Nitratdienst Juni 2017

Abreifende WintergersteBild vergrößern

Weiterhin zu trocken

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs auf den Referenzflächen im Zeitraum von Anfang Mai bis Anfang Juni. Der Beobachtungszeitraum kann als sehr sonnig mit mäßig warmen Temperaturen und insgesamt zu trocken beschrieben werden. Nachdem die vorherige Beobachtungsperiode mit eher kühlen Temperaturen abschloss, kletterten die Tag- und Nachttemperatur zu Beginn des neuen Zeitraums kontinuierlich bis auf Tagestemperaturen zwischen 20 und 30 Grad Celsius an. Um den 20. Mai gab es jedoch einen kleinen Einbruch der Temperatur, bevor es danach wieder deutlich wärmer wurde. Unmittelbar vor dem Monatswechsel wurde es dann mit Tagestemperaturen um 30 Grad Celsius erstmals sommerlich heiß. Die restlichen Tage des Zeitraums waren dann wieder mäßig warm. Es gab sehr viele sonnige und trockene Abschnitte.

Niederschläge fielen meist partiell in Form von Wolkenbrüchen und Gewitterereignissen. Nur um den 20. Mai kam es landesweit zu länger anhaltenden Niederschlägen. Im Landesmittel fielen 56 Millimeter Wasser was unter dem langjährigen Durchschnittswert für diesen Zeitraum liegt. An vielen Wetterstationen im südlichen Rheinland sowie am Niederrhein konnten in der Summe lediglich Werte zwischen 30 und 40 Millimetern abgelesen werden. Deutlich feuchter mit der doppelten Menge an Wasser war es typischerweise in den südöstlichen Mittelgebirgen und in Ostwestfalen. Durch die oft kleinregionalen Wetterereignisse gab es aber auch anderswo größere Mengen, wie z.B. an der Station Geldern –Walbeck am Niederrhein (78 mm). Insgesamt war es aber an den meisten Standorten in der Summe zu trocken.

Insgesamt hatten alle Kulturen unter der Trockenheit zu leiden. Laut den Angaben des Deutschen Wetterdienstes liegt die nutzbare Feldkapazität in der Krumenschicht unter Gras (vergleichbar mit Getreide) in den letzten beiden Wochen vor der Bodenprobenahme deutlich unter 50 %. Den Getreidearten stand v.a. während der Blüte zu wenig Wasser zur Verfügung. An einigen Standorten befinden sich Wintergersten- und Winterrapsbestände in einer leicht zu früh stattfinden Abreife. Durch die Stengel- und Blattmasse findet außerdem eine hohe oberirdische Transpiration (Evapotranspiration) statt, noch bevor das Wasser in den Oberboden eindringen kann. Eine frühe Abreife dürfte daher weiter forciert werden. Die eingeleitet Abreife führt dazu, dass so gut wie kein Stickstoff mehr von den Pflanzen aufgenommen wird, es findet lediglich eine Umverteilung des Nährstoffes innerhalb der Pflanzen statt. Eingelagert wird der Stickstoff hauptsächlich im Korn. Den frisch etablierten Maisflächen setzte die Trockenheit ebenfalls in vielen Fällen zu. Eine leichte Trockenheit ist jedoch gut, damit die junge Pflanze früh tiefe Wurzeln bildet.

Kritischer ist es für die Dammkultur Kartoffel; in den Dämmen kommt es im Vergleich zu höheren Feuchtigkeitsverlusten. Im Vorteil sind Landwirte, die die Möglichkeit der Beregnung haben. Dort wo Wasser in den Boden eindringen konnte waren aufgrund der warmen Temperaturen gute Bedingungen für die Neubildung von Stickstoff aus der organischen Materie. Hier dürfte es insbesondere bei den Reihenkulturen zu Stickstoffschüben gekommen sein. Zuckerrübenbestände gefolgt von Kartoffelbeständen haben begonnen den Zwischenreihenraum zu schließen. Der Mais braucht hingegen noch etwas Zeit dazu. Aufgrund des unbedeckten Bodens und damit dunklen Oberfläche, der erst neulich durchgeführten Bodenbewegung und der Tatsache, dass es sich meistens um langjährig organisch gedüngte Standorte handelt, konnte hier mit der größten Mineralisationsschüben in der Krume gerechnet werden. Lokal auftretende Starkregenereignisse konnten außerdem auf leichten Böden zur Verlagerung von gedüngtem oder neugebildeten Stickstoff geführt haben, wo er für die Pflanzen bis auf weiteres unerreichbar ist – der Mais wird erst im Laufe des Junis und Julis den Zwischenreihenraum und tiefere Schichten erschließen. Sickerwasserbildung und ein einhergehende Nitratverlagerungen oder -verluste dürften aber eigentlich eher die Ausnahme dargestellt haben.

Nmin-Anstieg aufgrund von Mineralisation

Wegen der Trockenheit konnten einige Proben entweder gar oder nur in den beiden oberen Schichten (0 bis 60 cm) gezogen werden. Die Wintergetreidearten haben meistens im Mai, Winterweizen teilweise auch im Juni ihre Abschlussdüngung mit Stickstoff erhalten. In vielen Fällen konnte der Stickstoff in Lösung gehen und die Getreidepflanzen konnten mit ihrem reich verzweigten Wurzeln diesen gut aufnehmen. Dies lässt sich aus den Rückgängen der Nmin-Gehalte in der Krumenschicht schließen. Unter dem Wintergerstenbestand in Essen-Kettwig lässt sich z.B. die noch junge N-Düngegabe von Anfang Juni von 30 kg/ha fast eins zu eins in der Krume wiederfinden. Im Mittel stehen den Getreidekulturen N-Mengen zwischen 20 und 30 kg/ha zur Verfügung (im durchwurzelbaren Raum wahrscheinlich mehr, weil manchmal kein Ergebnis aus der letzten Probenschicht vorliegt!), was für die verbleibende Vegetation ausreichen dürfte. Auffällig sind die sehr hohen Nmin-Werte in den beiden Kulturen Zuckerrübe sowie Mais mit Werten zwischen 150 und 250 kg/ha in vielen Fällen. Hier bestätigt sich die Annahme, dass durch die Mikroorganismen aufgrund der günstigen Bedingungen in den letzten Wochen größere Mengen an mineralischem Stickstoff neu gebildet wurd. Indikator hierfür sind die deutlichen Anstiege der Nmin – Gehalte in der Krumenschicht. Dem Mais steht damit in den meisten Fällen jetzt zur Hauptwachstumszeit genügend Stickstoff zur Verfügung. Das bestätigen auch sehr viele Proben aus der „späten Nmin-Untersuchung“ von Ende Mai und Anfang Juni.

Autor: Holger Fechner