Nitratdienst Oktober 2021

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Die vielfach angebauten Zwischenfruchtbestände haben sich meist auch ohne Düngung gut etabliert und kommen ihrer Funktion der Stickstoff-Aufnahme und -konservierung nach.

Erst noch sommerlich, später dann herbstlich und insgesamt wenig Niederschlag

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs unter den Referenzflächen im Zeitraum von Anfang September bis Anfang Oktober. Der fünfwöchige Beobachtungszeitraum war bis Mitte September geprägt von sommerlichen Temperaturen mit tagsüber über zwanzig Grad Celsius. Auch nachts blieben die Temperaturen mit zweistelligen Werten im milden Bereich. Mit Ausnahme einer kurzen Unterbrechung Ende September, wo die Temperaturen noch einmal knapp über zwanzig Grad kamen war der Temperaturgang ab Mitte September vom Trend fallend. In den letzten Tagen vor der Probenahme war es dann mit Tagestemperaturen um die 15 Grad Celsius und Nachttemperaturen mit Werten nur noch im unteren einstelligen Bereich herbstlich frisch. Zu Bodenfrostereignissen kam es mit wenigen Ausnahmen in den Mittelgebirgen insgesamt noch nicht. Mit den fallenden Lufttemperaturen sanken mit einer Verzögerung auch die Bodentemperaturen. Es gab zwei Zeiträume, wo es Niederschlag gab. Eine kurze Periode gab es zu Beginn des Beobachtungszeitraums, wo sich an manchen Tagen zum Teil sehr große Niederschlagssummen ergaben, so wie beispielsweise in Bad Salzuflen mit 30 Millimetern oder in Marsberg mit mehr als 50 Millimeter. Die zweite Periode ergab sich dann um den Monatswechsel, wo es flächendeckend Niederschläge gab - allerdings mit insgesamt nur geringen Summen. Die durchschnittliche Summe für den fünfwöchigen Zeitraum lag bei nur knapp 50 Millimetern an den Wetterstationen in NRW, was deutlich unter dem vieljährigen Mittelwert von September oder auch Oktober jeweils zirka 70 Millimeter liegt. Keine Station erreichte die Marke von hundert Millimetern. Im westlichen Münsterland, dem Niederrhein und manche Station im Bergischen Land erzielten lediglich um die 90 Millimeter. Im Münsterland auf den leichteren Bodenarten sowie im südlichen Rheinland im Regenschatten weist der bewachsene Oberboden innerhalb der letzten Woche vor der Probenahme nur noch etwa ein Drittel seiner nutzbaren Feldkapazität auf. Die bestellten Flächen haben hier auf jeden Fall weiteres Wasser nötig. In Ostwestfalen sowie am Niederrhein sieht es deutlich entspannter aus. Für die Wetterstation in Kleve wurde zum Ende des Zeitraums auf lehmigen Sand eine nFK von über 100% modelliert, was bedeutet, dass es auf solchen Flächen zu einer Sickerwasserbildung mit potenziellen Nitratverlusten kam.

Aufgrund des zwar kontinuierlichen aber sehr langsamen Temperaturrückgangs in Kombination mit den Niederschlägen zu Beginn des Beobachtungszeitraums herrschten für eine längere Zeit gute Lebensbedingungen für die Mikroorganismen im Oberboden, die somit für einen Umsatz der organischen Materie sorgen konnten. Die über lange Zeit trockene Witterung Mitte und Ende September wurde genutzt, den letzten Winterraps und Zwischenfrüchte zu säen. Wegen der eher schlechten Witterung Ende August kamen diese Kulturen meist mit einer Verzögerung von fast zwei Wochen bezogen auf den mittleren Saattermin in den Boden. Früh, bzw. fristgerecht ausgesäter Raps hat sehr von den milden Temperaturen und dem freigesetzten Stickstoff profitieren können und präsentiert sich meist gut entwickelt, wobei hier die Gefahr des Überwachsens bis Vegetationsende besteht. Die Aussaat von Wintergerste geschah meist noch fristgerecht mit kaum Verspätung. Bei allen Bestellvorgängen wurde mehr oder weniger viel Boden bewegt, was einerseits zur weiteren Vermischung des Mineralbodens mit den organischen Anteilen wie Erntereste oder organisch ausgebrachten Düngemittel geführt und andererseits das Bodenleben mit Sauerstoff ausgestattet hat. Ein weiterer Effekt ist die schnellere Erwärmung und bessere Wasserführung eines bewegten, grobporigeren Oberbodens.

Die Sommerungen Kartoffeln und Mais starten aufgrund der späteren Pflanzung, bzw. Aussaat und der damit einhergehenden späteren (Ab)reife durchschnittlich mit einer um etwa zwei Wochen späteren Ernte. Auch die Ernte der Zuckerrüben läuft seit einigen Wochen. Bei der Rodung von Kartoffel und Zuckerrübe wird üblicherweise besonders viel Oberboden bewegt, was die oben beschriebenen Effekte mit sich bringt. Diese dürften bei der tendenziell späteren Ernte und den dann kälteren Oberböden theoretisch etwas geringer ausfallen, als zu den früheren, üblichen Erntezeitpunkten. Nach den Rodungen sollte vor der Neuansaat nicht nur wegen der Mineralisierung, sondern auch wegen phytosanitären Gründen auf eine gute Durchmischung der Erntereste in den Boden geachtet werden.

Durchschnittlich hohe Nmin-Vorräte für vorwinterliche Entwicklung

Unter den eingesäten Winterungen bei den Referenzflächen können unterschiedliche Trends beobachtet werden. Während sich unter den meisten mit Wintergerste und Winter-Triticale bestellten Flächen aufgrund der Bodenbewegung und teilweise auch Düngung die Nmin-Werte gegenüber dem Vormonat angestiegen sind, gibt es auch zwei Flächen mit einem Rückgang des Wertes. Unter der nach der jüngst stattgefundenen Maisernte und frisch mit Wintergerste bestellten Fläche in Gescher mit leichtem Boden ist der Wert von 168 auf 68 kg/ha gesunken, was hauptsächlich durch eine Verlagerung und dann Auswaschung an Nitratstickstoff zu erklären ist. Auch unter der Fläche in Rüthen-Menzel auf lehmigen Boden kann ein Rückgang festgestellt werden. Hier ist allerdings wegen der Bodenart und der früheren Saat eher von einer Stickstoffaufnahme durch die Pflanzen auszugehen. Lässt man die ungedüngten Wintergerstenflächen, welche im Rahmen der Regelungen „Ausnahmen von der Sperrfrist“ im Herbst als einzige hätten gedüngt werden dürfen, außen vor, liegen derzeit mit durchschnittlich knapp 80 kg Nmin/ha sehr hohe mineralische Stickstoffvorräte unter den Getreideflächen vor. Dabei konnten alleine schon knapp 50 kg in der Krumenschicht nachgewiesen werden konnten. Damit steht diesen Kulturen auch ohne Düngung in diesem Jahr genügend Stickstoff für die vorwinterliche Entwicklung zur Verfügung. Da die Aussaat hier weitestgehend fristgerecht durchgeführt werden konnte, sollte der Bewirtschafter bei eintretenden wüchsigen Witterungsbedingungen mit entsprechenden Pflanzenschutzmaßnahmen reagieren. Deshalb sollten die Empfehlungen des Pflanzenschutzdienstes der Landwirtschaftskammer genau befolgt werden.

Unter der mit Winterraps bestellten Fläche in Bad Münstereifel tritt die Düngemaßnahme im aktuell gemessenen Nmin-Wert in Erscheinung, weshalb der Wert hier u.a. dreistellig ausfällt und auch ein Ammonium-Wert gemessen werden konnte. Unter der Fläche in Anröchte-Effeln ist der Wert hingegen aufgrund der Bodenbewegung beim Bestellvorgang mit knapp 30 kg Nmin/ha gestiegen. Die Zuckerrüben auf den noch nicht gerodeten Flächen haben von den noch wüchsigen Bedingungen im September profitieren können und etwas mineralischen Stickstoff aufgenommen. Die Nmin-Werte sind hier im Durchschnitt weiter leicht zurückgegangen. Unter den Flächen mit dem Status Stoppeln sind die Nmin-Werte zwar bezogen auf alle drei Bodenschichten im Durchschnitt gesunken, es ist jedoch ein gewisser Mineralisationsschub in der Krumenschicht erfolgt, was die Werte dort hat ansteigen lassen. Bemerkenswert ist, dass unter der frisch gerodeten Kartoffelfläche in Salzkotten sowie unter den beiden gerodeten Zuckerrübenflächen in Bönen und Linden-Neussen die Nmin-Werte noch nicht gestiegen sind. Das wird sich zum nächsten Nitratdienst hin mit großer Wahrscheinlichkeit noch ändern. Bei der bereits geernteten Kartoffelfläche und jetzt mit ZF-Gras bestellten Fläche in Geldern ist dieser Effekt hingegen schon eingetreten; hier ist der Nmin-Wert deutlich angestiegen. Unter den vielen Flächen, die mit einer Zwischenfrucht bestellt wurden, sind die Nmin-Werte gegenüber dem Vormonat im Durchschnitt zurückgegangen. Zwar mag es in dem ein oder anderen Fall mit leichtem Boden zu gewissen Auswaschungsverlusten gekommen sein, in der Regel sind die Kulturen aber ihrer Funktion der Nährstoffaufnahme nachgekommen und haben größere Mengen an Stickstoff in ihrer Biomasse konservieren können. Mit Blick auf die Flächen selber ist das gemessene Nmin-Niveau hier von fast entleert bis dreistellig ausgesprochen heterogen und sehr weit auseinander.

Autor: Holger Fechner