Milchleistungsfutter im Test

Hammeltest

Im Landwirtschaftszentrum Haus Riswick, Kleve, wurden im Auftrag in der energetischen Futterwertprüfung zehn Ergänzungsfuttermittel für Milchkühe von neun Mischfutterherstellern geprüft. Ziel dieser Prüfung ist die Bestimmung des Energiegehaltes für das jeweilige Futter auf der Grundlage von Verdauungsversuchen an Hammeln, um anschließend einen Vergleich mit dem vom Hersteller deklarierten Energiewert vorzunehmen. Neben den Gehalten an Rohnährstoffen und der Energie werden zur besseren Beschreibung der Futter auch die Gehalte an Stärke und Zucker sowie NDFom und ADFom ermittelt und dargestellt. Über das methodische Vorgehen im Detail informiert die Übersicht „Ablauf und Methode der Energetischen Futterwertprüfung“ (siehe unten).

In den vorliegenden drei Prüfdurchgängen wurden zehn Ergänzungsfutter für Milchkühe mit unterschiedlichen Angaben bezüglich des Energie- und Proteingehaltes geprüft. Ein Futter besitzt gemäß Deklaration einen Energiegehalt von 6,5 MJ NEL/kg und 13 % Rohprotein. Der Fettgehalt soll 9,1 % betragen, wobei gemäß Herstellerinformation ein Großteil der Fettsäuren aus konjugierter Linolsäure (CLA) besteht. Das Futter soll bis maximal 3 kg pro Tier und Tag zu Laktationsbeginn über drei Wochen gefüttert werden. Ein weiteres Futter gehört nach Herstellerangaben in die Energiestufe 3 bei einem Rohproteingehalt von 18 %. Sieben Futter sind gemäß Deklaration mit einem Energiegehalt von 7,0 MJ NEL/kg ausgestattet. Die Angaben zum Gehalt an Rohprotein bewegen sich zwischen 18 und 22 %. Entsprechend der Herstellerangaben sollen die Futter in der Regel zu ausgeglichenen Grundrationen bzw. zu Rationen mit leichtem Eiweißmangel zum Einsatz kommen. Das Futter Biol. Kühe 20/4 Mais der Firma Reudink, Boxmeer, NL, ist für die ökologische Milchviehhaltung vorgesehen. Ein weiteres Futter soll einen Energiegehalt von 7,1 MJ NEL/kg und 20 % Rohprotein aufweisen. Auch hier wird der Einsatz zu ausgeglichenen Grundfutterrationen vorgeschlagen.

Gemäß Herstellerinformationen bewegen sich die Rohfasergehalte zwischen 6,3 und 12,9 %. Insbesondere bei den Futtern mit einem Energiegehalt von 7,0 MJ NEL/kg und höher finden sich niedrige Angaben zum Rohfasergehalt. Die Angaben zum Gehalt an Calcium bzw. Phosphor bewegen sich zwischen 0,60 und 1,75 % bzw. 0,44 und 0,65 %.

Bei den Proteinkennzahlen sind ebenfalls größere Unterschiede zwischen den Herstellerangaben vorhanden. So bewegen sich die Informationen bezüglich des nXP-Wertes zwischen 142 und 195 g/kg. Bei der RNB werden Werte zwischen -1,9 und 5,7 g/kg angegeben.

Ergebnisse

Aus der Tabelle (siehe unten) sind die deklarierten Gehalte, die analytisch ermittelten Inhaltsstoffe sowie die am Hammel ermittelten Verdaulichkeiten und die daraus bestimmte Energiestufe für die Futter zu entnehmen. Ein Vergleich der deklarierten Rohnährstoffgehalte zeigt bei allen geprüften Futtern eine gute Übereinstimmung mit den durch die LUFA NRW untersuchten Nährstoffgehalten. Dies gilt auch für die Gehalte an Calcium und Phosphor. Die futtermittelrechtlichen Toleranzen werden in fast allen Fällen eingehalten. Bei den Futtern Fresh Cow Biks Top Pellet der Firma Hendrix UTD, Boxmeer, NL und deuka MK 214 Spezial der Deutschen Tiernahrung Cremer, Düsseldorf werden beim Rohfett die Toleranzen überschritten.

Die Gehalte an organischer Masse bewegen sich zwischen 80,0 und 83,2 %. Vor allem die Unterschiede im Rohaschegehalt verursachen die Differenzen im Gehalt an organischer Masse. Bei der Verdaulichkeit der organischen Masse ergeben sich Werte zwischen 76,9 und 87,6 %, womit hier eine wesentlich größere Variation zwischen den Futtern gegeben ist. Auf Basis der verdaulichen Rohnährstoffe wird ein Futter in die Energiestufe 2, zwei Futter in Stufe 3 und schließlich sieben Futter in die Stufe >3 eingruppiert. Die Energieangaben der Hersteller werden in allen Fällen bestätigt. Auch die Anwendung der im Rahmen der amtlichen Futtermittelüberwachung gesetzlich vorgeschriebenen Energieschätzgleichung führt bei allen Futtern zu einer Bestätigung der deklarierten Energiewerte bzw. Energiestufen.

Der Tabelle können auch die analysierten Gehalte an Zucker und Stärke sowie an NDFom und ADFom entnommen werden. Größere Unterschiede ergeben sich bei den Stärkegehalten, die zwischen 89 und 341 g/kg schwanken. Die Größen NDFom und ADFom bezeichnen die neutrale und saure Detergenzien-Fasern. International sind diese Größen sehr geläufig. Die Werte beschreiben im Wesentlichen den Gehalt an Zellwandmaterialen in Futtern. ADFom wird zur Energieschätzung mit der gesetzlich vorgeschriebenen Gleichung benötigt. Die NDFom-Werte variieren zwischen 162 und 330 g/kg. Hohe NDFom-Werte finden sich vor allem in Futtern mit niedrigen Stärkegehalten.

Kommentar

Bei allen geprüften Futtern führt die Energiebestimmung über die Messung der verdaubaren Nährstoffe im Verdauungsversuch zu einer Bestätigung der von den Herstellern angegebenen Energiewerte bzw. Energiestufen. Somit ergibt sich eine hohe Zuverlässigkeit in den Energieangaben der Hersteller. Dies ist Voraussetzung für die leistungsrechte Zuteilung des Kraftfutters.

Die chemischen Analysen machen deutlich, dass zwischen den Futtern trotz gleichem Energiegehalt große Unterschiede im Stärkegehalt vorhanden sind. Der Gehalt an Stärke und auch die Herkunft der Stärke ist für die Beurteilung und Vorhersage von Fermentationsvorgängen im Pansen von größter Bedeutung, gerade für Kühe in der Hochlaktationsphase, in der acidotische Pansenverhältnisse unbedingt vermieden werden sollten. Vor diesem Hintergrund ergibt sich Forderung nach Angabe der Stärke- und Zuckergehalte in den Fütterungshinweisen, da dann die Auswahl und der Einsatz des Milchleistungsfutters passend zum Grobfutter noch zielgerichteter erfolgen können.

Gemäß Vereinbarung soll die Energieangabe bei Milchleistungsfuttern auf Basis des Energiestufensystems erfolgen. Eine zehntelgenaue Energieangabe ist für die Nachvollziehbarkeit in Verdauungsversuchen und für die Umsetzung in die Fütterungspraxis nicht aussagefähiger als eine Energieangabe über das Energiestufensystem.

Der Proteinwert eines Futters ergibt sich aus den Größen Rohprotein (XP), nutzbares Rohprotein am Dünndarm (nXP) und ruminale Stickstoffbilanz (RNB). Die Angaben hierzu erfolgen im Rahmen der Deklaration oder als ergänzende Information unter den Fütterungshinweisen. Beim nXP besteht die Vereinbarung, die Angaben in 5 g-Schritten vorzunehmen, da ansonsten eine Genauigkeit vorgegeben wird, die objektiv nicht vorhanden ist. Die Angabe von Milcherzeugungswerten sollte auf der Basis von nXP und NEL für Milch mit 4 % Fett und 3,4 % Eiweiß erfolgen. Eine Angabe auf Basis Rohprotein, wie sie von einigen Herstellern vorgenommen wird, entspricht nicht dem aktuellen Kenntnisstand der Proteinbewertung.

Fazit

Der Energiegehalt von 10 Milchleistungsfuttern wurde im Verdaulichkeitstest bestimmt und mit den Angaben der Hersteller verglichen. In allen Fällen konnte der deklarierte Energiegehalt bestätigt werden, worin eine gute Zuverlässigkeit in den Energieangaben der Hersteller zum Ausdruck kommt. Angaben zum Gehalt an Stärke und Zucker sind für eine fachlich fundierte Rationsberechnung erforderlich.

Autor: Annette Menke