Nitratdienst Juli 2021

Lagerbildung bei TriticaleBild vergrößern
Durch starke Niederschläge ging Getreide vielerorts ins Lager

Durchwachsene Witterung mit lokalem Starkregen

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs unter den Referenzflächen in NRW im Zeitraum von Mitte Juni bis Mitte Juli. Nach der kurzanhaltenden Hitzewelle Mitte Juni mit über 30 Grad Celsius pendelten sich die Tagestemperaturen nach einem kurzen Tief zum Monatswechsel mit 20 bis 25 Grad auf ein angenehmes Niveau ein. Der vierwöchige Beobachtungszeitraum lässt sich jedoch als durchwachsen beschreiben. Neben Landregen traten vermehrt auch wieder einzelne lokale Starkniederschläge auf, die in kürzester Zeit sehr viel Wasser brachten. An den Wetterstationen Gummersbach und Bad Neuenahr-Ahrweiler wurden im gesamten Zeitraum mit 237 und 170 mm die höchsten Werte gemessen, in Lübbecke und Porta Westfalica waren es hingegen nur 43 mm. Die Bodenfeuchte in Ostwestfalen, vor allem in der Krumenschicht, fällt noch immer gering aus und der Oberboden verbleibt im kritisch-trockenen Bereich. Die gemessene Niederschlagsmenge in ganz NRW entspricht mit durchschnittlich 92 mm etwas mehr als dem langjährigen Mittel. Die katastrophalen Niederschlagsereignisse und das Hochwasser in einigen Kreisen des Landes ereigneten sich erst nach dem Beobachtungszeitraum und der Probenahme dieses Nitratdienstes.

Wüchsige Bedingungen und hohe N-Aufnahme durch die Sommerungen

In einigen Regionen brachten die aufgetretenen starken Niederschläge das Getreide, teilweise komplette Flächen, ins Lager. Vor allem die weicheren Halme des Sommergetreides sind lagergefährdet aber auch Kulturen wie beispielsweise Erbsen sind besonders betroffen. Das Vorkommen von Lagerbildung fiel auch wieder sehr lokal und unterschiedlich schwerwiegend aus. Dramatisch war es aber meist nicht und die Kulturen können in den meisten Fällen dennoch abreifen. Auch bei anderen Feldfrüchten machte sich der Starkregen bemerkbar: auf Mais- und Zuckerrübenflächen fand vermehrt Erosion statt.

Anfang Juli konnte schließlich das gute Wetter genutzt werden, um die ersten Wintergerstenflächen zu dreschen. Als erstes Fazit resultieren bisher unterdurchschnittliche Hektolitergewichte. Auch die Referenzfläche in Goch-Pfalzdorf wurde bereits beerntet und der Nmin-Gehalt stieg infolge dessen von 12 auf 31 kg N/ha an. Das unbeständige Wetter machte jedoch vielerorts einen Strich durch die Rechnung und verhinderte die Ernte, sodass bis dato nur etwa ein Drittel der Wintergerstenflächen beerntet werden konnten. Waren die Flächen befahrbar, konnte die Ernte am letzten Wochenende fortgesetzt werden. Unter den noch nicht geernteten Gerste- und Weizenflächen wurden sehr unterschiedliche Nmin-Werte gemessen. Der Nmin-Gehalt unter den Triticale- und Roggenflächen ist generell leicht gestiegen. Auf einigen Flächen konnte die Nmin-Probe aufgrund anhaltender Trockenheit nicht bis 90 cm Tiefe gezogen werden. Bei den restlichen Fällen wird deutlich, dass die unterste Bodenschicht meist ganz von mineralischem Stickstoff entleert ist. Die in der Regel ausreichende Bodenfeuchte während des Wachstums hat zu guten Beständen geführt und die Pflanzen haben den vorhandenen Stickstoff auch aus den tieferen Schichten dankbar aufgenommen. Besonders für die Eiweißbildung im Korn wird viel Stickstoff benötigt. Gedüngt wurden die Getreide-Referenzflächen im vierwöchigen Zeitraum nicht mehr. Mineralisation durch rein natürliche Bodenprozesse hat vor allem in der sich schnell erwärmenden Krumenschicht (0-30 cm) stattgefunden. Auf den temporär durchfeuchteten Böden waren die Bedingungen für die Neubildung von mineralischem Stickstoff aus der organischen Substanz besonders günstig. Das betrifft vor allem die kontinuierlich organisch versorgten Standorte. Auf der Wintergerstenfläche in Mettingen und der mit Wintertriticale bestellten Fläche in Hopsten lässt sich die Mineralisation anhand des Ammoniumstickstoffgehaltes noch nachweisen.

Auf den Flächen, auf denen Sommerungen wie Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln angebaut werden, sind die Nmin-Gehalte im Vergleich zum Vormonat deutlich gesunken, besonders unter Mais, was größtenteils auf ein gutes Wachstum und somit auf eine hohe Aufnahme von Stickstoff zurückzuführen ist. Auch unter der Ackerbohnenfläche in Lommersum und der Erbsenfläche in Uetterath haben sich die Nmin-Werte deutlich verringert. Mitte Juni wurden Kartoffeln zum Teil beregnet und neben den hohen Temperaturen machte auch teilweise die intensive UV-Strahlung Probleme und konnte zu Blattverbrennungen führen. Die Kartoffelbestände haben sich aber dieses Jahr trotz langsamer Jugendentwicklung gut etabliert und stehen im Gegensatz zum Vorjahr sehr gut. Erste Frühkartoffelsorten wurden bereits langsam reif. Auch für die Zuckerrüben war es ein wüchsiger Monat und der Vegetationsverzug wurde fast aufgeholt. Der Mais profitierte ebenfalls von den vorteilhaften Bedingungen der vergangenen Wochen und man kann ihm nahezu beim Wachsen zusehen. Die Nmin-Werte unter den Sommerungen befinden sich oft noch im dreistelligen Bereich. Im Gegensatz zu den Getreideflächen ist bei den Kulturen Mais, Kartoffel und Zuckerrübe in der untersten Bodenschicht (60-90 cm) noch viel mineralischer Stickstoff vorhanden, von dem die Pflanzen zehren können. Die Mais-Flächen in Hemer und Brakel wurden Mitte Juni organisch gedüngt, was sich aber nicht im Nmin-Gehalt widerspiegelt, da die hohe N-Aufnahme durch die Kultur den Stickstoffvorrat immer weiter schwinden lässt.

Autor: Samira Bauerfeind