Nitratdienst Juni 2010

Bodenprobenahme auf dem Feld

Trockenheit hemmt N-Freisetzung

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des Bodenstickstoffs in der Zeit von Mitte Mai bis Anfang Juni. Bis zum 20. Mai war die Witterung ungewöhnlich kühl. Vom 20. bis 25. Mai überschritten die Tageshöchstwerte erstmalig im Mai die 20 °C-Marke. Auch die letzte Maiwoche war wieder außerordentlich kalt. Die erste Junidekade gestaltete sich dann bei sonnigem und trockenem Wetter endlich etwas sommerlicher, wobei die Nachttemperaturen immer wieder unter 10 °C sackten. Die Bodentemperaturen blieben somit auf einem nur mäßigen Niveau und ließen die Mineralisation eher verhalten verlaufen. Hinzu kam die sehr unterschiedliche Niederschlagsverteilung in Nordrhein-Westfalen. An den Wetterstationen wurden Werte zwischen 20 mm in Emsdetten und 90 mm Bad Lippspringe und Warburg gemessen. Dieses starke Ost-Westgefälle zeichnet sich im ganzen Land ab, so dass in den westlichen Gebieten speziell auf leichten Standorten die Wasserversorgung sehr angespannt ist.

Die knappe Wasserversorgung findet sich auch in den gefundenen Nmin-Werten wieder. So sind unter Gerste, Triticale und Roggen auf den leichten Standorten in Warendorf, Rheine, Schlangen und Hopsten nur noch wenige kg/ha zu finden. Die Gerste geht hier verstärkt in die Abreife über. Auf den Standorten auf denen sich die Wasserversorgung aufgrund des Bodens und der Niederschläge nicht so knapp gestaltet, sind die Werte gegenüber dem Vormonat sogar noch mal angestiegen, was für eine hohe N-Nachlieferung aus dem Boden spricht.

Auch unter Weizen sind extreme Schwankungen zwischen den Standorten zu finden. Insgesamt haben die Werte gegenüber dem Vormonat aufgrund der Pflanzenaufnahme sehr stark abgenommen. Der Unterboden ist auf allen Standorten fast leer, so dass sich die Bestände lediglich aus den oberen 30 cm noch ernähren können. Hier ist die N-Verfügbarkeit dann aber wieder sehr von der Wasserverfügbarkeit abhängig, sodass die Ertrags- und Qualitätsbildung im hohen Maße vom Wasser und weniger von der Düngungsmenge abhängig sein werden. Dieser Faktor wirkt sich auch deshalb so extrem aus, weil die Niederschläge in den Vormonaten bereits unterdurchschnittlich ausfielen. Im Westen liegt die bisher gefallene Jahresniederschlagssumme bei nur rund 60 % des langjährigen Mittels.

Auch beim Mais zeigt sich die unterschiedliche Wasserversorgung in den gefundenen Nmin-Werten. Die westlichen Standorte wie Bocholt, Neukirchen-Vluyn und Xanten zeigen sehr niedrige Werte. Als weiterer Faktor kommt die Vorfrucht hinzu. Standorte ohne eine Vornutzung weisen auch höhere Nmin-Gehalte in der mittleren Bodenschicht auf. Größere Reserven in 60-90 cm Tiefe, wie sie in Jahren mit hohen Mainiederschlägen zu finden sind, kommen in diesem Jahr mit Außnahme des Standortes Bad Münstereifel nicht vor. Die Flächen mit einer Vornutzung in Form von Grünroggen oder Gras weisen nur in der oberen Bodenschicht nennenswerte N-Mengen auf, auch wenn weit höhere N-Mengen gedüngt wurden. Hier liegt der Stickstoff weitgehend fest, da die Wasserversorgung aufgrund der Vornutzung hier noch angespannter ist. Erst mit einer Bodendurchfeuchtung werden dieser Stickstoff und die in den Stoppelresten enthaltenen N-Mengen frei gesetzt. Die späte Nmin-Probenahme kann aus diesem Grund für Vornutzungssysteme keine Anwendung finden.

Autor: Theo Remmersmann