Nitratdienst Mai 2015

Wintergerste Ende SchosserphaseBild vergrößern
Wintergerste am Ende der Schossphase

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs im Zeitraum Mitte April bis Anfang Mai. Die erste Hälfte dieses Zeitraums war geprägt von trockener Witterung mit viel Sonnenschein und windigen Verhältnissen. Erst in der letzten April- und ersten Maiwoche gab es Niederschläge.

Der Wind war es auch, der die Lufttemperaturen tagsüber kühl gestaltete. Diese lagen im gesamten Beobachtungszeitraum meistens zwischen der 10°- und 20°-Marke. Nur an einzelnen Tagen wurde diese Marke leicht nach oben durchbrochen. In der ersten Hälfte waren die Nächte meist wolkenfrei, sodass die Nachttemperaturen im unteren einstelligen Temperaturbereich lagen und es in wenigen Fällen auch zu leichtem Bodenfrost kam. Eine Erwärmung der Böden war somit kaum möglich und wurde später von den meist nur wenigen, aber dafür kräftigen Schauern weiter ausgebremst. Insgesamt fielen in dem drei Wochen-Zeitraum im Landesdurchschnitt lediglich 30 Millimeter Niederschlag. Etwas höhere Summen von knapp über 40 Millimeter wurden im Sieger- sowie Bergischen Land und Bielefeld erzielt – trockener, mit nur um die 20 Millimeter, war es im nördlichen Rheinland und am Niederrhein. Verluste oder eine Verlagerung an Stickstoff durch Sickerwasser sind deshalb nicht zu erwarten gewesen.

Die Niederschläge waren dringend notwendig, weil der Wasservorrat in der Krume knapp wurde. Der Wind hatte hier im Oberboden die Wasservorräte drastisch reduziert. Für die frisch ausgesäten Sommerungen war das Wasser insbesondere für die Keimung und das Auflaufen unbedingt erforderlich. Dies betraf vor allem die Dammkulturen. Alle Winterungen befanden sich im Referenzzeitraum in der Hauptwachstumsphase, in der viel Wasser benötigt wird – diese konnten jedoch noch von den Vorräten im Unterboden zehren. Wasser war auch dringend für die Lösung und die Umwandlung von Ammonium- hin zu Nitratstickstoff (Nitrifikation) und damit für die weitere Verteilung des mineralischen Stickstoffs im Wurzelraum notwendig. Außerdem wurden die Mineralisationsbedingungen mit der Feuchtigkeit im Oberboden wieder etwas verbessert. Weitere Niederschläge sind jedoch für die einzelnen Prozesse im Boden und in der Pflanze dringend erforderlich.

Die trockenen Bedingungen vor dem Einsetzen der Niederschläge wurden weiterhin für die Aussaat von Kartoffeln und Mais sowie Düngemaßnahmen genutzt. So gut wie alle Wintergetreide-Referenzflächen haben in diesem Zeitraum ihre Anschluss- oder Abschluss-N-Gabe erhalten. Unter den meisten Flächen ist ein ausreichendes Stickstoffniveau gegeben. Bei einigen Flächen spiegelt sich die Düngung jedoch noch nicht in der Nmin-Probe wieder. Dies betrifft vor allem einige Winterweizenschläge, wo noch geringe Nmin-Werte gemessen werden, wie in Gescher oder Xanten. Weitere Niederschläge sind für eine Umwandlung in den beweglichen Nitratstickstoff und damit eine Verteilung im Wurzelraum notwendig, um eine Aufnahme durch die Pflanzen herbeizuführen. Unter einigen noch weiter nicht gedüngten Wintergetreidebeständen fällt der Nmin-Vorrat bereits sehr knapp aus, wie unter der Wintergerste in Kevelaer, dem Winter-Triticale in Minden sowie dem Winterweizen in Bönen sowie Linden-Neussen, wo gar kein Nmin-Gehalt mehr nachgewiesen werden kann. Auf diesen Flächen sollte dringend die Anschlussdüngung stattfinden.

Was außerdem auffällt sind die gemessenen Ammonium-N-Gehalte auf vielen gedüngten Flächen. Um diese Jahreszeit findet die Nitrifikation eigentlich eher zügig statt. Die geringen Niederschläge sowie teils kühlen Temperaturen scheinen diesen Prozess jedoch etwas ausgebremst zu haben. Die Abnahme an Stickstoff in der untersten Bodenschicht zeigt, dass die Wintergetreidearten bereits bis in diese Schicht wurzeln und dort den Nährstoff aufnehmen. Unter Winterraps zeigen die Nmin-Werte keine eindeutigen Trends. Mit dem Einsetzen des starken Massenwachstums vor der Blüte ist eine Abnahme der Nmin-Werte in allen drei Bodenschichten nur logisch, ist aber lediglich an den drei Standorten Hemer, Greven und Möhnesee eindeutig nachzuvollziehen. Am Standort Essen-Kettwig kann sogar eine Zunahme des Nmin-Gehaltes festgestellt werden. Dies ist eigentlich nur durch eine sehr späte Verteilung des Stickstoffs in die Bodenschichten aus der letzten N-Gabe mit den einsetzenden Niederschlägen zu erklären. Damit steht diesem Bestand der Nährstoff eher spät zur Verfügung.

Unter den frisch gesäten Sommerungen sind größtenteils sehr hohe Nmin-Werte nachweisbar, die hauptsächlich in der Krume gemessen werden können. Die Bodenbewegung bei der Saatbettbereitung und bei der Aussaat hat die Mineralisation der Erntereste sowie untergearbeiteten Zwischenfrüchte stark gefördert. Außerdem erwärmen sich die von Bewuchs freien Flächen schnell, was diesem Prozess ebenfalls dienlich ist. Hinzu kommt die meist zur Aussaat platzierte N-(Unterfuß)Düngung, die sich teilweise auch im gemessenen Nmin-Wert wiederfindet. Mineralisations- sowie Düngungs-N spiegeln sich hier vor allem in den gemessenen Ammoniumwerten wieder. Unter dem Maisbestand nach Feldgras auf Haus Düsse liegt der derzeit gemessene Nmin-Wert hingegen bei lediglich 33 kg/ha. An diesem Beispiel wird sehr schön deutlich, dass dem Mais erst zu einem späten Zeitpunkt Stickstoff aus der Vorfrucht bereitgestellt wird, wenn der in der Biomasse organisch gebundene Stickstoff noch mineralisiert wird. Deshalb eignet sich die Ableitung eines Nachdüngebedarfs bei der in Kürze beginnenden späten Nmin-Beprobung für Mais nicht, wenn als Vorkultur ZF-Grünroggen oder ZF-Feldgras angebaut wurden.

Autor: Holger Fechner