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Es gibt viel Leckeres zu erntenBild vergrößern
Es gibt viel Leckeres zu ernten

Voraussetzung für eine erfolgreiche Umstellung auf die Mitmach-Landwirtschaft ist ein schlüssiges Konzept. Es muss die grundlegenden Umstellungs- und Planungsfragen beantworten und gangbare Perspektiven aufzeigen. Bei der Entwicklung eines solchen Konzepts ist eine systematische Vorgehensweise von Nutzen, die Schritt für Schritt konkrete Hilfen liefert – von der ersten Idee bis zur späteren Umsetzung eines konkreten Vorhabens. Hier finden Sie einen Leitfaden für die systematische Analyse und Planung.

Der Planungsablauf lässt sich in vier Phasen gliedern:

1. Analyse

Finden Sie in der Unternehmensanalyse zunächst mit einer Checkliste heraus, welche unternehmerischen Fähigkeiten Sie besitzen. Sind Sie fit für die Bewältigung neuer Herausforderungen? Eignen sich die familiären und betrieblichen Verhältnisse grundsätzlich für den Einstieg in die Mitmach-Modelle? Ausgewählte Fragen mit einer Bewertungstabelle helfen Ihnen, Ihre Voraussetzungen grob einzuschätzen. Zusätzlich werden in der Umfeldanalyse Informationen über die Bedingungen am Markt sowie über das regionale Umfeld des Unternehmens gesammelt. Dazu sind Grunddaten ihrer potenziellen Kunden, wie zum Beispiel deren Kaufkraft und Haushaltsstrukturen aus dem regionalen Umfeld zu analysieren. Mit Hilfe einfacher Fragen können Sie das Marktpotenzial einer neuen Tätigkeit einschätzen.

Sollten Sie schon ein konkreteres Bild zu einem der Modelle haben, könnten an diesem Punkt bereits erste Überlegungen zu den geplanten Leistungen angestellt werden, die Sie anbieten wollen; verbunden mit der Auswahl von Zielgruppen (Kunden) und dem Markt, auf dem Sie künftig aktiv sein wollen.

2. Verdichtung und Synthese

Im nächsten Schritt werden die erfassten Informationen tabellarisch strukturiert. Aus der Analyse der persönlichen Potenziale und betrieblichen Ressourcen können Stärken (S) und Schwächen (W) abgeleitet werden, die für die neue Tätigkeit relevant sind. Durch Erweiterung der Analyse um Aspekte des regionalen Umfelds erhalten Sie Hinweise auf Chancen (O), möglicherweise aber auch auf Risiken (T) Ihres Vorhabens. Dies ergibt die sogenannte SWOT-Analyse.

3. Entscheidung

Die SWOT-Übersicht liefert die zentralen Grundlagen, um für oder gegen einen Diversifizierungsweg sachgerecht entscheiden zu können. In dieser Phase sollten Sie nicht zögern, die eigene Einschätzung durch Inanspruchnahme externer Beratung abzusichern. Sammeln Sie so viele Informationen wie möglich und schließen Sie Unwägbarkeiten mit ein, die Sie selbst nicht bestimmen können, von denen der Erfolg Ihres Vorhabens jedoch entscheidend abhängen kann.

4. Planung & Durchführung

Die Schritte auf dem Weg zur Realisierung Ihrer Idee umfassen die Erstellung eines Businessplans und dessen Umsetzung unter Beachtung aller wesentlichen externen Rahmenbedingungen.

Dazu finden Sie hier eine Übersicht:

Planung einer Unternehmertätigkeit

Analyse der Ausgangssituation

In Familienbetrieben entscheiden die Haushaltsmitglieder über die Nutzung ihrer Potenziale. Dazu zählen persönliche Fähigkeiten ebenso wie finanzielle und materielle Ressourcen. In der Landwirtschaft können diese für eine neue Unternehmertätigkeit oder auch für ganz andere Zwecke genutzt werden.

Wie Betriebsvermögen oder Arbeitskapazitäten verwendet werden, hängt immer auch von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ab, die sich oft nur schwer abschätzen lassen. Das Vertrauen in Märkte, die Verlässlichkeit (agrar-)politischer Vorgaben oder Änderungen im Rechtsrahmen – etwa eine Verschärfung von Umwelt- und Hygienenormen – spielen dabei eine wichtige Rolle.

Grundsätzlich ist zwischen zwei Arten von Entwicklungsvoraussetzungen zu unterscheiden:

  • vom Unternehmer veränderbare bzw. beeinflussbare Gegebenheiten
  • externe und nicht individuell beeinflussbare Kontext- und Umfeldbedingungen

Können die Haushalte Entwicklungsfaktoren mit beeinflussen, ist eine gute Abstimmung des Einsatzes von Ressourcen wichtig, um Konflikte zu vermeiden. Das betrifft z. B. den Einsatz von Arbeitskräften: Welche Arbeitskräfte sind mit welchen Kompetenzen einsetzbar? Stehen Familienarbeitskräfte bereit, um landwirtschaftliche Arbeitsspitzen flexibel bewältigen zu können?

Die nicht beeinflussbaren Rahmenbedingungen sind besonders gründlich und kritisch zu analysieren, um sie später als Daten bei den eigenen Entscheidungen berücksichtigen zu können. Hierzu zählen etwa erwartete Änderungen am Pachtmarkt, der demografische oder wirtschaftliche Trend in der Region, aber z.B. auch gesellschaftliche Änderungen im Konsum- oder Freizeitverhalten.

Die identifizierten Stärken und Schwächen ihres Betriebs werden anschließend den nutzbaren Marktchancen in einer SWOT-Übersicht gegenübergestellt. Sie legen den Grundstein für weitere Entscheidungen.

SWOT­Analyse

Zur Abschätzung von Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken wird seit Jahren in vielen Entwicklungsbereichen die Methode der SWOT-Analyse angewendet. Sie eignet sich für eine Selbstbewertung (etwa durch einen Existenzgründer) ebenso wie für die Fremdbewertung, z. B. der Entwicklungsperspektiven einer Region und deren Produkte.

S Stärken (Strengths)
W Schwächen (Weaknesses)
O Chancen (Opportunities)
T Risiken (Threats)

Beginnen Sie nun mit dem ersten Vertiefungsschritt: der Analyse Ihres Betriebs!

Unternehmensanalyse

Die Unternehmensanalyse unterscheidet zwischen den Akteuren auf dem Betrieb und den betrieblichen Ressourcen.

Der landwirtschaftliche Unternehmer oder die landwirtschaftliche Unternehmerin bilden zusammen mit den übrigen Haushaltsmitgliedern die treibende Kraft des Vorhabens: Motivation und Ideenreichtum der Akteure, deren Teamfähigkeit, Verhandlungsgeschick und Kooperationsbereitschaft sind weiche Faktoren, die häufig den Ausschlag für neue Entwicklungsschritte geben. Zu einer Unternehmerpersönlichkeit gehört aber auch die Bereitschaft, Herausforderungen bewältigen zu können.

Die Ressourcen umfassen alle Produktionsfaktoren des Unternehmens, aber auch die bei Bedarf zusätzlich verfügbaren Kapazitäten des Haushalts:

  • Materielles Vermögen, z. B. Gebäude, Technik, Land;
  • Bestand an Eigenkapital, Belastung mit Fremdkapital, Zugang zu neuem Kapital;
  • eigene Arbeitskräfte, Qualifikation und Sozialkompetenz;
  • immaterielle Faktoren wie das Image eines Betriebes oder der Region, die Intensität der Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen oder das Innovations- und Leistungsvermögen der Beteiligten;
  • soziale Struktur des Haushalts: Altersaufbau, Nachfolgesituation, Entscheidungsstrukturen;
  • Verfügbarkeit und Qualifikation von Fachkräften und entlohnten Mitarbeitern.

Erstellen Sie ein Profil Ihres Unternehmens!

Mit Hilfe der folgenden Checkliste können Sie die betrieblichen Akteure und Ressourcen prüfen. Deren Bewertung in einem einfachen Punktesystem liefert Anhaltspunkte dazu, welche Voraussetzungen für die Mitmach-Landwirtschaft vorliegen.

Fragebogen UnternehmensanalysePDF-Datei 125 KByte

Tipps

  • Ehrlich zu sich selbst sein!
  • Freunde und Bekannte fragen, eine zweite Meinung einholen!
  • Genügend Zeit nehmen für das Ausfüllen der Checklisten!
  • Auf alle relevanten Fragen Antwort geben!

Umfeldanalyse

Das Umfeld eines Unternehmens lässt sich nur wenig beeinflussen. Allerdings bietet es jedem landwirtschaftlichen Betrieb Chancen für eine Neuausrichtung. Gesellschaftliche Entwicklungen können zur Entstehung neuer Märkte führen, bestehende verändern oder gar zerschlagen. Auch politische Entscheidungen können Akteure und Wettbewerber am Markt bevorzugen oder benachteiligen.

Die Umfeldanalyse fokussiert auf zwei Bereiche:

  • Auf den Markt mit existierenden oder potenziellen Nachfragern sowie auf Mitbewerber und mögliche Kooperationspartner.
  • Auf das regionale Umfeld mit seinen Standortmerkmalen; dazu zählen „harte“ Faktoren (z. B. Verkehrsanbindung, Erreichbarkeit) ebenso wie weiche Faktoren. Dazu gehören Einflüsse, wie das Image und die Wirtschaftskraft einer Region. Die Verfügbarkeit erfahrener Arbeitskräfte oder das Freizeitangebot beeinflussen die Wahl neuer Unternehmertätigkeiten oft stärker als die regionale Ausstattung mit Infrastruktur.

Gerade die Auswahl möglicher Zielgruppen für das neue Angebot sollte mit großem Scharfblick erfolgen. Dabei spielen nicht nur das Kaufkraftniveau und die soziale Schichtung der Bevölkerung eine Rolle, sondern auch deren Werte und Einstellungen.

Beispielsweise wären folgende Aspekte zu untersuchen:

  • Markt- und Warentrends, wirtschaftliche Rahmenbedingungen, Einkommensentwicklung, Preisniveau
  • Denkbare Zielgruppen und deren gesellschaftliche Rahmenbedingungen (Pendel- Verhalten, Trend zu Single-Haushalten, steigendes Umweltbewusstsein usw.)
  • Kooperationsmöglichkeiten und bestehende Produktketten
  • Wettbewerbssituation auf regionalen Märkten
  • Standorteigenschaften, Imagepotenzial
  • Arbeitsmarktsituation

Erkunden Sie Ihr Umfeld!

Fragebogen UmfeldanalysePDF-Datei 125 KByte

Stärken­ und Schwächen­Analyse (SWOT)

In diesem Schritt steht die tabellarische Strukturierung der erfassten Informationen an. Dazu werden die untersuchten Potenziale der Akteure und die betrieblichen Ressourcen als Stärken (S) identifiziert. Folgende Fragen helfen dabei:

  • Welche Leistungen und Qualifikationen von Haushalt und Betrieb sind besonders ausgeprägt und auffallend?
  • Welche persönlichen oder betrieblichen Vorteile können andere nicht bieten? Wo schätze ich mich stärker ein als Konkurrenten?

Ebenso ehrlich sollten Sie natürlich auch mit den Schwächen (W) verfahren.

Beschreiben Sie Nachteile oder Hemmnisse, welche die persönliche oder betriebliche Entwicklung bisher beschränkten.

  • Welche Misserfolge mussten Sie verkraften?
  • Welche Faktoren waren für Erfolg oder Misserfolg besonders maßgebend?

Konkret benannte Stärken und Schwächen sind Ausgangspunkt für die Identifizierung von Chancen und Risiken. Überlegen Sie dazu, welche Stärke mit einer positiven Markt- oder Umfeldentwicklung zusammenfällt. Kann dieser positive Trend unter Umständen genutzt werden, dann ist dies eine künftig nutzbare „Chance“ (O). Fallen betriebliche Schwächen mit schwierigen Umfeld- und Marktbedingungen zusammen (Abwanderung, Preisverfall usw.), sind dies Ihre Risiken (T).

Wichtig ist es, über den engeren Rahmen des Betriebes hinaus auch jene Potenziale zu erfassen, die sich z. B. durch Veränderungen im persönlichen Verhalten (z. B. Fortbildung, Kooperation) oder im Management (z. B. stärkere Arbeitsteilung) ergeben können. Die SWOT- Übersicht liefert ihnen die Entscheidungsgrundlage für oder gegen eine Einführung der Mitmach-Landwirtschaft. Der Erfolg einer gewählten Entwicklungsstrategie fußt oft auf einer ehrlichen Analyse persönlicher und betrieblicher Möglichkeiten. Dennoch sollten Sie bei Bedarf nicht zögern, Beratung für einzelne Schritte in Anspruch zu nehmen.

Fassen Sie nun die Ergebnisse aus den vorherigen Checklisten und Fragebögen zusammen und ermitteln Sie Ihr persönliches Stärken- und Schwächen-Profil. Konkretisieren Sie, welche Chancen und Risiken Ihr Umfeld voraussichtlich für Ihren Betrieb bietet. Leiten Sie aus der SWOT-Analyse erste Ansatzpunkte ab, wie sich Ihr Betrieb verändern könnte (Schlussfolgerungen für eine Leitidee).

Erstellen Sie eine eigene SWOT-Übersicht!PDF-Datei 125 KByte

Tipps

  • Ziehen Sie zur Selbsteinschätzung eine Fremdeinschätzung hinzu, diskutieren Sie beide!
  • Tauschen Sie sich mit anderen erfahrenen Betriebsleitungen aus!

Quelle (verändert): Unternehmerische Potentiale besser nutzen – Handbuch für erfolgreiche Diversifizierung; Hrsg. Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, erstellt von Forschungsgruppe Agrar- und Regionalentwicklung Triesdorf (ART), A. Breitenbach, M. Geißendörfer, O. Seibert, T. Unbehaun