Sommerweizen: Ergebnisse der Landessortenversuche 2018

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Versuche mit Sommerweizen

Sommerweizen enttäuscht

Chancen und Risiken der Kultur

In Ackerbauregionen mit entsprechenden Alternativen im Bereich Wintergetreide kommt Sommerweizen bislang nur dann zum Zuge, wenn nichts Anderes mehr geht. Die Weizenbestellung nach sehr später Rüben- oder Körnermaisernte und ungünstigen Witterungs- und Bodenbedingungen wie im Herbst 2017 in Süd- und Ostwestfalen sind entsprechende Beispiele. So hatte sich die Anbaufläche für das Erntejahr 2018 mit 7.000 Hektar gegenüber normalen Aussaatflächen von 3.000 Hektar mehr als verdoppelt. Sommerweizen hat unter den Sommergetreidearten das höchste Ertragspotential. Hohe Erträge lassen sich sicher aber nur auf guten oder sehr guten Standorten bei rechtzeitiger Saat und ausreichender Wasserversorgung erzielen. Unter Wachstumsbedingungen wie 2018 kann Sommerweizen als anspruchsvolle Kultur nur enttäuschen.

Worauf bei Anbau achten?

Wie die Saat, so die Ernte. Diese Binsenweisheit gilt bei allen Sommerungen. Die kurze Vegetationszeit gibt der Kultur wenig Chancen zur Kompensation. Sommerweizen sollte so früh wie möglich gesät werden. Typische Saattermine liegen Ende Februar oder Anfang März. Trockene, kalte Hochdruckwetterlagen eignen sich sehr gut für die Saat, da die Keimung schon knapp oberhalb des Gefrierpunktes stattfindet. Die Aussaatmenge sollte dann bei 350 bis 380 keimfähigen Körnern/m² liegen. Bei später Saat müssen entsprechende Zuschläge gemacht werden, da kaum noch Zeit zur Bestockung bleibt. Hier sind dann 420 bis 450 keimfähige Körner/m² erforderlich. Der Boden muss bei der Saat locker, frei von Störschichten oder Staunässe und gut durchwurzelbar sein. Ein „Hereinschmieren“ oder Verschlämmungen nach der Saat werden über schlechten Feldaufgang und schlechte Bestände bitter bestraft. Die Saattiefe sollte bei 2 bis 4 cm liegen. Eine zu tiefe Saat kostet den Keimling Energie, die er später in der kurzen Bestockungsphase besser nutzen könnte. Die N-Düngung wird normalerweise in zwei Teilgaben gefahren. Die erste Gabe erfolgt dabei mit 2/3 der Gesamtmenge zur Saat. Die zweite Gabe erfolgt dann zum Ährenschieben.

Die Ergebnisse der Landessortenversuche

Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen führt an den Standorten Kerpen-Buir und Lage-Heiden Sortenversuche zu Sommerweizen durch. Zur Ergebnisabsicherung erfolgt die Prüfung abgestimmt mit weiteren Bundesländern im Boden- und Klimaraum der „Lehmstandorte Nordwest“. Daher werden die beiden Standorte aus NRW durch Standorte aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hessen ergänzt. In der Summe können so sieben Versuche für eine gute und sichere Sortenbeurteilung herangezogen werden. Die Prüfung erfolgt grundsätzlich in zwei Anbauintensitäten. Neben einer praxisüblichen Variante mit zwei Fungizidmaßnahmen gibt es eine extensive Variante ohne Fungizideinsatz. Hier wird die Sortengesundheit überprüft. Basis der vorgestellten Ergebnisse ist die praxisübliche Variante. In Tabelle 1 ist die mehrjährige Ertragsleistung der Sorten dargestellt. Das Ertragsniveau der Jahres 2018 mit knapp 70 dt/ha verdeutlicht die extremen Witterungsbedingungen des Jahres. Tabelle 2 zeigt die Eigenschaften der Sorten nach der aktuellen Einstufung des Bundessortenamtes und Tabelle 3 zusammengefasst die Sortenempfehlung für die kommende Aussaat mit der Saatgutverfügbarkeit auf Grundlage der für 2018 in Deutschland angemeldeten Vermehrungsflächen.

Wie sind die Sorten zu bewerten?

Mindestens dreijährig geprüft und damit sehr sicher zu beurteilen sind die Sorten Quintus, Licamero und KWS Mistral. Aufgrund der mehrjährig überdurchschnittlichen Ertragsleistungen und der agronomischen Eigenschaften sind Licamero und Quintus die Hauptempfehlungen für die kommende Aussaat. Die begrannte A-Sorte Quintus zeigt sich mit einer leichten Ausnahme in 2018 als sehr ertragsstabil und ist zudem mit Ausnahme von Mehltau relativ blattgesund. Auch bei Ährenfusarium ist Quintus gut eingestuft. Licamero (A) hat vier Prüfjahre und zeigt ebenfalls zuverlässig überdurchschnittliche Ertragsleistungen. Positiv ist auch hier die gute Einstufung bei Ährenfusarium. Auf Braunrost muss geachtet werden. KWS Mistral zeigte nach einem schwächeren ersten Prüfjahr 2016 nachfolgend zwei gute Ertragsjahre. Bei den agronomischen Eigenschaften sind keine besonderen Stärken hervorzuheben. Hier muss besonders auf Blattseptoria geachtet werden.

Mit dem A-Weizen Servus und den E-Weizen Anabel, Jack und KWS Sharki gibt es vier zweijährig geprüfte Sorten. Servus als kurze, standfeste und bis auf Braunrost gesunde Sorte zeigt hierbei die beste Ertragsleistung und verdient auch aufgrund der sehr sicheren und hohen Fallzahlen eine Empfehlung. Die E-Weizen Jack, KWS Sharki und Zenon sind etwas schwächer in der Ertragsleistung.

Neu im Prüfsortiment ist der A-Weizen Jasmund, der mit guter Standfestigkeit punkten kann und 2018 eine leicht überdurchschnittliche Ertragsleistung zeigte. Unter www.sortenberatung.de sind ab jetzt auch Versuchsergebnisse, Empfehlungen und Sortenbeschreibungen für Sommerweizen eingestellt.

Autor: Heinrich Brockerhoff