Nitratdienst Mai 2017

Wintergerste Ende SchosserphaseBild vergrößern
Wintergerste am Ende der Schossphase

Extrem kalt und trocken

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs im Zeitraum von Anfang April bis Anfang Mai. Nach der sehr warmen Märzwitterung, die einen sehr intensiven Frühlingsstart mit viel Wachstum und frühem Blühbeginn beim Winterraps im Rheinland hervorbrachte, hat der April allen Landwirten genau das Gegenteil beschert. Die Witterung war kühl und der Vorsprung der bis dato weit entwickelten Vegetation ist nahezu aufgebraucht und alle Kulturen befinden sich nun wieder in einem für die Jahreszeit normalen Entwicklungszustand.

Weiterhin extrem zu werten war zum Zeitpunkt der Probenahme an vielen Orten in NRW die anhaltende Trockenheit. Innerhalb des vierwöchigen Beobachtungszeitraums hat es lediglich durchschnittliche Niederschläge von knapp 40 mm gegeben, was in etwa ein Drittel unter dem langjährigen Mittelwert liegt. Äußerst trocken mit unter 20 mm blieb es im westlichen Münsterland sowie in Ostwestfalen. Damit ist der April bereits der zweite zu trockene Monat in Folge während der Hauptwachstumsphase der etablierten Winterungen. In den tieferen Bodenschichten liegt meist noch über der Hälfte der nutzbaren Feldkapazität an Bodenwasser vor, in der Krumenschicht ist der Wasservorrat jedoch fast aufgebraucht. Das gilt vor allem für die leichten Böden des westlichen Münsterlandes. Hier bekam der frisch ausgedrillte Mais schnell Probleme mit fehlendem Wasser. Die noch jungen Rüben profitieren etwas mehr von der höheren Wasserhaltekraft der schwereren Böden, wo sie stehen.

Bei einer derzeitigen potenziellen Verdunstungsmenge von etwa 4 bis 6 mm pro Tag (Getreide) müssen die Wasservorräte mit Hilfe ausgiebiger Niederschläge dringend aufgefüllt werden. Dies gilt insbesondere für Mais nach Grünroggen oder Feldgras. Immerhin haben landesweit Niederschläge Anfang Mai die Situation etwas entschärfen können.

Kälte bremst Wachstum

Zu schaffen machten neben der Trockenheit besonders den jungen Maiskeimlingen und –pflanzen die tiefen Temperaturen nachts. Es gab mehrere Nachtfröste während des genannten Zeitraums, wobei die Nacht vom 19. auf den 20. April mit nicht selten minus 6°C und mehr als Extremereignis zu nennen wäre. Die Tageshöchstwerte erreichten während des gesamten Beobachtungszeitraums meist nur zwischen 10 und 15°C.

Die niedrigen Temperaturen und auch der Wassermangel haben das Wachstum der Kulturen im April deutlich ausgebremst. Damit dürfte auch die Aufnahme an Stickstoff gehemmt ausgefallen sein. Außerdem war auch nur von einer verhaltenen Neubildung an Stickstoff aus der Organik (Mineralisation) durch die Mikroorganismen auszugehen. Mit einer Auswaschung an mobilem Nitratstickstoff war kaum zu rechnen – etwas Verlagerung auf den leichten Böden im westlichen Münsterland konnte jedoch die Folge der Niederschläge Anfang Mai sein.

Zwei- bis dreistellige Nmin-Werte

Die abgebildeten Maisflächen sind alle im Zuge der Ansaat organisch und größtenteils mineralisch (Unterfußdüngung) gedüngt worden. Bei der Fläche in Hopsten wurde die Gülle im Strip-Till-Verfahren ausgebracht, weshalb hier bei der Beprobung zwischen den Reihen nur 78 kg/ha Nmin- gemessen wurden. Auch bei der Maisfläche in Stadtlohn fällt der gemessene Nmin-Wert gering aus, da hier bislang nur mineralischer Unterfußdünger gedüngt worden ist. Der mit der Gülle oder Gärrest ausgebrachte Ammonium-Stickstoff ist durch den Prozess der Nitrifikation größtenteils schon in die Nitratform überführt worden und findet sich weitestgehend in der Krumenschicht wieder. Es gibt aber auch genügend Flächen, wo der Stickstoff aufgrund der Niederschläge Anfang Mai in zweistelliger Höhe in der zweiten oder gar dritten Schicht angereichert wurde. Die Zuckerrüben sowie die Kartoffelflächen sind ebenfalls im April im Zuge der Aussaat oder der Anpflanzung gedüngt worden, weshalb die Werte dreistellig ausfallen. Verlagerungsprozesse gab es dabei eher unter den Kartoffelflächen auf den leichteren Böden im Vergleich zu den Zuckerrübenflächen.

Die Wintergerste hat Anfang Mai ihr vegetatives Wachstum weitestgehend abgeschlossen und befindet sich in der Ährenbildung. Damit nimmt auch die N-Aufnahme wieder deutlich ab. Die Wintergetreideflächen haben im April und Anfang Mai ihre Anschlussdüngungen erhalten. Die tiefreichende Durchwurzelung dürfte dafür Sorge tragen, dass der Stickstoff auch bei einer Verlagerung in tiefere Schichten und der Wachstumsbremse im April noch weitestgehend von den Pflanzen aufgenommen wird. Der abblühende Winterraps konnte Anfang Mai nur noch unter erschwerten Bedingungen auf den Nmin-Gehalt beprobt werden und wird daher im Rahmen des Nitratdienstes nicht mehr dargestellt.

Autor: Holger Fechner