Potentiale und Aufwendungen zum Aufbau eines Solidarischen Landwirtschaftsbetriebs

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Viele SoLaWi-Mitglieder kamen zum Herbstfest

Der Kerngedanke der SoLawi ist die nachhaltige Absicherung eines Betriebes, der dann in Absprache mit den Mitgliedern auf von diesen mitbestimmte Art und Weise produziert. Meist stehen ökologische Aspekte im Vordergrund, die so durch die Mitglieder finanziell gefördert werden.

Die praktische Umsetzung beginnt jedes Jahr mit der so genannten Bieterrunde. Die Landwirtin oder der Landwirt kalkuliert zuvor die (Voll-)Kosten für das kommende Betriebsjahr und rechnet Aufwendungen für Aktivitäten mit ein, die üblicherweise nicht über den Produktpreis vergütet werden. Das sind beispielsweise Naturschutz- und Tierwohlmaßnahmen oder eine bestimmte Art der Bodenbewirtschaftung. Auch Arbeitszeit und Stundenlöhne der Landwirtsfamilie werden einbezogen. Die Summe zur Deckung der Vollkosten entspricht dem so genannten Mindestbetrag für die Bieterrunde und soll den Aufwand zur Deckung aller ökonomischen, ökologischen und sozialen Anforderungen für eine nachhaltige Betriebsbewirtschaftung decken.

Der Mindestbetrag wird in der Bieterrunde öffentlich gemacht und seine Kalkulation wird den Mitgliedern erklärt. Dies erfordert Offenheit und Transparenz von Seiten des Betriebes. Anschließend wird berechnet, wie viele Ernteanteile (beispielsweise in etwa der Bedarf einer 4-köpfigen Familie pro Woche) der Betrieb für diesen Betrag erzeugen kann. Der Mindestbetrag geteilt durch die Anzahl der Ernteanteile ergibt den Richtpreis für einen Ernteanteil. Während einer Bieterrunde entscheiden die Interessenten, welchen Beitrag sie für einen Ernteanteil zahlen möchten. Dabei darf freiwillig auch mehr geboten werden, was durchaus vorkommt. Danach wird die Summe der gebotenen Beiträge ermittelt und mit dem Mindestbetrag zur Vollkostendeckung verglichen. Ist eine Deckung nicht gegeben, wird die Bieterrunde wiederholt, und zwar so lange, bis der Mindestbetrag gedeckt werden kann.

Formen solidarischer Landwirtschaft eignen sich für Flächen von der Größe eines Schrebergartens bis hin zu mehreren Höfen auf mehreren hundert Hektar Land. Das Prinzip der gemeinschaftsgetragenen Bewirtschaftung ist sehr flexibel und kann an unterschiedlichste Rahmenbedingungen angepasst werden.

Für wöchentliche Ernteverteilungen, Arbeitseinsätze und Betriebsbesuche ist ein gutes Wegenetz sowie eine gute Erreichbarkeit mit dem Öffentlichen Nahverkehr oder mit Fahrrad oder Auto vorteilhaft. Zur Ernteverteilung können auch Depots als regionale Verteilstellen eingerichtet werden, so dass die Mitglieder nicht bis zum Betrieb fahren müssen.

Je besser die Anbaubedingungen, umso reichhaltiger kann das Angebot einer SoLaWi gestaltet werden. Günstig sind Böden, die für den Anbau von Gemüse geeignet sind, aber auch weniger geeignete Standorte lassen sich mit entsprechendem Einsatz in ertragreiche Flächen verwandeln.

Das Solidarprinzip ist für Landwirt*innen geeignet, die bewusst und gerne dieses gemeinschaftliche Prinzip leben wollen und denen eine nachhaltige Ressourcennutzung sowie ein abgesichertes Einkommen wichtig sind. Zu Beginn des Wirtschaftsjahres steht das Betriebseinkommen fest und wird durch die Mitglieder garantiert. Vor allem die Vorfinanzierung der Erzeugung macht das Konzept für Neubauern und für Höfe, die noch keine Direktvermarktung aufgebaut haben, besonders interessant. Es ist auch möglich, nur einzelne Betriebsteile (einzelne Kulturflächen oder Teile der Tierbestände) in eine SoLaWi einzubringen und den übrigen Betrieb in Eigenregie zu bewirtschaften.