Nitratdienst Juli 2017

Gegrubbertes StoppelfeldBild vergrößern
Bei sehr günstigen Bedingungen kann aktuell viel organisch gebundener Stickstoff mineralisiert werden

Weiterhin lange Durststrecke - gegen Ende Niederschläge

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs im Zeitraum von Anfang Juni bis Anfang Juli unter den Referenzflächen. Die erste Hälfte des vierwöchigen Bobachtungszeitraums wurde dominiert von einem ausgeprägten Hochdruckgebiet über NRW, welches sehr warme bis zum Teil heiße Temperaturen und viele Sonnenstunden mit sich brachte. Wenige Tage vor der Monatswende kehrte sich der Wettertrend um und es wurde mit Tagestemperaturen um die 20 C° mäßig warm und Niederschläge setzten ein, die allerdings regional sehr unterschiedlich ausfielen. Nach dem Monatswechsel wurde es wieder etwas wärmer und sonniger. Am Ende des Zeitraums setzten dann erneut Niederschläge ein. Je nachdem, wann die Probe für den Nitratdienst gezogen wurde, wurde das Ergebnis von den zuletzt genannten Niederschlägen noch beeinflusst. Im Landesdurchschnitt fielen an den Wetterstationen lediglich 44 Millimeter Niederschlag, was in etwa der Hälfte des langjährigen Mittels für diesen Zeitraum entspricht. Die Verteilung reichte von um die 80 Millimeter im Sauerland und Ostwestfalen bis lediglich knapp 20 Millimeter im südlichen Rheinland sowie westlichen Münsterland. Verbunden mit den hohen Lufttemperaturen und der hohen Strahlungsintensität haben die Sommerungen Mais, Rüben und Kartoffeln viel Wasser verloren. Für einige Standorte vor allem im westlichen Münsterland kamen die Niederschläge in der letzten Woche auf die letzte Minute. Insbesondere für den Mais, welcher sich gerade in der Blüte befindet, ist das Wasser jetzt von hoher Bedeutung. Viele Böden weisen nach wie vor eine sehr kritische nutzbare Feldkapazität v.a. in der Krumenschicht auf. Der Wasserspeicher muss dringend aufgefüllt werden. Die ersten Gerstenbestände konnten unter guten Bedingungen bereits im Juni gedroschen werden. Die langanhaltende Trockenheit und Hitze hat die Abreife bei allen Getreidearten stark beschleunigt. Auch konnten bereits die Stoppeln bearbeitet werden. Vielfach wurde eine Sommerung, welche in diesem Herbst noch geerntet wird, gedrillt werden, auch wenn durch die Trockenheit bedingt die Bereitung eines guten Saatbetts oftmals schwierig war. Die Neuansaaten wie GPS-Getreide, Ackergras oder Zweitfruchtmais haben nun dringend Wasser in der Krume nötig. Bei den Beobachtungsflächen sind solche Neuansaaten allerdings nicht dabei.

Stickstofffreisetzung unter günstigen Bedingungen

Für die Mineralisierung waren die Bedingungen in der letzten Hälfte des Beobachtungszeitraums ideal. Die Böden waren sehr warm und aktiv und mit den einsetzenden Niederschlägen wurde der Prozess beschleunigt. Dies hatte Auswirkungen v.a. auf Flächen mit langjährig organischer Düngung. Dort, wo bereits die Stoppeln bearbeitet wurden kam noch die Belüftung des Bodens hinzu, welche die Bedingungen für die mineralisierenden Mikroorganismen zudem verbesserte. Stickstoff dürfte den frisch ausgesäten Zweitfrüchten und den etablierten Sommerungen also genügend zur Verfügung stehen, zumal kaum Stickstoff aus den durchwurzelbaren Bodenschichten in letzter Zeit ausgewaschen wurde.

Aufgrund der anhaltenden Trockenheit konnten nur wenige Proben bis in die unterste Schicht (60-90 cm) gezogen werden. Im Durchschnitt finden sich unter allen fast erntereifen Getreidebeständen zwischen 30 und 40 kg/ha Nmin wieder. Wenn man aus der meist nicht analysierten untersten Schicht weitere vermutete 10 bis 20 kg/ha mineralischen Stickstoff hinzuaddiert, kann das Stickstoffniveau zum jetzigen Zeitpunkt als recht hoch bewertet werden. Wenn in Kürze die Ernte durchgeführt und die Flächen neu bestellt werden, sollte daher insbesondere auf Flächen, wo das Stroh abgefahren wird eine unterbleibende Düngung in Erwägung gezogen werden zumal sich der Stickstoff größtenteils in der Krumenschicht befindet. Beim Eingriff in den Boden durch Saatbettbereitung und Aussaat wird sich, wie bereits beschrieben, die Menge an pflanzenverfügbarem Stickstoff zusätzlich erhöhen. Ohnehin ist durch die neue Düngeverordnung die Düngung ausschließlich zu Zwischenfrüchten, Winterraps und Feldfutter sowie Wintergerste nach Getreide in Abhängigkeit vom Aussaattermin in der maximalen Höhe von 60 kg/ha Gesamtstickstoff oder 30 kg/ha Ammoniumstickstoff möglich. Die Landwirtschaftskammer benennt zudem Vorfrüchte, nach denen sich überhaupt kein N-Düngebedarf auch zu den genannten Kulturen ergibt.

Unter den unter Beobachtung stehenden Zuckerrüben sind die Nmin-Werte deutlich zurückgegangen, was fast ausschließlich durch Aufnahme an Stickstoff der Pflanzen erklärt werden kann. Auch die Kultur Mais hatte während des Massenwachstums in den letzten Wochen einen sehr hohen Stickstoffbedarf, weshalb hier die Nmin-Werte mehr oder weniger drastisch zurückgegangen sind. Lediglich unter der Maisfläche in Warendorf ist der Wert annähernd gleich geblieben. Neubildung und N-Aufnahme könnten hier zeitgleich abgelaufen sein, weshalb es keine Veränderung des Analysewertes gab. Unter den geernteten Wintergerstenschlägen in Xanten, Ochtrup und Münster sind die Nmin-Werte selbst ohne Bodeneingriff gegenüber dem Vormonatswert angestiegen. In Warendorf ist nach der Ernte die erste Stoppelbearbeitung durchgeführt worden, weshalb hier der Nmin-Wert um fast 20 kg/ha fast allein in der Krumenschicht angestiegen ist. Diese Flächen stehen stellvertretend für die beschriebenen guten Mineralisationsbedingungen.

Autor: Holger Fechner