Nitratdienst Juni 2015

Maisfeld im JuniBild vergrößern
Der Zwischenreihenraum konnte sich bei den Reihenkulturen gut erwärmen und hat die Mineralisation begünstigt

Zu trocken: keine N-Verluste, aber Mineralisationsschübe

Der Nitratdienst berichtet über die Dynamik des mineralischen Bodenstickstoffs auf den Referenzflächen im Zeitraum von Anfang Mai bis Anfang Juni. Die Witterung während des Beobachtungszeitraums war geprägt von Trockenheit, ausgeglichenen Temperaturen und viel Sonnenschein. Große Niederschlagsmengen blieben wie bereits im Vormonat aus. Die durchschnittliche Niederschlagssumme belief sich für den beschriebenen Zeitraum auf lediglich durchschnittlich 28 Millimeter an den Wetterstationen in NRW. In Kombination mit Wind und Transpiration durch die Pflanzen führte dies zu einer weiteren Abnahme des pflanzenverfügbaren Wassers (nFK) in den oberen Bodenschichten.

Die nFK liegt dort in weiten Teilen des Landes seit Mitte Mai bereits unterhalb von zehn Prozent und hat für die Kulturen Mais oder Kartoffeln auf leichteren Standorten ein kritisches Maß erreicht - bei den Sommerrungen konnte deshalb oftmals sogar ein Wachstumsstopp beobachtet werden. Erst in weiter unten liegenden Schichten sind noch Wasserreserven vorhanden, von denen die Winterungen zumindest noch profitieren. Niederschläge sind dringend für die Jugendentwicklung der Sommerungen und die Kornfüllungsphase der Winterungen notwendig. Die Temperaturamplitude während der vier Wochen war sehr gering; die Tagestemperaturen bewegten sich weitestgehend um 20 Grad Celsius herum, die Nachttemperaturen um die zehn Grad Celsius. Eine Ausnahme war ein kurzfristig starker Temperaturanstieg bis auf über 30 Grad Celsius ganz am Ende des Referenzzeitraums.

Insgesamt lagen keine Bedingungen für Stickstoffverluste durch Sickerwasser vor. Die Aufnahme von Stickstoff durch die Pflanzen dürfte durch die Trockenheit etwas gebremst worden sein. Bei einigen Wintergerstenbeständen kann bereits eine fortgeschrittene Abreife beobachtet werden - hier findet kaum noch eine N-Aufnahme statt, sondern nur noch Umverteilungsprozesse innerhalb der Pflanzen. Allerdings lagen aufgrund der Strahlungsintensität günstige Mineralisationsbedingungen während des Vier-Wochen-Zeitraums vor. Dies traf insbesondere für den Zwischenreihenraum der Sommerungen Mais, Kartoffel sowie Zuckerrübe zu. Aber auch für diesen Prozess ist dringend Feuchtigkeit notwendig.

Eine vollständige Beschreibung der N-Dynamik stellt sich in diesem Monat schwierig dar, weil aufgrund des trockenen und verhärteten Bodens an einigen Standorten entweder keine Nmin-Probe gezogen oder nur die oberen Schichte beprobt werden konnte.

Die meisten Standorte mit Wintergetreide haben ihre N-Abschlussgabe in mineralischer Form erhalten. Aufgrund der Trockenheit konnten die Dünger aber bislang nur schlecht ihre Wirkung entfalten. Tau schaffte oftmals nur ein mäßiges Anlösen von granulierten N-Düngern. Für diese Düngeformen müssen erst Niederschläge für ein Lösen und eine Verteilung sorgen. Bei flüssigen N-Düngern war es bei der Witterung wichtig, diese grobtropfig auszubringen, um Ätzschäden am Blattapparat zu vermeiden und das Eindringen in die Wurzelzone zu fördern.

Die letzte Düngemaßnahme kann wegen der beschriebenen Umstände deshalb nicht immer in der Bodenprobe wiedergefunden werden. Die gemessenen Nmin-Werte haben daher nur eine geringe Aussagekraft bezüglich der N-Versorgung der Kulturen. Insgesamt ist an vielen Referenzflächen, auf denen die drei Wintergetreidearten Wintergerste, Winterweizen und Winter-Triticale kultiviert werden, eine mehr oder weniger große Abnahme der Nmin-Werte in der oberen Bodenschicht gegenüber dem Vormonat festzustellen, was von einer N-Aufnahme durch die Pflanzen herrührt. Selten können Ammoniumgehalte gemessen werden. Eine Umwandlung in die Nitratform (Nitrifikation) fand unter den gegebenen Bedingungen sehr zügig statt. Analog zum Wintergetreide hat auch der Winterraps innerhalb des Referenzzeitraums noch etwas Stickstoff aufgenommen. Dieser dürfte bald in die Abreife kommen und es finden nur noch N-Umverteilungsprozesse innerhalb der Pflanze statt.

Die meisten der in Reihen angebauten Kulturen Zuckerrübe, Mais und Kartoffel weisen hohe bis sehr hohe Nmin-Werte auf. Wie bereits beschrieben, haben die in den letzten Wochen noch nicht geschlossenen Bestände die Mineralisierung stark begünstigt. Der dunkle und noch lockere Zwischenreihenraum konnte sich gut erwärmen und hat das Bodenleben angeregt, organische Masse umzusetzen. Bei der Dammkultur Kartoffel war dieser Effekt im besonderen Maße ausgeprägt. Kartoffeln und Zuckerrüben wurden zudem gedüngt. Auffällig ist in diesem Jahr eine Nachdüngung von Mais in die aufgelaufenen Bestände mit organischen Düngern innerhalb des Referenzzeitraums. Ein Nachdüngebedarf dürfte sich aufgrund der nicht vorhandenen Sickerwasserbildung nur in seltenen Fällen ergeben haben. Eine späte Nmin-Beprobung Ende Mai/Anfang Juni konnte hier darüber Aufschluss geben. Insbesondere nach den Vorfrüchten Zwischenfrucht(ZF)-Feldgras und ZF-Roggen können noch große N-Mineralisationsschübe erwartet werden.

Autor: Holger Fechner