Sommergerste: Ergebnisse der Landessortenversuche 2019

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Sommergerste als Futtergetreide

Der Anbau von Sommerfuttergerste

Sommergerste hatte im Erntejahr 2019 in NRW eine Anbaufläche von rund 9.000 Hektar. Von dieser Gesamtfläche standen knapp 6.000 Hektar in Westfalen. Die Ernte wird hier fast ausschließlich als Futtergerste genutzt. Im Rheinland stehen knapp 3.000 Hektar Sommergerste, die im südlichen Rheinland als Braugerste angebaut werden.

Über die Ergebnisse der Landessortenversuche 2019 und die Sortenempfehlungen für die kommende Aussaat berichten Heinrich Brockerhoff und Heinz Koch.

Das Prüfverfahren

Im Jahr 2019 wurden von der Landwirtschaftskammer NRW in Lage-Heiden und Altenmellrich Sortenversuche zu Sommerfuttergerste angelegt. Ergänzt mit weiteren Standorten aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein stehen insgesamt neun Versuche zur Sortenbeurteilung zu Verfügung. Erstmals werden in diesem Jahr die Versuche mit der „Hohenheim-Gülzower Methode“ statistisch verrechnet. Hierdurch können zusätzlich Ergebnisse aus Wertprüfungen und EU-Versuchen mit in die Sortenbewertung einbezogen werden. Das macht die Aussage zur Ertragsleistung sicherer und schneller.

Auch die Versuche bei Sommergerste werden in zwei Intensitätsstufen durchgeführt. Die extensive Variante mit reduziertem Einsatz von Wachstumsreglern und ohne Fungizid dient der Beobachtung der Sortengesundheit. Die höhere Intensität wird praxisüblich mit Wachstumsregler- und ein- bis zweifachem Fungizideinsatz durchgeführt. In den Tabellen zur Sortenleistung ist die praxisübliche Intensität dargestellt.

Ergebnisse und Empfehlungen

Die zusammengefassten mehrjährigen Sortenergebnisse sind in Tabelle 1 dargestellt. Tabelle 2 zeigt die Sortenempfehlung mit wichtigen Zusatzeigenschaften der Sorten. Tabelle 3 zeigt die Sortenbeschreibung der Sorten nach der aktuellen Einstufung des Bundessortenamtes. RGT Planet, KWS Dante und Subway sind zusätzlich resistent gegen den Getreidenematoden Heterodera avenae.

Unter www.sortenberatung.de sind Versuchsergebnisse, Empfehlungen und Sortenbeschreibungen für Sommerfuttergerste eingestellt. Auf der Internetseite kann eine gezielte und betriebsindividuelle Sortenbeurteilung und Auswahl erfolgen.     

Sommerfuttergerste wird vorrangig im eigenen Betrieb direkt verwertet. Für den Anbauer sind daher die Parameter Ertrag, Standfestigkeit und Gesundheit entscheidend. In der Summe dieser Eigenschaften zeigt RGT Planet beständig die mit Abstand Leistung. Europaweit ist sie zugleich anbaustärkste Braugerstensorte. In Deutschland hat sie im „Berliner Programm“ leider keine uneingeschränkte Braugersteneignung erhalten. Bei knapper Marktversorgung kann sie im Einzelfall alternativ auch als Braugerste mit höheren Markterlösen vermarktet werden. Ein zusätzliches Argument für die Sorte.

Alle anderen Sorten fallen im Vergleich zu RGT Planet im Ertrag um einige Prozentpunkte ab. Argumente für diese Sorten kann es daher im Einzelfall nur über deutlich bessere agronomische Eigenschaften geben. Über eine sehr gute Standfestigkeit und eine gute Strohstabilitität verfügt KWS Beckie. Mit der besten Blattgesundheit kann alternativ die Neuzulassung Klarinette punkten. Für den Anbau von Laureate, Ovation und Subway gibt es im Vergleich zu RGT Planet momentan wenig Argumente.

Wichtige Anbautipps

  • Sommergerste ist in einem begrenzten Maße selbstverträglich. Der Daueranbau führt aber zu Ertragseinbußen. Sie wächst auf Böden mit Ackerzahlen ab 30 BP und bis in Höhenlagen von 600 NN.
  • Eine frühe Saat verspricht höhere und sicherere Erträge. Aufgrund des schwachen Wurzelwerkes reagiert Sommergerste sehr empfindlich auf Bodenverdichtungen und Staunässe. Saatbettzustand geht daher auf jeden Fall vor Saattermin.
  • Bei frühen Aussaatterminen Ende Februar bis Anfang März werden 270-300, bei normalen Terminen im März 330-360 und bei späten Saaten 330-360 keimfähige Körner/m2 empfohlen. Die Saattiefe sollte bei 2-4cm liegen.
  • Steht Sommergerste als abtragende Frucht auf schlechteren Standorten bei niedriger Grundnährstoffversorgung, ist eine angepasste Grunddüngung mit Kali und Phosphor anzuraten.
  •  Die N-Düngung wird in aller Regel in zwei Teilgaben gefahren. Die erste Gabe erfolgt dabei mit 2/3 der Gesamtmenge zur Saat. Die zweite Gabe erfolgt zum Ährenschieben. Zu späte N-Gaben können Zwiewuchs fördern.
  • Bei organischer Düngung erfolgt die Düngergabe in einer Gabe vor der Saat. Hier sollten aufgrund der schlechter zu kalkulierenden N-Freisetzung Sorten mit guter Standfestigkeit bevorzugt werden.
  • Beim Wachstumsregler reicht in aller Regel eine einmalige Gabe in EC 31/32. Bei den Krankheiten gilt es früh auf Mehltau zu achten. In EC 37/49 ist eine Abschlussbehandlung mit Fungiziden dringend anzuraten. Aufgrund der im Vergleich zur Wintergerste schnelleren Abreife sind 2/3 der Höchstaufwandmengen in jedem Falle ausreichend.

Autor: Heinrich Brockerhoff