Nitratdienst Juli 2016

Regengesättigter Maisacker

Es gab kaum einen längeren trockenen Zeitabschnitt. Immer wieder kam es zu kräftigen kurzzeitigen Niederschlägen, die größere Wassermengen mit sich brachten. Länger anhaltender Landregen gab es dabei jedoch selten. Zu Starkregen- und Hagelereignissen kam es insbesondere in der dritten Junidekade, wo es im Westen von NRW vielfach zu Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen kam, wie zum Beispiel Lagerbildung bei Getreide oder Schäden an breitblättrigen Kulturen wie Zuckerrübe oder Mais. Bei den Reihenkulturen kam es im Zuge des Starkregens außerdem oftmals zu Erosionen. Durchschnittlich fielen innerhalb des Referenzzeitraumes an den Wetterstationen in NRW 120 l Niederschlag, was etwa 50 % mehr als im langjährigen Mittel bedeutet. Spitzenwerte mit um die 200 l fielen in Borken, aber auch in Wipperfürth. Andere Stationen, wie Lippstadt oder Beverungen, kamen hingegen nur in etwa auf die Menge ihres langjährigen Mittelwertes.

Dort, wo die Summen sehr hoch ausfielen, kam es auf allen Bodenarten zur Sickerwasserbildung. Auf Böden mit Strukturschäden stellten sich vielfach auch staunasse Bedingungen ein, die bei den Sommerungen wie Mais deutlich sichtbar zu Wuchsdepressionen führten, weil der nötige Sauerstoff im Wurzelbereich fehlte. Die Temperaturen blieben während des Referenzzeitraumes hinter dem langjährigen Durchschnitt etwas zurück. Durch die ausreichende Feuchtigkeit im Boden ergaben sich jedoch insgesamt sehr wüchsige Bedingungen, wovon vor allem die Blattkulturen profitierten. Auch die Neubildung von mineralischem Stickstoff aus der organischen Bodensubstanz (Mineralisierung) war durch die Witterung sehr begünstigt. Kartoffeln leiden derzeit vielfach unter Pilzkrankheiten, sodass bei solchen Beständen ein optimaler Stoffwechsel und damit die Nährstoffaufnahme gehemmt sein dürften.

Abreife beschleunigt

Bei den Kulturen Winterraps sowie Wintergerste und Wintertriticale wurde die Abreife beschleunigt. Spätestens mit der Totreife findet keine Stickstoffaufnahme aus dem Boden mehr statt. Aber auch schon während des Abreifeprozesses werden vielfach nur noch die Nährstoffe innerhalb der Pflanze umverteilt und kaum noch neue aufgenommen. Erste Wintergerstenbestände waren Anfang Juli druschreif, konnten jedoch aufgrund der feuchten Bodenbedingungen und des unbeständigen Wetters noch nicht geerntet werden. Aus diesem Grund gibt es unter den Referenzflächen auch noch keine Fläche mit dem Status „geerntet“.

Insgesamt haben sich die durchschnittlichen Nmin-Werte unter den Getreideflächen gegenüber dem Vormonat kaum verändert. Die meisten Winterweizen- und Triticalebestände sowie wenige Wintergerstenbestände haben Anfang Juni eine Stickstoffabschlussgabe erhalten. Anfang Juli war im Regelfall kein Ammoniumstickstoff mehr nachweisbar, was für die günstigen Umsetzungsbedingungen durch die Bakterien hin zum Nitratstickstoff (Nitrifikation) spricht. Durch die wüchsigen Bedingungen konnte der Nährstoff – meist in Nitratform - während der Kornfüllung gut von den Pflanzen verwertet werden. Wirkliche Stickstoffverluste durch sich bildendendes Sickerwasser aus der Wurzelzone haben sich daher bei diesen Kulturen wahrscheinlich in Grenzen gehalten.

Zuckerrüben haben viel N aufgenommen

Unter allen Zuckerrübenflächen ist ein eindeutiger Rückgang der Nmin-Werte festzustellen, der weitestgehend in den ersten beiden Bodenschichten stattgefunden hat. Die Pflanzen dürften große Mengen an Stickstoff aufgenommen haben. Unter einigen Flächen, zum Beispiel in Kevelaer, ist Stickstoff mit dem Sickerwasser von oberen Schichten in untere verlagert worden. Wenn sich die Niederschlagssummen in den kommenden Wochen in Grenzen halten, steht der Nährstoff den bereits tief wurzelnden Rüben jedoch auch hier noch zur Verfügung. Unter Mais ist die Verlagerung von Nitratstickstoff in tiefere Bodenschichten offensichtlicher. Der Prozess wurde vor allem durch die leichteren Bodenbedingungen vieler Referenzflächen und der damit verbundenen geringeren Wasserhaltekapazität begünstigt. Diese ist unter vielen Referenzflächen an den stark gestiegenen Nmin-Werte in der untersten Bodenschicht (0 bis 90 cm) nachweisbar. Hinzu kommt, dass der Mais noch kein sehr tief und breit angelegtes Wurzelsystem besitzt, um den Stickstoff in den Zwischenreihen sowie untersten Bodenschicht verwerten zu können. Der Stickstoff in Wurzelnähe, vor allem Unterfußdünger, dürfte hingegen unter den wüchsigen Bedingungen sehr gut verwertet worden sein. Erst mit dem Reihenschluss und einem größeren durchwurzelten Bodenraum kann auch der tiefer gelegene Stickstoff sowie solcher zwischen den Reihen erreicht und aufgenommen werden. Viele Maisflächen wurden im Juni noch einmal gedüngt. Zu dem gedüngten Stickstoff kommt der noch neu gebildete mineralisierte Stickstoff der meist langjährig organisch gedüngten Flächen hinzu. Dünge- und Mineralisationseffekte lassen sich bei dieser Kultur jedoch gar nicht mehr nachvollziehen, da weder Ammoniumstickstoff gemessen noch ein Anstieg der Nmin-Werte in der obersten Bodenschicht nachgewiesen werden kann. Der Stickstoff wurde entweder von den Pflanzen aufgenommen oder in tiefere Bodenschichten verlagert.

Ein insgesamt sehr großer Rückgang der Nmin-Werte von über 200 kg/ha ist unter allen Kartoffelflächen zu verzeichnen, der weitestgehend in der obersten Bodenschicht stattgefunden hat. Für diese Reihenkultur können die gleichen Ursachen wie unter den Maisreferenzflächen benannt werden.

Autor: Holger Fechner