Nitratdienst Mai 2021

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Die Witterung im April und Mai war ungewöhnlich kühl, was sich sehr auf den Pflanzenbau ausgewirkt hat. Die Rapsblüte zog sich symbolhaft sehr lange hin.

Ist der Mai kühl und nass…

Der Nitratdienst berichtet von der Dynamik des mineralischen Bodenstickstoffs im Zeitraum von Mitte April bis Ende Mai. Die Witterung innerhalb des fünfwöchigen Beobachtungszeitraums präsentierte sich außergewöhnlich und unterdurchschnittlich kühl. Der Monat April gehörte laut DWD zu den kältesten seit 40 Jahren. Die Tagestemperaturen bewegten sich meist im unteren zweistelligen Bereich. Nur in der letzten Aprilwoche, bei klaren Nächten wurden an den Wetterstationen für einige Tage Temperaturen im Frostbereich gemessen. Ansonsten blieb es frostfrei. Der letzte Aprilabschnitt präsentierte sich noch überwiegend sonnig. Die feuchte Witterung setzte kurz vor dem Monatswechsel ein. Seitdem gab es landesweit immer wieder Schauer, die regional mal mehr oder weniger Wasser brachten. Es gab auch des Öfteren Hagel und Gewitter – eine Fortsetzung des Aprilwetters. Richtiger Landregen war jedoch die Ausnahme. Durch die sich regional ergebenen Schauer fallen auch die gemessenen Niederschlagssummen sehr unterschiedlich aus. Im Durchschnitt fielen an den Wetterstationen 68 Millimeter an Wasser. Spitzenwerte mit um die hundert Millimeter fielen in den ackerbaulich geprägten Regionen an einigen Stationen im Ruhrgebiet, im westlichen Münsterland oder auch am nördlichen Niederrhein. Süd- und Ostwestfalen sowie das südliche Rheinland blieben hingegen unter dem landesweiten Durchschnitt. Aufgrund der unterschiedlichen Niederschlagssummen in den letzten Wochen und in Abhängigkeit von der Bodenart kam es zu einer Sickerwasserbildung, die eine Verlagerung oder sogar Auswaschung von mobilem Nitratstickstoff mit sich ziehen konnte. Konkret war das Szenario für das nordwestliche Münsterland auf Sandboden somit denkbar. Die nutzbaren Feldkapazitäten im Oberboden sind meist landesweit beim maximal möglichen Wert angelangt. Im Vergleich zu den letzten drei Jahren wird es somit in den kommenden Wochen erst einmal kaum zu einem Wasserdefizit für die Kulturen kommen.

Die kühle und feuchte Witterung hatte entsprechende Auswirkungen auf den Pflanzenbau. Die Entwicklung der Kulturen ist circa zwei bis drei Wochen zurück im Vergleich zu normalen Jahren. Der Stoffwechsel der Kulturen wurde förmlich ausgebremst. Gut zu beobachten war dies an der außergewöhnlich langanhaltenden Rapsblüte, die sich über viele Wochen hinstreckte, bzw. teilweise noch streckt. Daraus resultierte auch eine nur langsame und geringere Aufnahme der Nährstoffe. Das Getreide hat seit den Langtagbedingungen, die mit dem Beobachtungszeitraum dieses Nitratdienstes einsetzten, auf den generativen Modus umgestellt. Winterweizen als späteste Getreideart hatte zum Probenahmezeitpunkt meist das Fahnenblatt entwickelt und die letzte Stickstoffdüngung wurde bereits oder wird in Kürze durchgeführt. Aufgrund der Frühsommertrockenheit der letzten Jahre wird eine Düngung zur Ähre jedoch seltener appliziert und der N-Düngebedarf wurde meist schon mit den ersten zwei Gaben erledigt. Wichtig in diesem Jahr ist die ausreichende Versorgung mit Schwefel in Form von Sulfat. Die unterdurchschnittlich kühlen Bodentemperaturen sorgen dafür, dass die natürliche Nachlieferung in diesem Jahr sehr spät vonstattengeht – viel später als der Bedarf angezeigt ist. Schwefel ist erwiesenermaßen wichtig für eine hohe Stickstoffeffizienz. Insgesamt haben die niedrigen Bodentemperaturen auch nur für eine verhaltene Nachlieferung an mineralischem Stickstoff aus der organischen Bodensubstanz, der Mineralisation, gesorgt. Zudem wurde die Umwandlung von Ammoniumstickstoff zu Nitratstickstoff - die durch Bakterien durchgeführte Nitrifikation - verzögert. Bei Unter den Mineraldüngern waren deshalb die nitratbetonten bislang die überlegeneren, weil diese N-Form mit dem Wasserstrom zur Wurzel gelangen konnte. Ammoniumstickstoff muss sich die Pflanze erst „erwachsen“ oder er muss von vornehinein wurzelnah platziert werden, wie es bei der Unterfußdüngung z.B. zu Mais typisch ist.

Die Witterung hat dazu geführt, dass die Sommerungen Zuckerrübe, Mais, Kartoffeln oder auch die Leguminosen deutlich später gesät wurden als üblich. Insbesondere den Keimlingen bei den Rüben und dem Mais machten die Temperaturne zu schaffen und der Auflauf und die Jugendentwicklung liefen stark verzögert ab. Das nun pünktlich zum meteorologischen Sommeranfang angekündigte Sommerwetter wir die Entwicklung nun aber schnell voranbringen und einiges kann kompensiert werden. Auch wird in Verbindung mit der Bodenfeuchte die Mineralisation in den kommenden Tagen deutlich zunehmen und auf den organisch versorgten Standorten für viel verwertbaren Stickstoff sorgen. Dies werden insbesondere die Proben der späten Nmin-Methode zu Mais offenbaren, die demnächst durchgeführt werden.

Unter den Referenzflächen haben sich die Nmin-Werte unter den Getreidearten im Durchschnitt deutlich abgesenkt. Gegenüber den Vormonatswerten ergibt sich meist eine Halbierung. Der größte Anteil ist auf das Wachstum zurückzuführen, wobei die Pflanzen sich mittlerweile aus allen drei Bodenschichten und aus noch tieferen ernährt. In einigen Fällen zeigt sich auch die vermutete Verlagerung, bzw. Auswaschung an Stickstoff aus dem dreischichtigen System. Beispiele hierfür sind zum einen die mit Wintergerste bestellte Fläche in Dülmen, bei der vierzig Kilogramm pro Hektar an Nmin in der zweiten Bodenschicht (30 bis 60 cm) - Vormonat neun Kilogramm - gemessen wurden und zum anderen die auf sehr leichtem Boden mit Winterweizen bestellte Fläche in Borkenwirthe, bei der ebenfalls über vierzig Kilogramm in der zweiten und knapp zwanzig in der untersten Schicht (60 bis 90cm) analysiert wurden. Auch unter letztgenannter Fläche waren diese Schichten im Vormonat fast an Nmin entleert. Der zur zweiten Gabe platzierte Dünger plus der Stickstoff aus der Mineralisation sind hier eindeutig verlagert und anteilig auch ausgewaschen worden.

Zu Zuckerrüben, Mais und Kartoffeln präsentieren sich die Nmin-Werte gegenüber dem Vormonat erwartungsgemäß höher und liegen meist im dreistelligen Bereich. Durch die meist flächendeckende Stickstoffdüngung spiegelt sich der hier platzierte Stickstoff in der Probe wieder; die Nmin-Probe wird zwischen den Reihen gezogen, weswegen der Stickstoff aus der UFD nicht in der Probe enthalten ist. In einigen Fällen konnte Ammoniumstickstoff gefunden werden, was ein Zeichen für die träge Nitrifikation ist. In einigen Fällen kann dieser auch aus der Umsetzung der vorher eingearbeiteten Zwischenfrucht wie z.B. unter der Zuckerrüben-Fläche in Kevelaer herrühren. Durch die vorangegangene Bodenbearbeitung wird die Mineralisation gefördert. Eindeutig zeigt sich dieser Prozess anhand der vorgefundenen 30 kg/ha Ammoniumstickstoff unter der mit CCM-Mais bestellten Fläche in Rheine-Rodde, bei der das kurz vorher eingearbeitete Ackergras mineralisiert wird.

Autor: Holger Fechner