Nitratdienst Januar 2016

Ackersenf im JanuarBild vergrößern
An ein Absterben der Winterzwischenfrüchte und Winterruhe war noch nicht zu denken – im Gegenteil: Wachstum und Aufnahme von Stickstoff waren bei vielen Kulturen zu messen.

Frühling im Dezember

Bis Ende Dezember lagen die Tagestemperaturen meist über 10 °C und von Mitte Dezember bis einschließlich Weihnachten wurden an vielen Orten für fast zwei Wochen sogar 15 °C erreicht bei gleichzeitig sehr milden Nächten. Nachtfröste gab es im ganzen Monat Dezember keine. Erst kurz vor dem Jahreswechsel sanken die Tag- und Nachttemperaturen kontinuierlich ab. Im Rheinland blieben diese jedoch noch im Plusbereich, während sich in Westfalen winterliche Temperaturen um den Gefrierpunkt einstellten. Ab der zweiten Januarwoche stiegen aber auch in Westfalen die Temperaturen wieder leicht an. Begleitet wurden die warmen Temperaturen im Dezember von ausreichend Sonnenschein und geringen Niederschlägen. Diese beliefen sich für den gesamten Betrachtungszeitraum auf durchschnittlich nur 40 mm an den Wetterstationen. Der Niederschlag verteilte sich dabei an wenigen Tagen in den ersten drei Dezemberwochen sowie auf die erste Januarwoche, in der dann so gut wie kein Tag niederschlagsfrei blieb.

Stoffwechselaktivität blieb hoch

Das frühlingshafte Wetter im Dezember veranlasste die Winterungen und die durch ausbleibenden Frost immer noch nicht abgestorbenen Winterzwischenfrüchte dazu, weiter ihren Stoffwechsel aufrecht zu halten und damit Nährstoffe aufzunehmen. Dazu trug auch der sich parallel dazu wieder erwärmende Oberboden bei, der gleichzeitig die Mineralisierung von Ernteresten gefördert haben dürfte. Dass viele Böden sich mit ihrem mineralischen Stickstoffgehalt am unteren Limit bewegen, lassen bereits vielfach stark aufgehellte Wintergerstenbestände erkennen. Von Winterruhe konnte daher nach wie vor keine Rede sein. Das Ergebnis war, dass deutliches Wachstum zu beobachten war und die pflanzliche Entwicklung zum Teil sehr weit vorangetrieben wurde. Der kurzweilige leichte Frost Anfang Januar in Westfalen konnte den Kulturen noch nicht viel anhaben. Weniger gut zu verkraften wären bei weit fortgeschrittenem Wachstum länger anhaltende Kahlfröste, wie es im Winter 2011/2012 der Fall war.

Die sehr geringen Niederschläge im Beobachtungszeitraum verringerten gegen Jahresende allmählich die Sickerwasserbewegung, die sich in der ersten Dezemberhälfte noch durch die hohen Niederschläge im November ergab, bevor diese Anfang Januar mit den einsetzenden Niederschlägen wieder einsetzte. Mit dem Sickerwasser musste auch mit Verlusten an Nitratstickstoff gerechnet werden.

Stark gesunkene Werte

Unter allen Referenzflächen mit Wintergetreide sind die durchschnittlichen Nmin-Werte gegenüber den Werten von Ende November stark gesunken. Bei der Wintergerste sowie dem Wintertriticale beruht der Rückgang der Werte zum einen auf starkes Wachstum dieser Kulturen innerhalb der letzten Wochen und zum anderen auf dem erwähnten Sickerwasser, welches sich auf den vielen leichteren Böden, auf denen diese Kulturen stehen, bildete. Die Verlagerung von Nitratstickstoff durch dieses Phänomen ist zum Beispiel gut an der Wintergerstenfläche in Kalkar festzuhalten, bei der sich in der untersten Messschicht zwischen 60 bis 90 cm fast 30 kg/ha Nmin angereichert haben. Unter allen anderen Referenzflächen, die mit Wintergerste und Winter-Triticale bestellt sind, ist ein Rückgang an mineralischem Stickstoff in dieser Bodenschicht zu beobachten und daher ein weiterer Beleg für dessen vertikale Verlagerung. Mit durchschnittlich 8 kg/ha Nmin in der obersten Bodenschicht von 0 bis 30 cm ist dieser Bereich unter den beiden Kulturen so gut wie entleert. Eine Ausnahme bildet hier die Wintergerstenfläche in Vettweiß, bei der noch 21 kg/ha Nmin im Oberboden nachgewiesen werden konnten. Mit durchschnittlich 30 kg/ha Nmin in allen drei Messschichten für die Kulturen Wintergerste und -Triticale ist insgesamt allerdings noch ein Puffer bis zum Vegetationsstart vorhanden. Voraussetzung ist jedoch, dass in den kommenden Wochen die Sickerwasserbildung gering ausfällt.

Die beiden Winterroggenflächen auf sehr leichtem Boden in Borken und Warendorf bilden ein ähnliches Bild ab wie die zwei vorher benannten Kulturen. Hier kann eindeutig Sickerwasser als Hauptfaktor für die sehr starken Rückgänge an Nmin gegenüber dem Wert des letzten Nitratdienstes ausgemacht werden.

Weizen unterschiedlich hoch versorgt

Unter Winterweizen stellt sich die Situation im Vergleich zu den vorher benannten Wintergetreidearten sehr heterogen dar. Durchschnittlich befinden sich hier mit 39 kg/ha Nmin knapp 10 kg mehr Stickstoff wieder als unter der Wintergerste und dem Winter-Triticale. Trotzdem sind hier durchschnittlich etwa 20 kg/ha Nmin gegenüber den zuletzt gemessenen Werten weniger im System. Dieser Kultur wird man aufgrund der späteren Aussaat und daher geringeren Entwicklung eine geringere Stickstoffaufnahme unterstellen, weshalb dieser Rückgang weitestgehend durch Sickerwasser zu erklären wäre. Die beiden Flächen in Essen-Kettwig sowie die Fläche in Mettingen sind mit jeweils nur wenigen Kilogramm fast entleert. Im Gegensatz dazu bleibt die Fläche in Haus Düsse - wie im Vormonat bereits - mit 116 kg/ha Nmin auf einem sehr hohen Niveau. Auch die Fläche in Alpen mit knapp 70 kg/ha Nmin oder die beiden Flächen in Mechernich und Hemer mit Lehmboden fallen mit rund 50 kg/ha Nmin in die Spitzengruppe.

An einigen Winterweizen-Referenzflächen kann der oben genannte Mineralisierungsprozess, der sich durch die günstige Witterung ergab, nachgewiesen werden. Unter den drei Flächen in Warburg-Nörde, Alpen und Lage können in der obersten Bodenschicht eindeutig Mineralisationszugewinne gemessen werden – hier sind die Werte angestiegen. In Alpen und Essen-Kettwig sind sogar gemessene Ammonium-N-Gehalte ein Indikator für die Mineralisierung. Der Winterraps in Buir, der bereits die zweite Bodenschicht angewurzelt haben dürfte, hat offensichtlich einige Kilogramm des Hauptnährstoffs Stickstoff aufgenommen, wohingegen die Fläche in Horstmar mit 7 kg/ha Nmin schon seit dem Vormonat entleert ist und der Nmin-Wert stagniert. Ein sehr hoher Nmin-Wert liegt mit 96 kg/ha in Brakel unter dieser Kultur vor. Diese Fläche wurde im Gegensatz zu den beiden erstgenannten im Herbst noch organisch gedüngt.

Einige der Winterzwischenfruchtflächen sind weitestgehend an mineralischem Sticksoff entleert. Andere weisen nur noch geringe, zweistellige Werte auf. Die Pflanzen auf diesen Flächen haben damit ihre Aufgabe, Stickstoff in der Biomasse zu binden und somit vor der Auswaschung zu schützen, erfüllt. Die mit ZF-Ölrettich bestellte Fläche in Beckrath bleibt mit über 100 kg/ha Nmin wie bereits schon im Vormonat - trotz unterlassener Herbstdüngung - auf einem sehr hohen Niveau.

Autor: Holger Fechner