Milchleistungsfutter im Test

Hammeltest

Milchleistungsfutter im Test

Im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Riswick, Kleve, wurden in der energetischen Futterwertprüfung 13 Ergänzungsfuttermittel für Milchkühe geprüft. Ziel dieser Prüfung ist die Bestimmung des Energiegehaltes für das jeweilige Futter auf der Grundlage von Verdauungsversuchen an Hammeln, um anschließend einen Vergleich mit dem vom Hersteller deklarierten Energiewert vorzunehmen. Neben den Gehalten an Rohnährstoffen und Energie werden zur besseren Beschreibung der Futter auch die Werte für Stärke und Zucker sowie für Neutral- und Säure-Detergenzien-Fasern (aNDFom und ADFom) ermittelt und dargestellt. Über das methodische Vorgehen im Detail informiert die Übersicht 1, siehe PDF-Datei unten.

Zur Prüfung kamen in den vorliegenden Durchgängen 13 Ergänzungsfutter für Milchkühe von ebenso vielen Herstellern. Drei Milchleistungsfutter sollen der Energiestufe 3 angehören. Die hierfür deklarierten Rohproteingehalte betragen 18 bzw. 20 %. Neun Futter wurden mit der Energieangabe 7,0 MJ NEL/kg an den Landwirt abgegeben. Bei diesen Futtern werden Rohproteingehalte von 18, 19, 20 bzw. 21 % deklariert. Ein Futter soll ein Energiegehalt von 7,2 MJ NEL/kg bei einem Rohproteingehalt von 23 % besitzen. Die Rohfasergehalte werden im Bereich von 6,0 bis 12,5 % angegeben. Die höheren Rohfaserwerte finden sich bei den Futtern der Energiestufe 3. Die Angaben zu den Fettgehalten variieren zwischen 2,5 und 4,5 %, bei der Rohasche von 5,6 bis 7,7 %.

Gemäß Herstellerangaben sollen die Futter überwiegend zu ausgewogenen Grobfutterrationen eingesetzt werden. Des Öfteren sollen die Futter erst nach Rationsberechnung und individueller Beratung zum Einsatz kommen. Das Futter Sahna 20/4 M von Curo, Ostenfelde hat eine Zulassung für den Einsatz in der ökologischen Milchviehhaltung gemäß EU-Öko-Verordnung. Beim Futter Deukalac 214 der Firma Deutsche Tiernahrung Cremer, Düsseldorf wird die geringere Abbaubarkeit von Stärke und Protein im Pansen besonders erwähnt, was durch eine druck-thermische Behandlung bestimmter Komponenten erreicht werden soll.

Für alle Futter liegen Angaben zu den kalkulierten Gehalten an nutzbarem Rohprotein (nXP) und der ruminalen Stickstoffbilanz (RNB) vor, die größtenteils den Sackanhängern entnommen werden konnten. In den übrigen Fällen wurden die Werte beim Hersteller erfragt. Je nach Einsatzzweck ergeben sich variierende Angaben zu den nXP- und RNB-Gehalten. Beim nXP werden Werte zwischen 155 und 205 g/kg und bei der RNB Angaben zwischen 1,0 und 9,08 g/kg genannt. Auch hieraus leiten sich die unterschiedlichen Einsatzempfehlungen der Futter in Abhängigkeit der Grobfuttersituation ab.

 

Aus der Übersicht 2 sind die deklarierten Gehalte, die analytisch ermittelten Inhaltsstoffe sowie die am Hammel ermittelten Verdaulichkeiten und die daraus bestimmte Energiestufe der Futter zu entnehmen. Ein Vergleich der von den Herstellern angegebenen Nährstoffgehalte mit den durch die LUFA NRW ermittelten Werten zeigt bei allen Futtern im Wesentlichen eine gute Übereinstimmung. Diese Aussage gilt auch für die Gehalte an Calcium und Phosphor. Lediglich beim Futter BBAG 6000 der Buir-Bliesheimer Agrargenossenschaft, Nörvenich unterschreitet der mit 15,7 % Rohprotein analysierte Wert den deklarierten um mehr als die futtermittelrechtlich zulässige Toleranz. Beim Calciumgehalt liegt eine Überschreitung der deklarierten Werte in den Futtern Deukalac 214, Union MLF M 20.3 und BBAG 6000 vor. Die geltende Toleranz von 0,2 %-Punkte wird hier überschritten.

Der Gehalt an organischer Masse liegt in den Prüffuttern zwischen 80,1 und 83,1 %. Die geringen Gehalte in den Futtern Deukalac 214 und Digena 423 sind bedingt durch höhere Gehalte an Wasser und Rohasche.

Die Werte für die Verdaulichkeit der organischen Masse liegen zwischen 81,0 und 88,1 %, womit sehr große Unterschiede zwischen den Futtern bestehen. Auf Basis der verdaulichen Nährstoffe und die daraus berechneten Energiegehalte werden neun Futter in die Energiestufe 3 und vier Futter in die Stufe >3 eingruppiert. Bei den Futtern Maxima Dairy Star der Firma ForFarmers, Langförden und Digena 423 der Raiffeisen Lübbecker Land, Stemshorn kann der deklarierte Energiegehalt unter Berücksichtigung der futtermittelrechtlichen Toleranz von ± 0,25 MJ NEL/kg nicht bestätigt werden. Es liegt in beiden Fällen ein Energieuntergehalt vor. Die Energieermittlung mittels Hohenheimer Futterwerttest und vorgegebener Energieschätzgleichung führt zu einer ähnlichen Eingruppierung in die Energiestufen. Auch hiernach ist das Futter Digena 423 wegen eines zu geringen Energiegehaltes zu beanstanden.

Angaben zu den analysierten Gehalten an Stärke und Zucker sowie den Detergenzienfasern aNDFom und ADFom befinden sich ebenfalls in der Übersicht 2. Es bestehen zum Teil deutliche Unterschiede in den Kohlenhydratgehalten, woraus sich wiederum differenzierte Einsatzempfehlungen ableiten lassen. Die Größe ADFom wird für die vom Gesetzgeber vorgeschriebene Energieschätzgleichung benötigt.

Kommentar

Die vorliegenden Prüfergebnisse zeigen wieder einmal eine große Bandbreite in der Verdaulichkeit der organischen Masse der geprüften Futter, woraus sich die Unterschiede im Energiegehalt im Wesentlichen ergeben. Positiv zu werten ist, dass in elf Futtern die seitens der Hersteller angegebene Energiestufe bzw. der Energiegehalt bestätigt werden, worin eine hohe Zuverlässigkeit bezüglich der Energieangaben zum Ausdruck kommt.

Futter der Energiestufe 3 haben erfahrungsgemäß eine Verdaulichkeit der organischen Masse zwischen 82 und 84 %, was sich auch in den vorliegenden Prüfdurchgängen wiederum bestätigt. Sollen Futter mit 7,0 MJ NEL/kg und mehr hergestellt werden, ist eine Verdaulichkeit von 85 % und darüber hinaus in der Regel erforderlich. Diese Vorgabe wird vom Futter Digena 423 knapp verfehlt und in Verbindung mit einem geringen Gehalt an organischer Masse erreicht das Futter in der Hammelprüfung nicht den deklarierten Energiewert.

Bei den Gehalten an Stärke und aNDFom werden regelmäßig große Unterschiede zwischen den Futtern festgestellt. Stärke und Zucker und die Detergenzienfasern haben großen Einfluss auf die Fermentationsvorgänge sowie auf den pH-Wert im Pansen. Zur Vermeidung acidotischer Zustände ist im Rahmen der Rationsplanung die Berücksichtigung der Kohlenhydratversorgung sehr wichtig. Vor diesem Hintergrund sollten in den Fütterungshinweisen konkrete Informationen zum Stärke- und aNDFom-Gehalt vorhanden sein.

Des Weiteren ist zu bedenken, dass im Pansen die Abbaubarkeit der Stärke und die Abbaugeschwindigkeit futtermittelspezifisch sind. Maisstärke wird beispielsweise wesentlich langsamer und weniger vollständig im Pansen abgebaut als Weizenstärke. Vor diesem Hintergrund können sich bei gleichem Stärkegehalt aber unterschiedlicher Zusammensetzung der Mischfutter sehr differenzierte Verdauungsvorgänge ergeben. Für die Rationsplanung sind deshalb Kenntnisse über die Zusammensetzung des Mischfutters erforderlich. Zur Beurteilung der Futtereigenschaften ist die prozentuale Angabe der verwendeten Komponenten auf dem Sackanhänger vorteilhafter als die alleinige Angabe in absteigender Reihenfolge.

Einige Hersteller geben in den ergänzenden Fütterungshinweisen Milcherzeugungswerte (MEW) der Kraftfutter für Energie und Protein an. Solche Angaben sind für die praktische Kraftfutterzuteilung durchaus hilfreich. Wünschenswert sind Angaben auf Basis der nXP-Versorgungsempfehlungen für Milch mit 4,2 % Fett und 3,4 % Eiweiß. Angaben auf Basis des Proteingehaltes sollten nicht erfolgen, da ansonsten die Weiterentwicklung des Proteinbewertungssystems nicht berücksichtigt wird.

Fazit

Bei zwei Futtern ergab sich bei der Hammelprüfung eine zu geringe Verdaulichkeit der organischen Masse, um den angegebenen Energiegehalt zu erreichen. Die Deklaration konnte deshalb nicht bestätigt werden. Bei den übrigen Futtern ergaben sich keine Beanstandungen.

Autor: Bernadette Bothe