Nitratdienst April 2017

Getreideaufwuchs mit DüngerkornBild vergrößern
Niederschläge sind dringend erforderlich, damit Dünger in Lösung gehen und die Pflanzen Stickstoff aufnehmen können.

Trocken und warm

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des Bodenstickstoffs auf den Referenzflächen im Zeitraum von Anfang März bis Anfang April. Es handelte sich an vielen Wetterstationen um den wärmsten März seit Messbeginn in 1881 durch den Deutschen Wetterdienst. Viele Wärmerekorde wurden gebrochen.

Es herrschten größtenteils frühlingshafte oder sogar sommerliche Temperaturen vor. Die Temperaturen stiegen seit der letzten Beprobung Anfang März kontinuierlich an. Dabei war es überwiegend sonnig – lediglich zu Beginn der Messperiode und um den 20. März herum fielen wenige Niederschläge. Bei den vielen klaren Nächten gab es hin und wieder nächtlichen leichten Frost. Erst während der Monatswende gingen die Temperaturen deutlich zurück und es wurde kühler.

Günstige Bedingungen für Ansaat und Mineralisation

Die warme Luft sowie die zunehmende Strahlungsintensität sorgten dafür, dass sich die Böden sehr schnell erwärmen konnten. Bis zum Monatswechsel konnten oberflächlich auf bewachsenem Boden über 20°C gemessen werden. Die Niederschläge beliefen sich in der Summe auf nur 40 mm im Durchschnitt der Wetterstationen in NRW. Höchstwerte wurden mit 60 bis 70 mm im Sauer- und Siegerland sowie Bergischen Land erzielt. Äußerst trocken war es mit unter 30 mm im westlichen Münsterland sowie südlichen Rheinland. Eine Sickerwasserbildung und eine damit einhergehende Verlagerung von Nitratstickstoff konnten somit innerhalb des Betrachtungszeitraums kaum stattfinden. Die Erwärmung des Oberbodens in Kombination mit der Restfeuchtigkeit aus dem Vormonat dürfte die Neubildung von mineralischem Stickstoff durch die Mikroorganismen stark begünstigt haben. Vor allem dort, wo durch die Bestellung und Neuansaat der Sommerungen, wie beispielsweise Sommergetreide, Zuckerrüben oder Kartoffeln, Boden bewegt worden ist, herrschten durch den Mischvorgang sowie Eintrag von Sauerstoff in den Oberboden potenziell besonders günstige Mineralisationsbedingungen.

Die Bodenverhältnisse waren nicht nur für die Bestellung und Ansaat der Sommerungen günstig, sondern auch für das Ausbringen der bereits zweiten Stickstoffdüngung entweder in mineralischer oder organischer Form. Beim Ausbringen von flüssigem Gärrest oder Gülle war aufgrund der Witterungsverhältnisse eine bodennahe Applikation von Vorteil, um Ammoniakverlusten vorzubeugen. Granuliert ausgebrachter Mineraldünger hatte und hat aufgrund der Trockenheit mit Sicherheit Probleme, schnell in Lösung zu gehen, sodass mit einer verzögerten Wirkung gerechnet werden musste oder muss. Mit der Tagundnachtgleiche am 20. März haben die Wintergetreidearten von der Bestockungsphase in die Schosserphase gewechselt.

Vielfach hohe Nmin-Werte

Die meisten mit Wintergetreide sowie alle mit Winterraps bestellten Referenzflächen wurden im März oder Anfang April gedüngt. Die Nmin-Werte unter diesen Flächen sind aus diesem Grund gegenüber dem Vormonatswert angestiegen. In vielen Fällen lässt sich die applizierte Stickstoffmenge exakt im jüngst gemessenen Nmin-Wert wiederfinden. Dadurch, dass durch fehlendes Sickerwasser eine Verlagerung von mobilem Nitratstickstoff so gut wie nicht gegeben war, sind vor allem die Nmin-Werte in der Krumenschicht (0 bis 30 cm) stark gestiegen. Ergänzt wurde der Anstieg der Nmin-Werte aufgrund von gedüngtem Stickstoff hier durch neu mineralisierten Stickstoff der Bodenorganismen, sodass in manchen Fällen der Anstieg an Nmin über der Menge des gedüngten Stickstoffs liegt. Parallel wurden von den Pflanzen jedoch auch gewisse Mengen dieses Nährstoffs aufgenommen. Werden Stickstoffmengen (Ammonium- oder Nitratstickstoff) von mehr als 30 kg/ha gedüngt, tritt unter günstigen Bedingungen ein sogenannter Priming-Effekt zu Tage. Durch das Angebot von schnell verfügbarem Stickstoff werden die Mikroorganismen im Oberboden angeregt, sich zu vermehren und es wird auf einmal sehr viel Biomasse von ihnen umgesetzt, was wiederum temporär zu starken Nmin-Ausschlägen führt.

Ein gutes Beispiel stellt die Wintergerstenfläche in Bünde dar, wo in den letzten Wochen vor der Beprobung rund 150 kg/ha Stickstoff in einer mineralischen und einer organischen Gabe platziert wurden. Der Vormonatswert lag bei 35 kg/ha Nmin, der jüngst gemessene Wert liegt jedoch bei 263 kg/ha, wobei allein 240 kg/ha in der Krume nachgewiesen werden konnten. Bei dieser Fläche ist zum Beispiel von einem stärkeren Priming-Effekt auszugehen. In welchem Maße ein solcher Effekt zu erwarten ist, ist jedoch im Vorfeld kaum abschätzbar.

Wenig NH4-N

Wie günstig die Bedingungen für eine Mineralisation in den letzten Wochen waren, lässt sich auch an den kaum gefundenen Ammonium-Stickstoffwerten nachhalten. Die biologische Aktivität war und ist so hoch, dass diese Stickstoffform sehr schnell in die Nitratform überführt wird (Nitrifikation). Ein anderer Indikator für die biologische Aktivität sind die oftmals stark gestiegenen Nmin-Werte unter den noch nicht weiter bearbeiteten, mit Winterzwischenfrüchten bestellten Flächen. Es bedarf also dringend größerer Niederschlagsmengen, um granulierte Düngerformen in Lösung zu bringen, damit die Pflanzen den jetzt reichlich vorhandenen Stickstoff vor allem im Oberboden aufnehmen können.

Autor: Holger Fechner