Nitratdienst Juni 2006

Filterbank mit Bodenproben
Vorbereitung von Bodenproben

Teils erhebliche Stickstoffverlagerung

Nachdem bis Mitte Mai sehr trockenes und sonniges Wetter herrschte, wechselte seit der letzten Nitratdienstbeprobung das Wetter abrupt. Bis zum 4. Juni dauerte die außergewöhnlich kühle und regnerische Witterung an. Die Temperturen wichen bis zu mehr als 5 °C vom langjährigen Mittel nach unten ab. Die Bodentemperaturen sanken um runde 4 °C auf ca. 11 °C in 20 cm Tiefe. Dabei fielen erhebliche Niederschlagsmengen. In der 5-Wochenspanne zur aktuellen Beprobung wurden in Lüdenscheid 201 mm gemessen. Auf den meisten Standorten bewegten sich die Niederschlagssummen zwischen 100 und 160 mm. Nur in der südlichen Köln-Aachener Bucht wurden lediglich 60-70 mm gemeldet. In den letzten zwei Wochen stiegen die Temperaturen dann wieder deutlich an. Bei überwiegend sonnigen Verhältnissen kletterten die Bodentemperaturen dann auf über 19 °C auf ein bereits sehr hohes Niveau.

Stickstoff in 60-90 cm Tiefe

Das Auf und Ab der Temperaturen und der Feuchteverhältnisse wirkte sich natürlich sehr stark auf die Stickstoffdynamik der Böden aus. Im Juni stehen vor allem die Hackfrüchte im Mittelpunkt des Interesses. Der Mais scheint unter Berücksichtigung der obersten beiden Beprobungsschichten eine überwiegend knappe Versorgung aufzuweisen. An den leichteren Standorten wie Bocholt, Lippstadt und Stadtlohn ist anhand der deutlich zugenommenen Werte in der untersten Beprobungsschicht ersichtlich, dass es stärkere Verlagerungen gegeben hat.

Die gefallenen rund 125 mm Niederschlag an diesen Standorten ab Mitte Mai haben bei noch kaum gegebener Wasseraufnahme durch die Pflanzen den Stickstoff auf bis zu 82 kg in der Schicht 60-90 cm verlagert. Dieser Stickstoff wird von den Maispflanzen noch erreicht, so dass echte Verluste kaum entstanden sein dürften. Für die standardmäßig nur auf zwei Schichten durchgeführte späte Nmin-Untersuchung waren die daher oft nur geringen Werte interpretationsbedürftig. Aus der Verteilung der zwei Schichten ließ sich aber dieser Trend bereits vermuten.

Die Standorte Geldern und Xanten bilden in sofern eine Ausnahme, als dass der Mais nach Feldgras steht, das den Boden weitgehend entleert hatte. Aus der Grasnarbe werden erfahrungsgemäß noch größere N-Mengen freigesetzt, so dass sich nicht automatisch ein Nachdüngebedarf ergibt. Gegenüber dem Vormonat ist kein einheitlicher Trend herauszulesen, was sich durch teils entgegengesetzte Faktoren ergibt. Früh gesäte Bestände nehmen bereits größere N-Mengen auf, während andere Standorte noch eine Nachdüngung erhalten haben. Eine offensichtlich sehr schlechte Nachlieferung scheint der Höhenlagestandort Meschede zu haben, hier wurden nach 68 kg im Vormonat aktuell nur noch 52 kg gefunden. Bei 180 mm Niederschlag sind jedoch auch Auswaschungsverluste möglich.

Rüben und Kartoffeln gut versorgt

Die Zuckerrüben und Kartoffeln haben sich auf ein hohes Versorgungsniveau nivelliert. Zwar sind sowohl Zu- wie auch Abnahmen zu verzeichnen, die aber mit noch vorhandenen Ammoniumanteilen im Vormonat zu erklären sind. Die in den letzten Wochen stark angestiegenen Bodentemperaturen mit entsprechender N-Freisetzung haben zu dem hohen Versorgungsniveau beigetragen. Aber auch hier sind standortabhängig größere Verlagerungen wie etwa in Essen oder Kevelaer festzustellen.

Die Gerste befindet sich mittlerweile in der Abreife. Größere N-Aufnahmen finden daher nicht mehr statt. Vorwiegend wird jetzt Stickstoff innerhalb der Pflanze umverlagert. An den sehr leichten Standorten wie Hopsten oder Greven können die sehr geringen Werte auch mit der bereits wieder geringen Wasserversorgung zur Probenahme zusammenhängen, die zu einer Unterbrechung der Mineralisation führte. Auch der Triticale in Telgte und der Weizen in Merfeld passen zu diesem Erklärungsansatz. Auf den wasserhaltefähigen Böden dürfte die fortlaufende Freisetzung den N-Bedarf des Getreides nun decken.

Autor: Theo Remmersmann