Spritzenreinigung

Nicht selten wird die Spritzenreinigung von vielen Landwirten als lästiges Übel wahrgenommen. Da viele der Meinung sind, es handle sich nur um Auflagen ohne sachliche Berechtigung, wird sie zumeist stiefmütterlich bzw. überhaupt nicht durchgeführt. Gerade die Reinigung auf den Hofflächen stellt hierbei ein besonderes Risiko dar. Denn welcher Landwirt hat schon einen Waschplatz, der das gesamte Waschwasser auffängt und biologisch abbauenkann. Vielfach wird der Ölabscheider als adäquates Mittel bemüht, um solche Handlungen zu rechtfertigen. Der Ölabscheider ist jedoch bei den meisten Pflanzenschutzmitteln wirkungslos und kann somit den Eintrag in die Kanalisation nicht verhindern.

Reinigung im Feld – ein Muss!

Die einfachste Methode, diesen Problemen weitestgehend aus dem Weg zu gehen, ist den Reinigungsvorgang direkt im Feld durchzuführen. Einige Spritzenhersteller stellen der Praxis schon seit einiger Zeit die unterschiedlichsten, automatisierten Reinigungsprogramme zur Verfügung. Der Landwirt muss für diese oft einen Aufpreis bezahlen, obwohl die Notwendigkeit dieser Systeme nicht sofort ersichtlich ist. Vorteilhaft ist, dass die Spritzen schon mit dem Nötigsten ausgestattet sind, da man für eine effektive Innenreinigung auf dem Feld nichts weiter als einen Frischwassertank und eine Tankinnenreinigungsdüse benötigt. Ist die Spritze hiermit ausgestattet, muss man nur noch den Frischwasservorrat in drei Portionen in den Haupttank einleiten, umwälzen und direkt in einem unbehandelten Stück Fläche ausbringen. Diese Vorgehensweise hört sich nur auf den ersten Blick einfach an. Sie benötigt viel Zeit und ist unter Umständen auch sehr schwierig durchzuführen. Denn bei vielen Spritzen bedeutet dieses Verfahren ein häufiges Auf- und Absteigen vom Schlepper, ein ständiges Umschalten der Spritze von Rühren auf Spritzen, und zusätzlich muss der Anwender häufig durch schon behandelte Kulturen laufen. Um dies zu umgehen, bieten sich daher die schon erwähnten automatisierten Systeme der Gerätehersteller an, die das Reinigen deutlich erleichtern.

Kontinuierliche Innenreinigung – Reinigung leichtgemacht!

Doch was geschieht mit den vielen in Gebrauch befindlichen Spritzen? Kann man die Reinigungssysteme der verschiedenen Hersteller auch nachrüsten? Es geht noch einfacher und meist auch kostengünstiger.

Benötigt wird nur eine zusätzliche Reinigungspumpe, die das Klarwasser aus dem Frischwassertank über die Innenreinigungsdüse in den Haupttank pumpt, sowie eine angepasste Innenreinigungsdüse. Hat man diese Pumpe und Reinigungsdüse nachgerüstet, ist die Spritze für das kontinuierliche Innenreinigungssystem vorbereitet. Doch was verbirgt sich hinter diesem System? Eigentlich nur die Möglichkeit in weniger als 10 Minuten die Spritze bequem vom Schlepper aus im Feld zu reinigen und mit einer sauberen Spritze nach Hause zu fahren. Doch wie groß muss die zusätzliche Pumpe ausgelegt sein? Dies richtet sich vor allem nach der Gestängebreite der Spritze, da die Pumpenleistung 90 % des max. Düsenausstoßes betragen sollte. Daher muss man als Erstes den Gesamtdüsenausstoß ermitteln. Nimmt man beispielsweise eine Arbeitsbreite von 21 m und eine Airmix 110 03, die bei 3 bar im Feld eingesetzt wird, ergibt sich bei 42 Düsen ein Gesamtausstoß von ca. 50 l/min. Hierbei wird schon deutlich, dass größere Spritzen mit Arbeitsbreiten von 27 m und mehr auf Pumpen mit einem Ölmotor zurückgreifen müssen. Kleinere Spritzen mit Arbeitsbreiten von 12 bis 15 m können je nach verwendeter Düse und Wasseraufwandmenge auch elektrische Pumpen, die von der Schlepperelektrik gespeist werden, verwenden. Ist die Pumpe dann noch mit einer Fernbedienung ausgerüstet, steht der Reinigung im Feld nichts mehr im Wege. Mittlerweile haben sich in Deutschland zwei Hersteller gefunden ( www.agrotop.com und www.herbst-pflanzenschutztechnik.de), die JKI anerkannte Nachrüstsets für nahezu alle Spritzenvarianten anbieten und dem Anwender bei der Auslegung für die jeweilige Spritze zur Seite stehen.

Die Grundvoraussetzung für eine Reinigung im Feld ist jedoch das genaue Ansetzen der Spritzbrühe. Denn man geht davon aus, dass die Spritze im letzten Feld leer ist. Dies ist daran zu erkennen, dass der Druck abfällt bzw. aus den Düsen Luft kommt.

Ist dieser Punkt erreicht, fährt man in ein unbehandeltes Spritzfenster am Anfang des Feldes. Hier muss nun darauf geachtet werden, dass die Spritzpumpe weiterläuft und der Rücklauf geöffnet ist. Hat man vorher Keile gespritzt, müssen die geschlossenen Teilbreiten wieder geöffnet werden, sodass die gesamte Arbeitsbreite verfügbar ist. Somit ist gewährleistet, dass alle flüssigkeitsführenden Teile gereinigt werden. Im Anschluss aktiviert man die Reinigungspumpe und fährt über die unbehandelte Fläche.

Das Prinzip basiert, anders als bei der mehrfachen Verdünnung, auf dem „Herausdrücken“ der Spritzbrühe aus dem System. Hierbei wird die Konzentration im Leitungssystem in kürzester Zeit drastisch verringert. Wichtig dabei ist, dass man nach etwa zwei bis drei Minuten während des Reinigungsvorganges die Düsenleitung mehrfach an- und ausschaltet. Dies ist besonders bei Zirkulations- oder Umlaufsystemen notwendig, da diese während des Spritzbetriebes oft nicht arbeiten und somit eine potenzielle Restmenge im System verbleiben könnte. Werden diese Punkte beachtet, kann sichergestellt werden, dass die Spritze für die meisten Folgeanwendungen sauber ist.

Steht ein Wirkstoff- und Kulturwechsel bevor, sollte unter Umständen auch die kontinuierliche Innenreinigung wiederholt werden. Wenn bestimmte Produktgruppen, insbesondere Sulfonylharnstoffe verwendet werden, sollten bei der Reinigung spezielle Reinigungsmittel, wie beispielsweise Agroclean zugesetzt werden, um den Reinigungseffekt zu erhöhen. Setzt man diese Reinigungsmittel im Feld zu und beendet die Reinigung dort, können diese während der Fahrt zum Hof entsprechend einwirken. Füllt man nun den Frischwasserbehälter erneut und fährt auf eine unbehandelte oder biologisch aktive Fläche, auf der die kontinuierliche Reinigung erneut durchgeführt wird, hat man die Gewissheit, dass die Spritze sauber ist.

Doch am wichtigsten bei allen Reinigungsverfahren ist die zeitnahe Reinigung. Das heißt, dass die Reinigung, welche direkt im Anschluss an die letzte Spritzung durchgeführt wird, die besten Erfolge erzielt. Man darf die Spritze nicht erst einige Tage stehen lassen und dann davon ausgehen, dass man mal eben die Spritze schnell und unkompliziert sauber bekommt. Zweifelsfrei kann man feststellen, dass vor der Behandlung von Raps, Zuckerrüben, Leguminosen und Mais eine intensivere Innenreinigung durchgeführt werden sollte, wenn vorher Sulfonylharnstoffe, Sulfonylharnstoffähnliche, Wuchsstoffe und wuchsstoffhaltige Präparate gespritzt wurden. Vor der Behandlung von Mais sollte man überprüfen, ob Gräserherbizide in Getreide, Raps, Rüben und Leguminosen im Behälter waren. Vor der Behandlung von Getreide sollte man sich vergewissern, ob nicht Gräserherbizide aus dem Mais, Raps, Rüben und Leguminosen angewandt worden sind. Diese Kombinationen gilt es vor allem bei Lohnunternehmern bzw. Gemeinschaftsgeräten genauestens zu überprüfen, da sonst mit nicht unerheblichen Kulturschäden gerechnet werden muss.

Außenreinigung

Für die nachfolgende Außenreinigung stehen prinzipiell drei Verfahren zur Verfügung. Die Waschbürste, in der Praxis vielfach an den Geräten angebracht, erfordert einigen zeitlichen Aufwand, erreicht aber einen guten Reinigungsgrad. Aufgrund des hohen Wasserverbrauchs und der schlechten Erreichbarkeit von Ecken und Kanten an der Spritze ist die Bürste nicht die optimale Ausstattung zur Reinigung. Alternativ kann eine Spritzpistole bzw. -lanze mit einer Flachstrahldüse verwendet werden. Beide Systeme können direkt an der Armatur angeschlossen werden und nutzen die eigene Pumpe des Gerätes. Daher kann man von einer kostengünstigen Variante sprechen, die es dem Landwirt ermöglicht, auch seine Spritze mit so einem System nachzurüsten.

Gerätehersteller setzen im höheren Preissegment vermehrt auf eine Reinigung durch einen am Gerät mitgeführten Hochdruckreiniger. Dies bedeutet, dass hier durch eine entsprechende Hochdruckpumpe und Spritzlanze mit dem mitgeführten Klarwasser das Gerät bequem von außen gereinigt werden kann. Jedoch stellt diese Lösung eine etwas kostspieligere Variante zur Nachrüstung an einer schon vorhandenen Spritze dar (ca. 1.500 €). Um nicht mit dem Klarwasservorrat für die Innenreinigung zu konkurrieren kann seit neuestem auch auf einen Akku-Hochdruckreiniger zurückgegriffen werden. Bei dieser Variante kann man z. B. in der Fronthydraulik ein Wasserfass mitführen um die Spritze gleich im Feld sauber zu bekommen.

Verwendet man schon während der Spritzung abdriftreduzierte Düsen, wird die Kontamination der Spritze schon zurzeit der Anwendung deutlich verringert. Dadurch kann die Außenreinigung schwerpunktmäßig auf Reifen und stark kontaminierte Teile gelenkt werden. Natürlich darf diese Reinigung nicht unmittelbar an einem wasserführenden Graben oder Bach durchgeführt werden.

Fazit

Führt man die komplette Reinigung der Spritze wie beschrieben im Feld durch, kommt man zweifellos aus der öffentlichen Schusslinie. Denn nun kann nicht mehr argumentiert werden, dass man Pflanzenschutzmittelreste über die Hofabläufe in Gewässer einbringen könnte. Abschließend ist hervorzuheben, dass trotzdem darauf geachtet werden sollte, die Spritze nach der Reinigung möglichst unter einem Dach abzustellen.

Autor: Harald Kramer