Nitratdienst März 2017

Winterraps Mitte MärzBild vergrößern
Deutliches Wachstum war bei den Kulturen in den Niederungslagen festzustellen, als die Temperaturen ab Anfang Februar milder wurden und Niederschlag hinzu kam

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs auf den Referenzflächen im Zeitraum von Anfang Februar bis Anfang März. Die ersten Tage innerhalb des Beobachtungszeitraums war es mit Temperaturen um den Gefrierpunkt sehr kalt. Mancherorts konnte der Bodenfrost zum Befahren mit Gülle ausgenutzt werden, sofern im Tagesverlauf ein Auftauen des Oberbodens gewährleistet war. Ab dem 11. Februar stiegen die Temperaturen tagsüber deutlich an und schwankten bis zum Ende des Referenzzeitraums mit nur geringen Amplituden um die Zehn-Grad-Marke herum. Auch die Nachttemperaturen wurden mit leichter Verzögerung deutlich milder und es kam nur noch selten zu Nachtfrost.

Mit Anstieg der Temperaturen stellte sich zu Beginn trockenes Hochdruckwetter ein, welches bis zur Monatsmitte anhielt. Ab dann wurde eine wechselhafte Periode mit viel Niederschlag eingeleitet, welche bis zum Ende anhielt. Seit Mitte Februar wurden an den Wetterstationen in NRW durchschnittlich 61 Millimeter an Niederschlägen erzielt, was sogar leicht über dem  langjährigen Mittelwert liegt. An vielen Wetterstationen wurden diese Mengen gemessen. Sehr nass war es mit über hundert Millimetern im Bergischen Land sowie im Sauerland – der Spitzenwert wurde mit knapp 130 Millimetern in Büren im nordöstlichen Sauerland erzielt. Im Rheinland und Ostwestfalen blieb es im Vergleich etwas trockener.

Die Niederschläge trugen dazu bei, dass sich das starke Wasserdefizit im Oberboden etwas ausgleichen konnte. Der Unterboden der mittleren und schweren Böden war und ist jedoch noch von Trockenheit geprägt. Das Wasser war wichtig für den Beginn des Pflanzenwachstums. Mit Anstieg der Tages- und Nachttemperaturen, den deutlich längeren Tagen und dem tendenziell hoch vorliegenden Stickstoffangebot im Boden wurde bei den Winterungen in Kombination mit der Feuchtigkeit das Wachstum in den letzten Wochen optisch merkbar angeregt. Die Kulturen zeigten dies an vielen Standorten durch deutliches Ergrünen an. Damit ist auch von einer Aufnahme an mineralischem Stickstoff auszugehen. Gleichzeitig ergaben sich günstige Bedingungen für die Neubildung von mineralischem Stickstoff aus abgestorbenen Pflanzenteilen, organischen Düngemitteln und noch alten Ernteresten. Die Niederschläge haben den sich langsam erwärmenden Oberboden wieder etwas abkühlen lassen. Dennoch konnten die beschriebenen Prozesse in Gang gesetzt werden können.

Ungeachtet der Flächen, für die eine Sperrfristverschiebung beantragt wurde, war es mit Beginn des Monats Februar erstmalig offiziell in diesem Jahr möglich, Düngemittel mit einem wesentlichen Gehalt an verfügbarem Stickstoff auf die Flächen aufzubringen. Im aktuellen Beobachtungszeitraum ergab sich bezogen auf das Wettergeschehen am ehesten zu Beginn ab der zweiten Februarwoche für etwa zehn Tage ein Zeitfenster, in dem die Flächen eine Befahrbarkeit für die Düngung zuließen. Mit Einsetzen der Niederschläge konnte der Stickstoff in Lösung gehen und sich in Form von Nitrat im Oberboden verteilen und die Pflanzenwurzeln erreichen. Auf den leichteren Böden konnte Nitratstickstoff allerdings – sei es aus Düngemitteln oder im Oberboden bereits vorhanden – mit der Bildung von Sickerwasser in tiefere Bodenschichten verlagert werden.

Unter den Referenzflächen wurden bislang noch verhältnismäßig wenige Flächen gedüngt. Wahrscheinlich war die Andüngung durch den Wetterwechsel und zunehmende Feuchte im Oberboden verhindert gewesen. Andererseits liegen tendenziell sehr hohe Nmin-Werte zum Vegetationsstart in diesem Jahr vor, wodurch sich das Ausbringen der Startgabe verzögern ließ. Je nach Nmin-Gehalt in der Krumenschicht kann die Startgabe auch mit reduzierter Menge ausgebracht werden. Besonders lohnenswert ist bei solchen Ausgangsbedingungen die Anlage eines Düngefensters, mit dessen Hilfe sich der Stickstoffbedarf der Kultur im Vegetationsverlauf abschätzen und ggf. auch reduzieren lässt. Aber auch andere Methoden, wie z.B. solche mit optischen  Messsensoren eignen sich, den N-Düngebedarf zu beurteilen. Mit den genannten Methoden kann der Landwirt ggf. Geld sparen und gleichzeitig dem Wasserschutz dienlich sein.

Wenige Wintergerstenbestände sind gedüngt worden. Die Flächen in Warendorf und Greven sind die einzigen und weisen daher höhere Werte als im Vormonat auf. Die Düngung kann auch anhand der gemessenen Ammoniumgehalte nachvollzogen werden, weil die Düngung erst im März stattgefunden und noch keine Zeit zur Umwandlung hin zu Nitratstickstoff vonstattenging. Unter den meisten anderen Gerstenflächen sind die Werte zurückgegangen. Es ist davon auszugehen, dass gewisse Mengen von der Kultur aufgenommen wurden. Auf leichterem Boden gab es auch zweistellige Auswaschungsverluste. Die Fläche in Münster ist die einzige Fläche, die einen kritischen Wert aufweist und dringend gedüngt werden müsste. Im Verhältnis sind die mit Winter-Triticale bestellten Flächen am häufigsten gedüngt worden. Im Durchschnitt hat sich gerade deswegen keine Veränderung zu den Nmin-Werten im Vormonat ergeben. Analog zur Wintergerste konnte einiger Stickstoff von den Pflanzen verwertet werden. Aber auch hier fallen teilweise große N-Verluste, wie z.B. unter den Flächen in Stemwede-Levern oder in Peterhagen-Frille auf, die sich anhand des Rückgangs an Nmin in der untersten Bodenschicht (0-90 cm) nachvollziehen lassen.

Den größten Anteil der Referenzflächen machen die mit Winterweizen kultivierten Flächen aus. Hier fand bislang seit Sperrfristende nur auf drei von achtzehn Flächen eine Startdüngung statt. Insgesamt hat sich unter dieser Kultur ein Rückgang an Nmin um 15 kg/ha ergeben. Mit durchschnittlich gemessenen 57 kg/ha Nmin steht dieser Kultur der meiste Frühjahrs-Ausgangswert bereit (Durchschnitt der nicht gedüngten Flächen). Aber auch hier gab es mancherorts während des vierwöchigen Beobachtungszeitraums-höhere Verlagerungs- sowie Auswaschungsverluste. Auf diesen Flächen besteht akuterer Dünge-Handlungsbedarf, da hier nun im Oberboden mineralischer Stickstoff fehlt. Unter den mit Winter-Zwischenfrüchten bestellten Flächen hat oftmals eine Verlagerung von mobilem Nitratstickstoff in zweistelliger Höhe aus der Krume in tiefere Schichten stattgefunden. Dieser, aus abgestorbener Pflanzenmasse mineralisierte Stickstoff befindet sich jedoch noch im durchwurzelbaren Raum, ist noch nicht verloren und kann der folgenden Sommerung in Abhängigkeit von der Entwicklung der Witterung bereitgestellt werden. Die Mineralisation lässt sich zum Beispiel gut anhand des gemulchten ZF-Ölrettich-Bestandes in Kalkar nachhalten, wo der Nmin-Gehalt von 73 auf 104 kg/ha sprunghaft angestiegen ist. Aber auch hier ist der Stickstoff bereits mit den letzten Niederschlägen in tiefere Schichten „abgerutscht“.

Autor: Holger Fechner