Über den Tellerrand geschaut - Alternative Finanzierungssysteme

Gut überlegen und sinnvoll investierenBild vergrößern
Gut überlegen und sinnvoll investieren


Auch Investitionen in den Naturschutz sind sinnvollBild vergrößern
Auch Investitionen in den Naturschutz sind sinnvoll


Koproduktive Formen der Landwirtschaft verstehen sich auch als Alternativen zum vorherrschenden Wirtschaftssystem, denn selten bekommen landwirtschaftliche und gärtnerische Unternehmen Engagement zur Nachhaltigkeit auch entlohnt. Als Antwort darauf haben sich Initiativen entwickelt, die alternative Formen der Finanzierung anbieten. Diese beruhen häufig auf solidarischen Konzepten und sind weniger renditeorientiert. Sie bieten den Landwirten mehr Freiräume ihre Vorstellungen von nachhaltiger Produktionsweise umzusetzen und mit innovativen Konzepten zu experimentieren.

Da Finanzberatungen gesonderten rechtlichen Regelungen unterliegen können hier lediglich einige Beispiele ohne direkte Bewertungen vorgestellt werden.

Regionalwert AG

Die Regionalwert AG ist eine Bürgeraktiengesellschaft aus dem Köln-Bonner Raum, die kleine und mittlere Familienunternehmen der Land- und Ernährungswirtschaft in der Produktion halten und fördern möchte. Mit einer Beteiligung an der Bürgeraktiengesellschaft übernehmen Konsumenten gemeinsam Verantwortung für Anbau, Verarbeitung und Vermarktung ökologisch erzeugter regionaler Lebensmittel von Hof und Acker der beteiligten Betriebe. Sie ermöglichen mit ihrem Geld die Erzeugung von gesunden Lebensmitteln in einer geschmacklichen und biologischen Vielfalt und unterstützen regionale Verarbeitung und lokalen Handel. Damit sichern sie die Existenz der Partnerbetriebe, schaffen Arbeitsplätze und halten Geldmittel in der Region. Produzenten, Händler und Verbraucher kommen auf Versammlungen, beim Einkaufen oder bei Hoffesten in Kontakt miteinander. Das schafft Vertrauen und Transparenz. Getragen von Bürgerinnen und Bürgern kann ein regionaler Verbund "vom Acker bis zum Teller" entstehen.

Die Regionalwert AG unterstützt Landwirte

  • auf der Suche nach einem Hof, wenn das nötige Eigenkapital fehlt,
  • bei der Umstellung auf Ökologische Landwirtschaft, bei Investitionen in artgerechte Tierhaltung, bei der regionalen Verarbeitung oder bei der Suche nach Absatzpartnern,
  • bei der Ablösung von Darlehen oder Beteiligungen,
  • bei der ökologischen Verwaltung landwirtschaftlicher Flächen und Gebäude,
  • beim Aufbau neuer Betriebszweige oder Kooperation mehrerer Höfe in der Region zum Aufbau einer gemeinsamen Käserei, Molkerei, Schlachterei, Metzgerei, Mühle oder Bäckerei,
  • bei der Suche von Hofnachfolgern,
  • mit Eigenkapital für die Finanzierung von Hofnachfolgen oder Hofübernahmen.

Die Regionalwert AG ist in unterschiedlichen Teilen Deutschlands aktiv. In NRW konzentriert sich die Arbeit der Regionalwert AG auf das Rheinland (Düsseldorf bis Bonn und die angrenzenden Kreise) sowie auf das Münsterland.

www.regionalwert-rheinland.de

www.regionalwert-muensterland.de


Genussscheine und Bürgeraktien

Genussscheine, manchmal auch fälschlicher Weise als „Bürgeraktien“ bezeichnet, sind Geldanlagen, deren Rendite auch in Naturalien ausgezahlt werden kann. Auf diese Weise kann ein Betrieb Geld für kleinere Investitionen von seinen Kunden einsammeln, ohne einen Kredit bei einer Bank aufnehmen zu müssen. Stammkundinnen und Stammkunden im Hofladen werden so stärker an den Betrieb gebunden und haben außerdem das dabei gute Gefühl, den Hof zu unterstützen.

Eine „Kuh-Aktie“ ist beispielsweise keine Aktie, die ein Teileigentum bedeuten würde, sondern eine Geldanlage, deren Rendite in Naturalien ausgezahlt wird. Damit entspricht sie faktisch einem Genussschein. Entwickelt wurde diese Idee auf dem Kattendorfer Hof in Schleswig-Holstein. Privatleute, häufig Kunden des Hofes aus der direkten Umgebung, investierten in „Kuh-Aktien“ und trugen so zur Finanzierung von Neuinvestitionen auf dem Hof bei.

Kuh-Aktie: www.kattendorfer-hof.de/kattendorfer-hof/kuhaktie


Bodenfonds

Sogenannte Bodenfonds sammeln Geld von Privatpersonen und Unternehmen ein und erwerben damit landwirtschaftliche Flächen. Sie nehmen teilweise für sich in Anspruch, Flächen der Spekulation zu entziehen, sie als Teile der Kulturlandschaft zu erhalten und verpachten sie unter Umständen zu vergleichsweise günstigen Konditionen an Landwirte. Einige dieser Fonds stehen vorwiegend oder auch ausschließlich ökologisch wirtschaftenden Landwirtinnen und Landwirten offen.


Kulturland-Genossenschaft

Die Kulturland-Genossenschaft e.G. ist eine niedersächsische Selbsthilfeeinrichtung von Biobauern und Bürgern und wurde in Zusammenarbeit mit Landwirten, Anbauverbänden und Beratern entwickelt. Alle Landkaufprojekte entstehen aus dem sozialen Umkreis von Höfen und Initiativen.

www.kulturland.de


BioBoden Genossenschaft

Die BioBoden Genossenschaft e.G. ist ein eigenständiges landwirtschaftliches Unternehmen. Der geographische Fokus liegt auf Deutschland. In NRW gibt es fünf Standorte, an denen in Flächen investiert und diese verpachtet wurden.

Die BioBoden Genossenschaft

  • betreibt selbst Landwirtschaft,
  • kauft Flächen auf Veranlassung von Landwirten und verpachtet sie an diese zurück,
  • kauft Betriebe (sowohl aus ökologischer als auch konventioneller Bewirtschaftung) und übergibt diese in unterschiedlicher Form an Landwirte zur Bewirtschaftung sowie zur Umstellung auf ökologische Erzeugung,
  • erbringt Hilfestellungen für die Vermarktung der Produkte.

Die wirtschaftliche Entwicklung ist abhängig von dem Beitritt vieler Mitglieder zur Genossenschaft. Aus dem gezeichneten Genossenschaftskapital sollen sukzessive immer mehr landwirtschaftliche Flächen und Betriebe erworben werden.

www.bioboden.de