Nitratdienst Mai 2016

Blühender RapsbestandBild vergrößern

Ausgesprochen kühl und etwas zu trocken

Die Nachttemperaturen bewegten sich durchweg im unteren einstelligen Plusbereich - Bodenfrost gab es jedoch kaum innerhalb des Referenzzeitraums. Die Niederschlagssummen von durchschnittlich gemessenen 50 mm an den Wetterstationen blieben im Vergleich mit dem langjährigen Mittel etwas zurück. Diese fielen größtenteils während der sehr kühlen Phase Ende April. Der Einzug der frühsommerlichen Temperaturen fand erst nach der aktuellen Bodenprobe statt. Die Gefahr von Sickerwasserbildung und eine damit verbundene Verlagerung von Nitratstickstoff waren kaum gegeben.

Frühjahrssaaten begannen Anfang April

In den trockenen Zeiträumen Anfang April wurden an vielen Standorten Zuckerrüben ausgesät und Kartoffeln gepflanzt, was jedoch unter dem Gesichtspunkt der vielfach wassergesättigten Böden durch die niederschlagsreichen Vormonate einer besonderen Bodenbearbeitung bedurfte. In den Niederungslagen wurde auch auf manchen Standorten der Mais in diesem Zeitraum schon gelegt. Durch die kühle Witterung, die sich nicht nur durch die Temperaturen an sich sondern auch durch zum Teil kalten Wind ergab, wurde der Keimvorgang der Saat sehr stark gehemmt, sodass das Auflaufen verzögert stattfand. Eine ausreichende Erwärmung des Oberbodens war trotz der Bodenbearbeitung kaum gegeben.

Die Niederschläge Ende April haben die Böden dann außerdem weiter zum Abkühlen gebracht. Die große Umsetzung von organisch gebundenem Stickstoff aus Ernteresten und organischer Düngung hin zum mineralischen Stickstoff (Mineralisierung) konnte aufgrund der niedrigen Temperaturen kaum erwartet werden. Abgesehen von der Temperatur waren auf den Flächen, auf denen Sommerungen kultiviert werden, gute Bedingungen für den Prozess der Mineralisierung vorzufinden: es war ausreichend Bodenfeuchtigkeit vorhanden und durch den Bestellvorgang wurde die Kontaktfläche zwischen Mineralboden und organischer Substanz erhöht und außerdem Sauerstoff in den Oberboden eingebracht.

Getreide startet Bestockung

Seit Anfang April (teilweise schon Ende März) haben die Getreidepflanzen unter den beginnenden Langtagbedingungen ihre Bestockungsphase abgeschlossen und sind in die generative Schossphase übergegangen. Es muss jedoch erwähnt werden, dass moderne Sorten hinsichtlich des Wechsels von der vegetativen Phase hin zur generativen Phase mittlerweile eher auf eine bestimmte Wärmesumme als auf die Tageslichtlänge reagieren – die Schossphase beginnt also früher. Der Stickstoffbedarf der Pflanzen nimmt ab der generativen Phase und der damit verbundenen Biomassebildung deutlich zu. Die Pflanzen nehmen seitdem die Nährstoffe aus allen drei Bodenschichten auf. Aus diesem Grund sind die Getreidereferenzflächen innerhalb des Beobachtungszeitraums erneut gedüngt worden. Einige Wintergerstenflächen haben Anfang Mai bereits ihre Abschlussgabe erhalten. Eine zum Zeitpunkt der Bodenprobe noch nicht alte Düngung lässt sich an vielen Standorten anhand eines gemessenen Ammonium-N-Gehaltes festhalten. Wenngleich die Witterung kühl war, haben die meisten Wintergetreidebestände größere Mengen an Stickstoff aufgenommen. Dort wo höhere Messwerte als im Vormonat vorliegen, ist dies in der Regel auf die Düngung zurückzuführen.

Bei der Kultur Winterraps ist der Blütenaufgang pünktlich im April erfolgt. Eine hohe N-Aufnahme ist bei dieser Kultur nicht nur während der Streckungsphase seit Februar, sondern auch noch während der Blütenanlage sowie Blüte, also bis Ende Mai üblich. Die Winterraps-Referenzflächen lassen sich mittlerweile schlecht beproben. Bei den neu gesäten oder gepflanzten Sommerungen Zuckerrübe, Kartoffel und Mais sind die Nmin-Werte in den meisten Fällen erwartungsgemäß gestiegen. Grund hierfür ist die Bodenbewegung während des Bestell- und Saat-/Pflanzvorgangs, bei dem Sauerstoff in den Oberboden eingebracht und Erntereste sowie die Biomasse der Winterzwischenfrüchte eingemischt werden. Auch wenn die Mineralisierung aufgrund der Witterung gehemmt gewesen sein dürfte, hat sie nachweislich stattgefunden. Hinzu kommt insbesondere auf den Maisflächen, dass diese vor der Ansaat flächendeckend mit Dünger ausgestattet worden sind, was ebenfalls zum Anstieg der Nmin-Werte geführt hat. Auf der Fläche in Bocholt, wo vorher Zwischenfruchtfeldgras angebaut wurde, lagen zum Zeitpunkt der Probe noch niedrige Nmin-Werte vor mit 31 kg/ha. Die Biomasse aus Grasnarbe und Wurzelreste dieser Vorfrucht sowie die von Zwischenfruchtroggen oder Grünroggen werden erst im Laufe der Zeit mineralisiert. Deren Stickstoff kann dem nachgebauten Mais jedoch voll angerechnet werden und sollte daher Bestandteil der N-Düngebedarfsberechung sein. Die demnächst anstehende „Späte Nmin-Beprobung“ (etwa Anfang Juni) kann auf solchen Flächen nicht angewendet werden. Die Anteile des noch nicht mineralisierten Stickstoffs können zu diesem Zeitpunkt noch nicht erfasst werden und würden zu falschen Schlussfolgerungen führen.

Aufgrund des Feiertages Christi Himmelfahrt lagen nicht alle Analyseergebnisse vor, deshalb erscheint der Nitratdienst eine Woche später.

Autor: Holger Fechner