Nitratdienst Dezember 2021

Getreide im Winter mit TauBild vergrößern
In den letzten Wochen hat mit fallenden Temperaturen, leichten Frösten und kurzen Tageslichtlängen die Vegetationsruhe begonnen. Außerdem war es ungewöhnlich trocken - die Nmin-Werte stagnieren

Kühl und trocken – Vegetationsruhe eingekehrt

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs im Zeitraum von Anfang November bis Anfang Dezember. Der Beobachtungszeitraum präsentierte sich kühl und niederschlagsarm. Seit Anfang November entwickelten sich die durchschnittlichen Tagestemperaturen im Trend abwärts. Anfangs lagen sie noch knapp im zweistelligen positiven Bereich, Anfang November dann nur noch bei maximal fünf Grad Celsius. Im Durchschnitt konnten in allen Landesteilen oberirdisch in zwei Meter Höhe circa fünf Grad für den gesamten Zeitraum gemessen werden. Auch die Bodentemperatur in fünf Zentimeter Tiefe hat zuletzt die Fünf-Grad-Marke unterschritten, was das Einläuten der Vegetationsruhe für einheimische, überwinternde Kulturen bedeutet. Die ackerbaulichen Kulturen Wintergetreide und Winterraps können auch bei Temperaturen von unter fünf Grad ihren Stoffwechsel aufrechterhalten und können eine positive Energiebilanz vorweisen. Mit den leichten Nachtfrösten, die es bei klaren Nächten zu Beginn der zweiten Novemberwoche und häufiger am Ende des Beobachtungszeitraums gab wird aber auch bei diesen Kulturen die Vegetationsruhe eingeläutet. Der allmähliche Rückgang der Temperaturen ist positiv für die Pflanzen zu sehen, weil sie sich somit optimal für wirklich tiefe Temperaturen vorbereiten können. Mit den sinkenden Temperaturen und dem Frostreiz beginnt die Abhärtung der Pflanzen, indem sie ihre oberirdischen Gewebezellen entwässern. Das hat zur Folge, dass die Konzentration an Zucker zunimmt und der Gefrierpunkt sinkt. Die Kultur Winterraps zeigt diesen Vorgang mit einer rot-violetten Färbung an, wobei Anthocyane anstelle des Chlorophylls sichtbar werden. Normal abgehärtetes Getreide und Winterraps kann ohne Probleme zweistellige Minustemperaturen ertragen, wobei es hier durchaus Sortenunterschiede gibt. Problematischer für die Pflanzen ist, wenn keine ordnungsgemäße Abhärtung stattfinden kann und sie dann unvorbereitet und ohne eine schützende Schneedecke von Kahlfrösten überrascht werden (wie Ausgang des Winters 2011/2012 oft geschehen). Während des gesamten Vier-Wochen-Zeitraums gab es landesweit sehr wenig Niederschlag. Das meiste Wasser fiel an den Tagen um die Monatswende November - Dezember. Während es am Niederrhein und im Rheinland noch um die dreißig bis vierzig Millimeter Niederschlag gab, waren es in Westfalen und Ostwestfalen keine zwanzig! Im Mittel fallen im Landesdurchschnitt zwischen 80 und 90 Millimeter. Von daher war der Beobachtungszeitraum außergewöhnlich trocken. Im nördlichen Münsterland sowie im südlichen Rheinland, wird durch den Deutschen Wetterdienst für bewachsenen Boden (Gras) mit lehmigen Sand in den letzten Tagen vor der Nmin-Probenahme eine nutzbare Feldkapazität von nur noch 50% angegeben, was unter Wachstumsbedingungen Wasserstress bei den Pflanzen bedeutet. Über den Niederschlag hinaus war auch Sonnenschein Mangelware während des Beobachtungszeitraums.

Düngung nur noch eingeschränkt möglich gewesen – letzte Rodungen und Aussaaten

Festmist von Huf- oder Klauentieren, Kompost oder Champost, die einen wesentlichen Stickstoffgehalt aufweisen konnten auf nicht Nitratbelasteten Flächen noch bis einschließlich 30. November aufgebracht werden, bevor auch hier die Sperrfrist begann. Auf Nitratbelasteten Flächen hatte die Sperrfrist bereits am 1. November begonnen. Das Aufbringen der genannten Düngemittel gilt als vorgezogenen Düngemaßnahme und sie müssen mit ihren jeweils verfügbaren Stickstoffgehalten auf den Düngebedarf der zuerst angebauten Hauptkultur im Folgejahr angerechnet werden. Vor dem Aufbringen muss eine vollständige Düngebedarfsermittlung (DBE) angefertigt werden. Der Stickstoff aus diesen Düngemitteln wird hauptsächlich während der nächsten Vegetationszeit düngewirksam.

Die trockenen Bedingungen ließen es zu, dass ein Aufbringen der genannten Düngemittel mit meist schweren Geräten einigermaßen bodenschonend durchgeführt werden konnte. Das traf auch für die letzten Rodungen von Zuckerrüben zu. In den Niederrungslagen konnten unter guten Bedingungen letzter Winterweizen ausgesät werden.  

Stagnation und kaum Dynamik beim Nmin-Geschehen

Das geringe Wachstum, bzw. die eingeleitete Vegetationsruhe hat eine geringe Aufnahme an Stickstoff zur Folge. Die sehr niedrigen Niederschlagssummen andererseits kaum für eine Sickerwasserbildung und damit eine Verlagerung oder Auswaschung von mobilem Nitratstickstoff gesorgt. Damit ist der mineralische Stickstoff logischerweise in den oberen Bodenschichten verblieben, was sich in den Nmin-Werten wiederspiegeln sollte. Des Weiteren dürfte aufgrund der niedrigen Temperaturen kaum neu gebildeter mineralischer Stickstoff aus einer Mineralisation hinzugekommen sein. Die Mikroorganismen in der Bodenkrume sind größtenteils auch nur bis etwa fünf Grad Celsius aktiv. Somit überwog eine Stagnation der Vorgänge und die Nmin-Dynamik sollte gering ausgefallen sein.

Die beschriebenen Vorgänge drücken sich überwiegend in den gemessenen Nmin-Gehalten unter den Referenzflächen aus. Unter den Getreidekulturen können derzeit durchschnittlich knapp 60 kg/ha Nmin gemessen werden, was nur geringfügig unter dem Durchschnittswert der letzten Erhebung Anfang November liegt. Damit befinden sich die Werte immer noch auf einem hohen Niveau. In Einzelfällen haben sich die Nmin-Werte insbesondere unter Winterweizen erhöht, was meist auf eine späte Einsaat und den damit bewegten Boden und einhergehende geringe Mineralisation zurückzuführen ist. Dies drückt sich beispielsweise auf den Flächen in Lage und andeutungsweise in Kalkar aus, wo der Winterweizen nach den Zuckerrüben ausgesät wurde. Unter vielen Getreide-Flächen hat es hingegen kaum eine Veränderung bei den Nmin-Werten gegeben. Durch geringfügiges Wachstum sind in wenigen Fällen leicht rückläufige Werte feststellbar. Unter einer der beiden Wintergersten-Flächen bei Haus Düsse in Südwestfalen ist der Wert von 50 auf 96 kg/ha gestiegen, was weitestgehend noch auf die im September durchgeführte organische Düngung zurückzuführen ist; die andere Fläche wurde hingegen nicht gedüngt, wo der Wert aufgrund von Wachstum in den beiden oberen Bodenschichten gegenüber dem Vormonat ausnahmsweise sogar stark gesunken ist. Unter den drei mit Winterraps bestellten Flächen sind die Nmin-Werte gegenüber dem Vormonat rückläufig. Auf den schwereren Böden, wo diese Kultur steht, ist diese Entwicklung auf die Aufnahme durch die Pflanzen zurückzuführen.

Die größtenteils beobachtete Stagnation des Geschehens drückt sich besonders gut unter den geernteten Flächen ohne aber auch teilweise mit einer Bodenbearbeitung aus. Unter diesen Flächen gab es fast ausnahmslos keine Veränderung zu den Vormonatswerten. Auch die Zwischenfrüchte scheinen ihr Wachstum eingestellt zu haben. Durchschnittlich sind auch hier die Nmin-Werte mit circa 30 kg/ha unverändert geblieben. Die Pflanzen konservieren den aufgenommenen Stickstoff bislang noch in ihren Organen. Die wenigen nicht allzu großen Frostereignisse haben i.d.R. noch nicht für ein Absterben der nicht-winterharten Arten geführt (Ausnahme Ramtillkraut). Erst nach einem Absterben wird hier Stickstoff freigegeben, der dann auch messbar wird.

Je nachdem, wie sich die Witterung in den nächsten Wochen präsentiert, wird wieder Bewegung in das Nmin-Geschehen kommen. Wenn sich die Witterung so bleiben sollte wie sie sich zuletzt präsentiert hat, ist demzufolge mit höheren Nmin-Werten zu Vegetationsstart in 2022 zu rechnen. Der kommende Nitratdienst Mitte Januar wird eine erste Tendenz aufzeigen.  

Autor: Holger Fechner