Landessortenversuche Winterweizen 2020

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Winterweizen

Winterweizen – riesige Ertragsschwankungen in NRW!

Mit rund 250.000 Hektar Anbaufläche ist Winterweizen die mit Abstand anbaustärkste Getreideart in NRW. Das Fazit der Ernte 2020 in NRW fällt extrem unterschiedlich aus. Eine positive Überraschung mit unerwartet hohen, teilweise sogar Rekorderträgen bei eher mäßigen Proteingehalten unter besseren Bedingungen und die erwartet schlechte Ernte auf schwächeren, von der Trockenheit und der Extremwitterung besonders betroffenen Standorten. Auch die Ertragsergebnisse der verschiedenen Sortentypen stellen sich sehr unterschiedlich dar. Spätreifere Sortentypen hatten es 2020 eher schwerer, frühreifere Sorten waren aber auch nicht immer die Gewinner. Welche Auswirkungen haben zunehmende Witterungsextreme und Einschränkungen bei Düngung und Pflanzenschutz auf die anstehende Sortenwahl? Gibt es einfache Antworten auf diese Fragen und wozu soll man Praktikern raten? Heinrich Brockerhoff und Heinz Koch, LWK NRW stellen die Versuchsergebnisse vor und geben Tipps für die nächste Aussaat.

Das Anbaujahr im Kurzstenogramm

Niederschläge Ende September und Anfang Oktober sorgten nach einer langen und extremen Trockenheit für gute Startbedingungen. Die Bestände liefen gleichmäßig und gut auf. Es folgten ein milder Herbst und ein Winter, der keiner war. Der Februar war extrem niederschlagsreich und verhinderte aufgrund der wassergesättigten Boden vor allem anstehende Düngungsmaßnahmen mit organischen Düngern. Erst Mitte März änderte sich die Situation. Nun stellte sich innerhalb weniger Tage die Witterung komplett um. Es wurde über Wochen mit purem Sonnenschein und Wind extrem trocken und warm mit großen Tag-/Nachtschwankungen bei den Temperaturen. Die Bestände wuchsen in dieser Phase stark auseinander. Frühsaaten mit guter Wurzelentwicklung waren deutlich stressstabiler und konnten sich Nährstoffe und Wasser besser erschließen als Spätsaaten. Besonders dickflüssigere organische Dünger waren bei trockenen Oberböden schlechter verfügbar als dünnflüssigere oder mineralische Dünger. Der späte Vegetationsbeginn und die schlechtere N-Verfügbarkeit in der Bestockungsphase sorgten besonders bei Spätsaaten, schwächeren Standorten und bestockungsträgeren Einzelährentypen für dünne Bestände. Krankheiten hatten unter diesen Witterungsbedingungen keine Chance. Bis zum Ährenschieben trat vereinzelt nur Gelbrost in bekämpfungswürdigem Ausmaß auf. Innerhalb von NRW war es im Westen deutlich trockenen als im Norden oder im Nordosten, wo immer wieder kleinere Niederschläge die Situation kurzfristig entspannen konnten. Ungewöhnlich waren die extremen Tag-/Nachtschwankungen mit zum Teil starken Nachtfrösten im März, April und Mitte Mai. Vereinzelt kam es zu Schädigungen in der Ähre. Das Risiko von Ährenfusarium war bis auf wenige Ausnahmen gering. Die Ernte im Rheinland begann schon Mitte Juli und konnte bei trockenem Wetter ohne Unterbrechungen schnell abgeschlossen werden. Im Osten von NRW unterbrachen Niederschläge immer wieder kurz die Ernte, die dann Mitte August zum Abschluss kam.  

Sortenentscheidung gründlich überdenken!

Die letzten Anbaujahre waren schwierig und brachten Witterungsextreme. Normale Jahre gibt es anscheinend nicht mehr. Gemeinsam war den letzten Jahren das trockene und warme Frühjahr. Gefühlt ist der Sommer ins Frühjahr gewandert. Vor diesem Hintergrund wird zwangsläufig über den Stellenwert frühreiferer Sortentypen diskutiert. Extrem spätreife Sorten wie SU Selke haben 2020 durchgängig schlecht abgeschnitten und sind keine Anbaualternative. Mit Asory, Informer, LG Initial, LG Vertikal, RGT Depot und Tobak stehen seit Jahren sehr erfolgreich spätreifere Typen im Praxisanbau. Besonders bei Einzelährenertragstypen wie Informer und RGT Depot wurden die Ertragserwartungen im Gegensatz zu den Vorjahren 2020 nicht immer erfüllt. Hier haben zu dünne Bestände und die spätere Abreife unter Trocken- und Hitzestress mögliches Ertragspotential gekostet. Im aktuellen Jahr hat das Sortenmerkmal frühere Reife wie 2019 an vielen Standorten Vorteile gebracht. Frühreife muss aber in trockenen Jahren nicht durchgängig Vorteile bringen. Im Jahr 2018 waren frühreife Typen bei Frühjahrstrockenheit durchgängig schlechter. Frühreife heißt daher nicht automatisch besser in trockenen Jahren und nur auf das Merkmal Frühreife zu setzten wäre aus unserer Sicht falsch. Es kommt darauf an, in welcher Phase der Entwicklung es trocken und heiß ist. Frühreife Sorten haben in aller Regel genetisch das geringere Ertragspotential. Gewinnen können solche Sorten dann, wenn spätreifere Sorten dieses Potential wie 2019 und 2020 witterungsbedingt nicht überall umsetzen können. Grundsätzliche Vorteile besitzen frühreifere Sorten als Vorfrucht vor Winterraps. In großen Ackerbaubetrieben mit knapper Mähdruschkapazität bringen begrenzte Anbauanteile mehr Mähdruschtage und damit mehr Erntesicherheit. Auch das sind Argumente für Anbauanteile diese Sortengruppe. Frühreife Sorten sind bis auf wenige Ausnahmen eher schwächer in der Winterhärte. Dies gilt es in Höhenlagen zu berücksichtigen. Bei größeren Anbauflächen im Betrieb sollte im Ergebnis nicht alles auf eine Karte gesetzt werden. Man kann gewinnen, man kann aber auch verlieren. Auf schwächeren Standorte haben spätreifere Sortentypen immer ein höheres Risiko. Gezielte Sortenwahl und Sortensplitting ist in Zeiten zunehmender Wetterkapriolen praktizierte Risikominderung und Erlössicherung.

Klimawandel bedeutet mehr Witterungsextreme. Das kann Hitze und Trockenheit, aber auch Kälte heißen. Landwirte in Höhenlagen müssen daher das Merkmal Winterhärte berücksichtigen. Höhere Anbauanteile auswinterungsgefährdeter Sorten sollten gemieden werden. Längere Ernteunterbrechungen durch anhaltende Tiefdruckphasen erfordern vor allem beim Anbau von Brotweizen Standfestigkeit und Fallzahlstabilität. Auch hier gilt es durch einen geschickten Sortenmix und fixe Anbauanteile fallzahlstabiler Sorten mehr Sicherheit in den Anbau einzubauen. Über den entsprechenden Anbauanteil muss jeder Betrieb individuell entscheiden. Optimal ist die Kombination von hoher Fallzahl und guter Fallzahlstabilität wie bei RGT Reform.

Zusätzliche Anforderungen gibt es unter den Aspekten Standfestigkeit und Sortengesundheit. In Veredlungsregionen müssen organische Dünger effizient eingesetzt werden. Mehr Stickstoff über Organik heißt höhere Lagergefahr und hohe Ansprüche an Standfestigkeit. Bei schwindender Anzahl wirksamer Fungizide und zunehmenden Resistenzen wird Sortengesundheit zukünftig wichtiger. Genetischer Pflanzenschutz gewinnt eindeutig an Bedeutung. Sparen im Bereich Fungizide können Praktiker über das Weglassen oder Verschieben von bislang üblichen Behandlungen. Hierfür bietet sich der sogenannte T1-Termin Anfang der Schoßphase besonders an.  Sorten mit einer überdurchschnittlicher Gesundheit bei Mehltau, Gelbrost und Blattseptoria bieten hierfür beste Voraussetzungen. Sorten dieses Sortentyps haben wir in der Sortenempfehlung als „früh blattgesund“ ausgewiesen.

Bei der Sortenwahl für die kommende Aussaat muss jeder Praktiker die für ihn wichtigen Sortenkriterien definieren und bewerten. Wichtigste Kriterien bleiben weiterhin Ertragshöhe und -sicherheit. Daneben spielen Qualität, Früh- oder Spätsaateignung, Stoppelweizeneignung, Früh- oder Spätreife, Winterhärte, Blattgesundheit, die Anfälligkeit für Fusarien und Fallzahlstabilität eine für jeden Landwirt unterschiedliche Rolle.

Qualitätseinstufung und Dünge-VO - Konsequenzen für die Sortenwahl

In Veredlungsregionen mit dem Produktionsziel Fütterung spielen Qualitätskriterien eine untergeordnete Rolle. Das ist beim Anbau von Brotweizen grundsätzlich anders. Hier wurde lange kontrovers über die Bedeutung des Proteingehaltes bei der Qualitätseinstufung diskutiert. Protein ist beim Handel einfach und schnell zu bestimmen, sagt aber nicht unbedingt etwas über Backqualität aus. Moderne Backweizen können trotz niedriger Proteingehalte gute bis sehr gute Backeigenschaften besitzen. Die Kriterien für die Sorteneinstufung in Qualitätsgruppen wurden daraufhin 2019 verändert. Protein spielt bei der Sorteneinstufung bei der Zulassung jetzt keine Rolle mehr. Bei den Neuzulassungen sind aus sehr proteinschwachen Sorten B-Weizen und aus der altbekannten B-Sorte Tobak ein A-Weizen geworden.

Vermarkter in Ackerbauregionen bevorzugen Sorten mit flexibler Vermarktung als Brot- oder Futterweizen. Protein als Bewertungs- und Bezahlungskriterium hat hier momentan seine Bedeutung behalten. Vor dem Hintergrund der neuen Dünge-VO und der N-Bedarfsermittlung und erst recht in roten Gebieten wird die Spätdüngung in Weizen weiter abnehmen. Weizensorten müssen dann genetisch mehr Protein mitbringen, um die immer noch am Markt geforderten Zielwerte zu erreichen. Sehr proteinschwache B-Weizen mit Note 1 wie Campesino und LG Vertikal werden die Anforderungen als Brotweizen nicht erreichen. Bei Sorten mit Note 2 wie Benchmark, Faustus und KWS Talent wird es dann sehr unsicher. Proteinstärkere Sorten ab Note 3 bieten deutlich mehr Sicherheit. Bei einer Vermarktung als A- oder E-Weizen mit höheren Proteinzielen steigen die Anforderungen an die Sorten nochmals.

Jetzt E-Weizen in roten Gebieten?

Die Einstufung als A-, B- oder C-Weizen hat direkte Konsequenzen für die N-Bedarfsermittlung im Rahmen der Dünge-VO. C-Weizen sind hier bei gleichem Ertrag um 20 kg/ha schlechter gestellt als A- und B-Weizen. Bei E-Weizen kann ein Zuschlag von 30 kg/ha gegenüber A- und B-Weizen gemacht werden. Bei gleicher Ertragsleistung der verschiedenen Qualitätsstufen wären C-Sorten schlechter und E-Sorten besser als A- und B-Sorten gestellt. Ist C-Weizen jetzt komplett „out“ und E-Weizen „in“? In der Praxis dreschen altbewährte C-Weizen wie Elixer nicht besser als ertragsstarke A- oder B-Sorten.  Unter diesen Bedingungen sind C-Sorten tatsächlich schlechter gestellt. C-Weizen sind nur dann interessant, wenn sie den Nachteil über eine höhere Ertragsleistung ganz oder teilweise ausgleichen können. Mit KWS Keitum steht ein sehr ertragsstarker neuer C-Weizen zur Verfügung.

E-Weizen sind von Natur aus mehr auf Qualität gezüchtet. Die Ertragsleistung dieser Sortengruppe liegt daher in aller Regel um rund 10 Prozent unter den ertragsstärksten A- und B-Weizen. Das belegen auch die Versuchsergebnisse 2020 für den unter den E-Weizen sehr ertragsstarken KWS Emerick. Der Vorteil des höheren Zuschlages bei der Bedarfsermittlung geht über die geringere Ertragsleistung zum Teil wieder verloren. E-Weizen sind aus unserer Sicht daher im Endergebnis nicht vorzüglicher als A- oder B-Weizen. 

Landessortenversuche – die neutrale Entscheidungsbasis

In NRW wurden im Herbst 2019 neun Landessortenversuche angelegt. Zwei auf Löss in der Köln-Aachener Bucht, drei auf Lehm, einer auf Sand und drei in Höhenlagen. Die Prüfung erfolgt in drei Intensitätsstufen. Stufe 1 mit normaler N-Düngung, geringem Einsatz an Wachstumsreglern und ohne Fungizide prüft Gesundheit und Standfestigkeit der Sorten. Stufe 3 wird mit normaler N-Düngung und hoher Intensität bei Pflanzenschutz und Wachstumsreglern gefahren. Hier sollen die Sorten zeigen, was sie beim Ertrag können. In Stufe 2 wird beim Pflanzenschutz eine angepasste Intensität gefahren. Für die Sortenbeurteilung in der Auswertung werden die Erträge aus Stufe 2 und 3 gemittelt.

Im aktuellen Prüfsortiment standen ein E-, zehn A-, zwölf B- und ein C-Weizen. Elixer, Faustus, Luminon, Rubisko und Tobak wurden als Anhangsorten nicht auf allen Standortgruppen geprüft. Die Mehrerträge zwischen behandelt und unbehandelt liegen im Gesundjahr 2020 mit im Durchschnitt aller NRW-Standorte nur 5 dt/ha auf einem extrem niedrigen Niveau.  Auf vielen Standorten und bei fast allen Sorten hätte eine einmalige Fungizidbehandlung aufs Fahnenblatt völlig ausgereicht. Höhere Mehrerträge gab es nur an wenigen Standorten bei stärkeren Gelbrostbefall in empfindlichen Sorten wie Benchmark, KWS Talent, Kashmir oder bei früherem Braunrostbefall in KWS Donavan.

Tabelle 1 zeigt die Ertragsergebnisse der verschiedenen Standortgruppen als Einzeljahr und als mehrjährige Verrechnung. „Ein Jahr ist kein Jahr“, „Ein Versuch ist kein Versuch“ und „Gute Sorten überzeugen an vielen Orten“, so lauten wichtige Grundsätze bei der Beurteilung von Versuchsergebnissen. Durch die gemeinsame Auswertung der Versuche mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen stehen genügend Versuche für eine zuverlässige und nicht auf Zufallsergebnissen beruhende Sortenempfehlung zur Verfügung. Trotz des großen Versuchsumfanges gab es durch die Extremwitterung Probleme. Ein Versuch auf Löss musste abgebrochen werden. Eine Empfehlung auf der Grundlage von nur einem Versuch halten wir für kritisch. Für Landwirte auf Lößstandorten lohnt daher der Blick auf die Ergebnisse auf Lehm. Nicht ganz glücklich ist die Situation auch auf den Sandstandorten. Von drei angelegten Standorten steht für die Auswertung nur der Standort Merfeld mit für Sand ungewöhnlich hohem Ertragsniveau zur Verfügung. Ein Versuch in Niedersachsen zeigte zu große Schwankungen zwischen den Wiederholungen. Im extrem trockenen Jahren ein grundsätzliches Problem auf sandigen Böden. Der zweite Versuch zeigte Frostschäden in der Ähre bei frühen Sorten. Diese Schäden haben zufällig frühe und nicht spätere Sortengruppen getroffen. Für die Sortenberatung nutzbare Ergebnisse kann das Ergebnis daher auch nicht zeigen.

Mehrjährige Verrechnung macht Ergebnisse sicher

Die seit 2019 eingeführte mehrjährige Verrechnung hat die Sortenberatung für Landwirte und Berater sicherer und besser gemacht. Bei der Versuchsverrechnung wird die Ertragsleistung einer Sorte von vielen Einzeljahresergebnissen auf eine einzige Zahl und das durchschnittliche Leistungsniveau des aktuellen Sortiments reduziert. Hinter der Zahl steht die Anzahl der Versuche für die Einzelsorte, die hierbei genutzt werden konnte. Bei älteren Sorten sind es mehr Ergebnisse als für neuere Sorten. Bei allen Sorten werden für den Zeitraum 2017 bis 2020 alle verfügbaren Versuche einbezogen. Das sind bei neuen Sorten auch Wertprüfungen und EU-Sortenversuche der Vorjahre. Neue Sorten können daher für Standortgruppen mit entsprechenden Versuchen in den Vorjahren schon mehrjährig beurteilt werden. Der Ausfall von Einzelversuchen auf Löss oder Sand wie 2020 ist daher bedauernswert aber ausgleichbar und besser, als die Verwendung schlechter Versuche.

Sortenempfehlung für 2020

Ertrag ist nicht alles. Zusätzlich spielen besonders bei Winterweizen agronomische Eigenschaften (Tabelle 2) eine wichtige und immer entscheidendere Rolle. Beispiele gibt es genügend. Intensive organische Düngung und schlechte Standfestigkeit passen nicht zusammen. Wer Fungizideinsätze und Risiken reduzieren will, der braucht gute Resistenzen. Gesunde Sorten sparen Fungizidkosten und realisieren auch bei schwächerem Ertrag die gleiche Wirtschaftlichkeit. Auch das muss bei der Sortenbeurteilung berücksichtigt werden. Sorten mit guter Fusariumnote sind nach Mais unkritischer als anfällige Sorten. Ein Anbauanteil fallzahlstabiler Sorten ist bei Brotweizen in kritischen Erntejahren wichtiger als der letzte Doppelzentner Ertrag. Die Beispiele ließen sich fortsetzen und verdeutlichen die Notwendigkeit einer gezielten und individuellen Sortenwahl, die wir mit unserer Darstellung in Tabelle 3 und der Seite www.sortenberatung.de verfolgen. Hier können empfohlene Sorten anhand des eigenen Anforderungsprofils gezielt selektiert und ausgewählt werden. Neben der Ertragsleistung kann vergleichend das komplette Sortenprofil eingesehen werden. Anbauer sollten sich möglichst bald mit der Sortenwahl beschäftigen. Nur dann lassen sich Sortenwünsche sicher realisieren.

Sortenempfehlung

Mindestens zweijährig geprüfte Sorten

Bei den A-Weizen zeigt Asory drei gute Prüfjahre unter trockenen Bedingungen. In der mehrjährigen Verrechnung kommt die Sorte auf relativ 100. Die Sorte zeigt als Brotweizen eine hervorragende Volumenausbeute. Asory hat eine mittlere Standfestigkeit und eine gute Grundgesundheit. Bei Gelbrost hat die Anfälligkeit leicht zugenommen. Auf Witterungsstress reagiert Asory mit mit Blattsprenkelungen.

RGT Reform kann mit relativ 97 in der mehrjährigen Verrechnung beim Ertrag mit den Spitzensorten nicht mehr ganz mithalten. Die Sorte hat trotz der etwas höheren Gelbrostanfälligkeit immer noch ein sehr rundes Profil. Hervorzuheben ist die hohe Fallzahlstabilität, die vor allem bei Brotweizenanbau in kritischen Jahren Erntesicherheit und einen deutlichen Mehrwert bringt. Ein gewisser Anbauanteil ist vielen Betrieben unter diesem Aspekt aufgrund fehlender Alternativen immer noch anzuraten.

Neben den beiden generell empfohlenen Sorten gibt es eine Reihe von Alternativen. RGT Depot ist eine spätreifere Sorte, die mehrjährig auf dem Ertragsniveau von Asory liegt. Der Einzelährenertragstyp mit hohem TKG hat 2020 nicht immer die hohen Erwartungen erfüllen können. Depot ist standfest und früh blattgesund. Wer Frühreife sucht, kann den begrannten Rubisko mit guter Standfestigkeit und Fusariumtoleranz wählen. Einschränkungen gibt es in Höhenlagen bei der Winterfestigkeit.

Lemmy ist ebenfalls frühreifer, aber nicht begrannt. Die Sorte hat ein rundes Profil ohne Schwäche. Beim Ertrag bewegt sich Lemmy leicht unter dem Niveau von RGT Reform. Warum dann eine Empfehlung könnte man sich hier fragen. Lemmy ist mit Proteineinstufung 6 unter den A-Weizen eine Ausnahme. Wer unter schwächeren Bodenbedingungen gezielt A-Weizen für Handel oder Mühlen anbauen und Preisaufschläge realisieren will, der ist mit Lemmy gut bedient. Tobak war lange Jahre ein Ertragsgarant, bei dem Septoria, vor allem aber Braunrost und Fusarium zu beachten sind. Die Anbaubedeutung nimmt weiter ab.    

Bei den B-Weizen liegen Benchmark und KWS Talent seit Jahren konstant vorne. In der mehrjährigen Verrechnung erreichen die Sorten relativ 102. Bei Benchmark gibt es Schwächen beim hl-Gewicht und beim Proteingehalt. Anfällig ist Benchmark bei Gelb- und Braunrost. Die höhere Auswinterungsneigung schränkt die Empfehlung für Höhenlagen ein. KWS Talent ist wie Benchmark sehr ertragsstark und proteinschwach, gleichzeitig aber winterhärter. Die Anfälligkeit bei Gelbrost hat deutlich zugenommen und liegt auf dem Niveau von Benchmark. Schwächen zeit KWS Talent bei der Standfestigkeit, die gut mit Wachstumsreglern abgesichert werden muss. In der Vermarktung als Brotweizen ist Campesino mit sehr schwachen Proteingehalten keine Empfehlung. Als Futterweizen kann er auch mehrjährig mit sehr hoher Ertragsleistung punkten. Die Sorte zeigt trotz Reifeeinstufung fünf eine sehr zügige Frühjahrsentwicklung und schiebt sehr früh die Ähre. Mit Einschränkungen bei Gelbrost ist Campesino früh blattgesund. Als Schnellstarter reagiert er auffällig auf Witterungsstress und Temperaturwechsel.

Auf Informer hatten viele Landwirte nach hervorragenden Vorjahren hohe Erwartungen gesetzt. Der Einzelährenertragstyp ist frohwüchsig, stressstabil, standfest, früh blattgesund mit für einen B-Weizen guten Proteinwerten. Im ersten Praxisjahr mit hohem Praxisanteil hat Informer ohne wirklich zu enttäuschen die vielleicht auch zu hohen Erwartungen nicht immer und überall erfüllt. Es war kein gutes Jahr für Einzelährentypen mit später Abreife. Informer bleibt mit der mehrjährigen Ertragsleistung für bessere Standorte auch für die kommende Aussaat eine generelle Empfehlung. Eine weitere generelle Empfehlung ist Chevignon, der auf Löss schon dreijährig, auf Lehm, Sand und in den Höhenlagen erst einjährig geprüft wird. Weitere Infos daher bei den neuen Sorten.  LG Vertikal mit Reifeeinstufung sechs ist eine mögliche Alternative auf Löss, Lehm und Höhenlagen. Die Sorte ist relativ standfest und früh blattgesund. Elixer als altbekannter C-Weizen ist ertragstreu, relativ lageranfällig und zeigt zunehmende Krankheitsproblemen bei Mehltau und Gelbrost.

Was zeigen die Neuen?

Unter den A-Weizen zeigt die Hybride Hyvega im Stress- und Trockenjahr eine hervorragende Ertragsleistung. Die Sorte ist frohwüchsig, früh blattgesund und bei Fusarium mit Note 4 gut eingestuft. Die höhere Lageranfälligkeit erfordert einen gezielten Einsatz von Wachstumsreglern. Bei LG Character und SU Habanero kann aus unserer Sicht vor einer Empfehlung ein weiteres Prüfjahr abgewartet werden.

Bei den B-Weizen zeigt Chevignon ein sehr gutes Prüfjahr. Chevignon ist ein etwas frühreiferer, robuster und sehr frohwüchsiger B-Weizen, der auf Löss schon dreijährig geprüft ist. Die Sorte hat eine mittlere Standfestigkeit und ist früh blattgesund. Bei Fusarium ist sie mittel anfällig. Eine Empfehlung für alle Standorte. Mit Complice stand ein sehr frühreifer und begrannter neuer B-Weizen ohne wesentliche Schwächen neu im Versuch. Gentleman hat sehr viele agromische Stärken. Die Sorte ist relativ standfest und extrem blattgesund. KWS Donavan zeigt 2020 mit Ausnahme des Sandstandortes ein ähnliches Profil. Die hohe Braunrostanfälligkeit muss hier beachtet werden.

Von Bundessortenamt wurde KWS Keitum bei der Zulassung mit der höchsten Ertragseinstufung bewertet. Das konnte die Sorte in den Versuchen 2020 auf allen Standorten eindrucksvoll belegen. Unter Berücksichtigung aller zur Verfügung stehenden Versuchsergebnisse sehen wir KWS Keitum momentan beim Ertrag bei relativ 106 bis 108. Die Sorte ist früh blattgesund und hat mit Note 4 eine gute Fusariumeinstufung. Die höhere Lageranfälligkeit erfordert einen gezielten Einsatz von Wachstumsreglern. Verantwortlich für die Einstufung als C-Weizen sind der sehr niedrige Proteingehalt und die schwache Fallzahl.

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