Freiluftsupermarkt

Marktstand von Biobauer Palm in der Altstadt von BonnBild vergrößern
Marktstand von Biobauer Palm in der Altstadt von Bonn

Diese Idee wurde ursprünglich als ein Teil des Münchner Entwicklungskonzeptes für den Stadtteil Freiham entwickelt. Die hier vorgestellte Variante dieser Selbsternte-Form, ein „Freiluftsupermarkt“, ist noch vergleichsweise jung und wird in Verbindung mit einem Hofladen betrieben.

Die Idee zum Freiluftsupermarkt Freiham entstand im Jahr 2009 im Architektenbüro bauchplan und wurde bei einem Ideenwettbewerb eingereicht. Die Stadt München machte daraufhin den Initiatoren für eine Fläche im Stadtteil Freiham ein Pachtangebot. Grundidee war es, am Rande eines Baugebietes eine Fläche auszuweisen, auf der Bürger gegen finanzielle oder tatkräftige Spende (in Form von Beetpflege) selber Gemüse ernten können. Auf diese Weise sollten die Bewohner des benachbarten Stadtteils Neuaubing in die Bautätigkeiten für ein neues Wohnviertel mit einbezogen werden.

So wurde im Jahr 2015 auf einer noch unbebauten Fläche am Rande des Neubaugebietes eine Fläche mit Strohballen umfasst. Aus der Luft betrachtet stellte deren Form das Logo des Stadtteils Freiham dar. Innerhalb dieses Bereichs befanden sich Beete, die rund um die Uhr betreten werden konnten. Sie wurden durch Partner des Planungsbüros angelegt. Dabei fiel die Auswahl auf Gemüse und Kräuter, um mit einjährigen Kulturen keine Nutzungsänderung im juristischen Sinne hervorzurufen. Menschen, die die Produkte nicht in der vor Ort aufgestellten Spendendose bezahlen wollten, hatten die Möglichkeit, sich stattdessen mit Arbeiten in den Beeten oder auch am Gelände selber zu beteiligen. Dahinter stand der Wunsch, die Eigenverantwortung der Anwohner zu fördern, sodass das Angebot des "Freiluftsupermarktes" besser akzeptiert würde. Finanziell hat sich dieser Freiluftsupermarkt nicht getragen, allerdings war die Erhöhung der Wertschätzung für frische Lebensmittel ein wichtiger zusätzlicher Erfolg.

Mit zahlreichen Veranstaltungen auf dem Gelände, vor allem mit Schulen aus dem Umfeld und mit möglichst vielen benachbarten Bevölkerungsgruppen wurde dafür gesorgt, dass der Bekanntheitsgrad auch unter Nicht-Nutzern stieg. Ziel war es, die soziale Kontrolle durch Sympathie für das Projekt zu erhöhen, um auch Vandalismus möglichst einzudämmen. Gleichzeitig wurden möglichst viele Menschen, die als Multiplikatoren für die Bekanntheit des Projekts in Frage kamen, eingebunden.

Beworben wurde der Freiluftsupermarkt über eigene Informationsblätter (Flyer) und über die lokale Presse. Dabei brachten vor allem Radiobeiträge in den Tagen nach Sendungen „Wellen“ von interessierten Besuchern aus dem Umland auf das Gelände. Insgesamt war ein deutlicher Besucherschwerpunkt an den Wochenenden zu verzeichnen. Dass die Beete in den meisten Fällen komplett abgeerntet wurden, wurde als Zeichen für eine gute Akzeptanz aufgefasst.

Potentiale und Aufwendungen eines Freiluftsupermarktes

Im Allgemeinen dient ein Freiluftsupermarkt als Erweiterung und Marketinginstrument für den eigenen Hofladen; der Mehraufwand und die Investitionen lohnen sich nur, wenn langfristig die Einnahmen im Hofladen selbst gesteigert werden.

Für die Einrichtung und Betreuung der Fläche sollte eine Person im Betrieb während der Saison verantwortlich sein. Erntewerkzeuge wie Messer, Spaten, Schubkarren und Sammelkörbe sollten während der Öffnungszeiten den Kunden zur Verfügung stehen. Hilfreich sind Hinweistafeln oder laminierte Hinweiskarten, die den Kunden erklären, wo welche Produkte zu finden sind, welche sie vor sich haben und vor allem, wie sie geerntet werden sollen.

Für leichten Zugang, unkomplizierte Abrechnung und Beaufsichtigung sollte die Fläche so nah wie möglich an einem Hofladen liegen, am besten in Sichtweite. Grundsätzlich basiert das Konzept auf Vertrauen den Kunden gegenüber; trotzdem werden sich Diebstähle nicht unbedingt vermeiden lassen. Ein kleiner Zaun oder eine umlaufende Reihe Sonnenblumen kann den Kunden verdeutlichen, dass diese Fläche zum Hofladen gehört. Auf der Fläche selbst sollten mit Streugut oder Vlies ausgelegte kleine Wege angelegt werden, die es der „Laufkundschaft“ ermöglichen, mit möglichst sauberen Schuhen die Fläche wieder zu verlassen. Dabei ist die maschinelle Bearbeitbarkeit zu berücksichtigen.