Kälberaufzuchtfutter und Rindermastfutter im Test

Stier im Stall

Im Landwirtschaftszentrum Haus Riswick, Kleve, wurden im Auftrag im Rahmen der Energetischen Futterwertprüfung drei Ergänzungsfutter für die Kälberaufzucht und acht Ergänzungsfutter für die Rindermast geprüft. Ziel dieser Prüfung ist die Bestimmung des Energiegehaltes für das jeweilige Futter auf der Grundlage von Verdauungsversuchen an Hammeln, um anschließend einen Vergleich mit dem vom Hersteller deklarierten Energiewert vorzunehmen. Der detaillierte Prüfungsablauf befindet sich in der Tabelle 1, siehe unten.

Die drei hier geprüften Aufzuchtfutter für Kälber sollen nach Herstellerangaben 10,6 MJ ME/kg enthalten bzw. der Energiestufe 3 oder >3 angehören. Die Angaben zu den Rohproteingehalten dieser Futter betragen 18 bzw. 19 %. Größere Unterschiede gibt es bei den Informationen zum Rohfasergehalt, der mit 5,7, 6,5 bzw. 12 % angegeben wird. Bei den Calcium- und Phosphorgehalten schwanken die Angaben zwischen 1,00 und 1,50 % bzw. zwischen 0,60 und 0,65 %.

Von den acht geprüften Ergänzungsfuttermitteln für die Rindermast sollen gemäß Herstellerangabe zwei Futter der Energiestufe 2 und sechs Futter der Stufe 3 angehören. Mit Rohproteinangaben von 35,0 bzw. 38,5 % sind die Futter der Energiestufe 2 als besonders proteinreich einzustufen. Bei den Futtern der Energiestufe 3 variieren die Angaben zum Rohproteingehalt von 20,0 bis 30,0 %. Ebenfalls große Unterschiede gibt es bei den Angaben zum Rohaschegehalt, die zwischen 6,1 und 12,0 % liegen sollen. Entsprechend der unterschiedlichen Mineralisierung schwanken die Ca-Gehalte zwischen 0,68 und 2,30 %. Die Deklarationen zum Phosphorgehalt bewegen sich zwischen 0,60 und 0,80 %, womit eine deutlich geringere Spanne im Vergleich zum Calciumgehalt vorliegt.

Hinsichtlich der zu verfütternden Einsatzmengen werden je nach Grundfuttersituation und Lebendmasse der Mastrinder differenzierte Mengen empfohlen. Die Angaben auf den Begleitpapieren variieren zwischen 1,5 und 4 kg als Tagesmenge je Tier. ForFarmers Thesing empfiehlt den Einsatz nach individueller Beratung. Die Aufzuchtfutter für Kälber sollen zur freien Aufnahme bis zu einer Menge von 1,5 kg je Tier und Tag vorgelegt werden.

Bezüglich der in den Mischfuttern eingesetzten Komponenten erfolgt bei den Futtern Buma 30 S der RWZ Rhein-Main und Bullen 6 der Buir-Bliesheimer Agrargenossenschaft eine prozentuale Angabe. In den übrigen Fällen wird die Information bezüglich der Zusammensetzung der Futter in absteigender Reihenfolge vorgenommen. Von den Ergänzungsfuttern für die Rindermast sind vier Futter mit Harnstoff ausgestattet.

Der Tabelle 2 können die deklarierten Gehalte der Hersteller, die durch die LKS-Lichtenwalde ermittelten Analysenwerte sowie die im Hammeltest ermittelte Verdaulichkeit und die daraus bestimmte Energiestufe entnommen werden. Ein Vergleich der analysierten Nährstoffgehalte mit den Angaben der Hersteller zeigt eine sehr gute Übereinstimmung. Die gültigen futtermittelrechtlichen Toleranzen werden in allen Fällen außer beim P-Gehalt des Futters RWZ-Buma 30 S der Firma RWZ Rhein-Main, Köln eingehalten.

Der Gehalt an organischer Masse beträgt bei Kälberaufzuchtfuttern 80,7, 81,8 bzw. 82,3 %. Für die Rindermastfutter werden mit Werten zwischen 79,3 und 83,5 % in aller Regel etwas geringere Werte ermittelt, was vorwiegend durch die höheren Aschegehalte, bedingt durch eine stärkere Mineralisierung, in den Rindermastfuttern erklärt werden kann.

Die Verdaulichkeit der organischen Masse variiert in den vorliegenden Prüfdurchgängen zwischen 76,4 und 89,3 %. Besonders hohe Verdaulichkeitswerte werden für die Kälberkraftfutter ermittelt, so dass diese alle in die Energiestufe >3 eingruppiert werden können. Von den Ergänzungsfuttern für die Rindermast wird ein Futter in die Stufe 2, fünf Futter in die Stufe 3 und zwei Futter in die Stufe >3 eingestuft. Das Futter HS Bullenm. 25/III der Firma H. Schräder, Ochtrup besitzt eine Verdaulichkeit der organischen Masse von nur 76,4 %, woraus sich eine Einstufung in die Stufe 2 ergibt. Die angegebene Energiestufe 3 wird damit nicht erreicht.

Kommentar

Die Angaben zum Nährstoffgehalt auf dem Sackanhänger stellen die Lieferabsicht des Herstellers dar. Die Lieferabsichten bezüglich der Rohnährstoffgehalte wurden bei den hier geprüften elf Futtern in allen Fällen erfüllt. Dies ist Ausdruck einer guten Mischgenauigkeit einerseits sowie einer korrekten Einschätzung des Nährstoffgehaltes der verwendeten Komponenten durch den Hersteller andererseits. Beides ist Voraussetzung für eine qualitativ hochwertige Mischfutterproduktion.

Beim Futter HS Bullenm. 25/III wird die organische Masse nur zu 76,4 % verdaut, womit das Futter in die Stufe 2 eingruppiert wird und damit die Energieangabe des Herstellers nicht bestätigt wird. Auch die Energieschätzung mit Hilfe des Hohenheimer Futterwerttest führt zu einer Einstufung in die Stufe 2. Auf Basis langjähriger Prüfungen ergeben sich für die Rindermastfutter folgende Verdaulichkeit der organischen Masse für die verschiedenen Energiestufen:

  • Stufe 2:       78 – 80 %
  • Stufe 3:       81 – 83 %
  • Stufe >3:    > 84 %

Rindermastfutter sind in der Regel so konzipiert, dass sie die notwendigen Ergänzungen bezüglich der Mineral- und Vitaminversorgung sicherstellen, so dass die Gabe weiterer Mineralfuttermittel nicht erforderlich ist. Hierzu ist aber zum Beispiel ein Mindestgehalt an Calcium im Mischfutter von etwa 1,5 % erforderlich. Calciumgehalte von 0,68 % oder 1,0 % sind gerade für junge Mastbullen bei noch geringer Futteraufnahme sicherlich nicht bedarfsdeckend. Hier muss für ein optimales Skelettwachstum zusätzlich Futterkalk verabreicht werden. Wünschenswert wäre in diesen Situationen ein entsprechender Hinweis auf dem Sackanhänger oder aber eine Anhebung des Calciumgehaltes im Rindermastfutter auf mindestens 1,5 %.

In dem einen oder anderen Fall sind die Angaben zu den Futtermengenempfehlungen verbesserungsbedürftig. Angaben wie z. B. „nur bis 31 % der Tagesration verfüttern“ sind für die konkrete Futterzuteilung nur sehr bedingt geeignet. Noch komplizierter und für den Praktiker kaum mehr nachvollziehbar sind Futtermengenhinweise wie „maximal 20 % des Rohproteins aus NPN-Verbindungen füttern“. Für die praktischen Belange wären Kraftfutterzuteilungstabellen in Abhängigkeit der Lebendmasse der Mastrinder wesentlich geeigneter.

Fazit

In den vorliegenden Prüfdurchgängen konnte von elf geprüften Futtern in zehn Fällen der Energiegehalt bestätigt werden. Bei dem beanstandeten Futter war die Verdaulichkeit der organischen Masse zu gering, um die Anforderungen für ein Futter der Stufe 3 zu erfüllen. Durch die Wahl der Komponenten und Chargen bezogener Qualitätseinstufung für jedes Futtermittel kann der Energiegehalt in den Mischungen sehr genau gesteuert werden.

Autor: Annette Menke