobachten. In solchen Situationen kann der Einsatz von puffernden Substanzen eine ergänzende Maßnahme zur Acidosevorbeuge darstellen.

Hypothesen:

Bei hochleistenden Kühen führt der Einsatz von Natriumbicarbonat in Rationen, die vorwiegend auf feuchten Grassilagen sowie Getreide basieren, zu einer Verminderung acidotischer Erscheinungen.

Versuchsstart:

Januar 2006

Versuchsende:

Oktober 2006

Versuchsaufbau:

Fütterungsversuch mit 2 x 24 hochleistenden HF-Kühen über einen Zeitraum von 100 Laktationstagen. Aufgewertete Mischration . Kraftfutterzuteilung nach Milchleistung.

  • Gruppe 1: Kontrollgruppe
  • Gruppe 2: 240 g Natriumbicarbonat je Kuh/Tag über Kraftfutter

Die Herde wird in 2 vergleichbare Gruppen geteilt. Die Einteilung erfolgt nach folgenden Kriterien:

  • Laktationsnummer
  • Kalbedatum
  • Milchleistung
  • Lebendmasse bzw. BCS

Datenerfassung:

Grunddaten:

  • Futteraufnahme, täglich
  • Milchmenge, täglich
  • Milchinhaltstoffe, 14-tägig
  • Lebendmasse, alle 4 Wochen
  • Rückenfettdicke, alle 4 Wochen
  • Kotentnahme: viermal im Laufe des Versuchs an allen Kühen zur Verdaulichkeitsschätzung mit Hilfe der Kotstickstoffmethode, pH-Wert-Bestimmung
  • Harnsammlung: an vier Terminen im Laufe des Versuchs von 12 Tieren jeder Gruppe, pH-Wert und NSBA Bestimmung
  • Entnahme von Pansensaft: an vier Terminen im Laufe des Versuchs, pH-Wert, kurzkettige Fettsäuren

Futteranalysen:

  • Milchleistungsfutter: Verdaulichkeitsbestimmung an Hammel
  • Grobfutter: Einzelkomponenten
  • Kraftfutter: Analyse nach Weender
  • Mischration: TM-Bestimmung täglich

Beteiligung:

  • Uni Bonn, Institut für Tierwissenschaften, Abteilung Tierernährung, Herr Christian Wülbeck Doktorand, Prof. Dr. K.-H. Südekum
  • Firma Solvay Chemicals International, Frederik Degraeve und G. Kolkmann
  • Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Hendrik van de Sand, Dr. Martin Pries, Annette Menke