Nitratdienst September 2016

Trockener ZuckerrübenbestandBild vergrößern
Die Trockenheit im Mai und Juni 2018 macht den Kulturen schwer zu schaffen

Sehr warm mit Defizit an Wasser

Der Nitratdienst berichtet über die Dynamik des mineralischen Bodenstickstoffs der Referenzflächen im Zeitraum von Anfang August bis Anfang September. Innerhalb des gesamten Beobachtungszeitraums war die Witterung landesweit geprägt von sommerlichen Temperaturen und viel Sonnenschein.

Bis einschließlich der dritten Augustwoche blieben die Tagestemperaturen bei angenehmen 20 bis 30 °C. In der letzten Augustwoche gab es dann einige heiße Tage mit über 30 °C und örtlich tropischen Nächten von mehr als 20 °C. Am Monatsende und in der ersten Septemberwoche stellten sich erneut angenehmere Temperaturen im Korridor von 20 bis 30 °C ein. Alle Nächte blieben sehr mild im zweistelligen Temperaturbereich, sodass die Böden wenig auskühlten. Niederschläge blieben Mangelware innerhalb der letzten vier Wochen. Lediglich zu Beginn des Beobachtungszeitraums um den 10. bis 12. August herum regnete es landesweit wenige Millimeter. Seitdem kam es meistens im Zuge von Gewitterbildung eher zu kleinen Schauern, die nur selten ergiebig waren und nur lokal auftraten. Insgesamt konnte während des Beobachtungszeitraums an den Wetterstationen in NRW mit durchschnittlich gemessenen 31 mm weit weniger als die Hälfte des langjährigen Mittelwertes an Niederschlag ermittelt werden. Dabei war das südliche Rheinland im besonderen Maße von der Trockenheit betroffen. In Zülpich fielen gerade einmal 8 mm.

Zügige Abreife, erschwertes Auflaufen

Die extreme Witterung brachte pflanzenbaulich verschiedene Folgen mit sich. Der Wassermangel sowie die hohe Strahlung führten vor allem auf unbewachsenen Flächen zu einer intensiven Austrocknung des Oberbodens. Die nutzbare Feldkapazität liegt hier oft schon unter 10 %. Die Ackerböden trockneten nach der vorangegangenen feuchten Periode schnell ab und restliche Getreide- und Rapsbestände konnten endlich geerntet werden. Während der anschließenden Bodenbearbeitung waren grundsätzlich ebenfalls gute Bedingungen gegeben. Für die bereits mit Winterraps und Zwischenfrüchte bestellten Flächen sowie die Entwicklung von Ausfallgetreide und Ausfallraps stellten sich unter dem Wassermangel in der Krume hingegen erschwerte Bedingungen ein. Derzeit sieht man hier einige unregelmäßig auflaufende Bestände.

Die Mineralisierung, also die Neubildung von mineralischem Stickstoff aus der organischen Substanz, dürfte aufgrund der Wärme und Strahlung angeheizt worden sein. Hier konnte lediglich die Trockenheit diesen Prozess schon ausbremsen. Neuansaaten dürfte unter diesen Bedingungen ausreichend mineralischer Stickstoff zur Verfügung stehen. Beim Anbau von Winterraps sollte deshalb ein Augenmerk auf den Einsatz von Wachstumsreglern gelegt werden, um ein späteres Überwachsen zu verhindern. Wurden vor der Ansaat flüssige organischen Dünger ausgebracht, war besonders darauf zu achten, dass diese sehr schnell eingearbeitet wurden, um Ammoniakverlusten bei der sonnigen und oft windigen Witterung vorzubeugen.

Besonders der noch stehenden Sommerung Mais machte und macht die Witterung sehr zu schaffen. Auf vielen Schlägen ist der Abreifeprozess eingeleitet, bei der die Pflanzen dann weder Wasser, noch Nährstoffe aufnehmen. Noch grüne Bestände haben jetzt teilweise das Problem, dass sie im Frühjahr unter den sehr feuchten Bedingungen kein tiefes Wurzelsystem ausgebildet haben, was ihnen jetzt zum Nachteil wird, da sie an tiefer liegendes Wasser und Nährstoffe nicht heranreichen. Den kultivierten Zuckerrüben kamen die sonnigen Tage für die Zuckerbildung sehr gelegen. Der Stoffwechsel ist hier noch voll aktiv, aber auch hier machte sich auf mittleren Böden der Wassermangel tagsüber durch hängende Blätter bemerkbar. Auf den schweren Böden war dies jedoch weniger ein Thema. Die ersten Kartoffelbestände konnten gerodet werden.

Mineralisationsprozess läuft

Die Aktivität der Zuckerrübe ist eindeutig an den insgesamt gefallenen Nmin-Werten nachvollziehbar. Lediglich unter der Fläche in Linden-Neusen ist der Wert etwas gestiegen. Auch unter den im August noch weitestgehend aktiven Maisbeständen lässt sich die Nährstoffaufnahme unter fast allen Referenzflächen feststellen. Wie bereits erwähnt, dürften viele Bestände aufgrund der zügigen Abreife und des Wassermangels jetzt damit aufgehört haben. Wie intensiv der Mineralisierungsprozess beschleunigt wurde, kann schon an den Referenzflächen mit dem Status „geerntet“ sowie an der einzigen Schwarzbrachefläche in Warendorf, auf denen weder eine Bodenbearbeitung noch Düngung stattgefunden hat, nachvollzogen werden. Unter den ehemaligen Wintergerstenfläche in Xanten oder den geernteten Winterweizenflächen in Petershagen-Frille zum Beispiel sind die Nmin-Werten um mehr als 20 und 30 kg angestiegen; in Warendorf sind es sogar fast 60 kg/ha Nmin-Anstieg! Indikator für die Mineralisierung ist der Anstieg der Werte in der Krumenschicht, wo dieser Prozess hauptsächlich stattfindet. Der gemessene Ammonium-N-Wert in Xanten belegt außerdem die Aktivität der Bodenorganismen.

Auf der geernteten Winterrapsfläche in Horstmar kann der Rückgang des Nmin-Gehaltes von 47 auf 32 kg/ha durch die N-Aufnahme des Ausfallrapses erklärt werden. Ein Anstieg der Nmin-Werte ist auch bei den Flächen mit Stoppelbearbeitung zu beobachten. Hier fällt der Anstieg unter vielen Flächen jedoch nicht so hoch aus, wie man erwarten würde – wahrscheinlich aufgrund der fehlenden Feuchtigkeit. Die Bearbeitung hat den Wasservorrat in der Krume weiter beschnitten.Auf einigen Flächen, auf denen das Stroh nicht abgefahren und anschließend eingearbeitet wurde, führt auch ein weites Verhältnis von Kohlenstoff zu Stickstoff (C/N-Verhältnis) zu nur geringen Anstiegen des Nmin-Gehaltes, wie zum Beispiel in Buir oder Lage. Auf einigen Flächen wurde bereits für die Folgekultur gedüngt und der Dünger im Zuge der Bodenbearbeitung eingearbeitet, sodass hier Mineralisations-N und Dünger-N gemeinsam für einen Anstieg der Nmin-Werte, wie unter der ehemaligen Winterweizenfläche in Essen-Kettwig, geführt haben. Dort, wo eine Ansaat einer Winter-Zwischenfrucht oder Winterraps erfolgt ist, sind dieNmin-Gehalte ebenfalls angestiegen. Viele dieser Flächen wurden im Vorfeld gedüngt und die Bestellung der Flächen hat außerdem für einen Mineralisationsschub gesorgt. Jung auflaufende Pflanzen versorgen sich bereits mit Stickstoff aus der Krume. Eindeutig nachweisen lässt sich dies jedoch nur wirklich anhand von gefallenen Nmin-Werten unter den mit ZF-Ölrettich bestellten Flächen in Rheine und Münster.

Für alle bereits etablierten Kulturen gilt, dass dringend Wasser benötigt wird, um ein gutes Auflaufen und Wurzelbildung zu fördern.

Autor: Holger Fechner