Nitratdienst August 2017

strohballen_nitratdienst

Nitratdienst: Wetter kühl und nass

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs im Zeitraum von Anfang Juli bis Anfang August unter den Referenzflächen. Mit durchschnittlich 126 mm Niederschlag und niedrigen Temperaturen war der Beobachtungszeitraum überdurchschnittlich nass und kalt. Ziemlich genau mit Beginn des Zeitraums setzte die Niederschlagsperiode ein und erreichte ihren Höhepunkt gegen Ende der Hälfte der Zeit, als es landesweit täglich zu höheren Niederschlagssummen kam. Danach setzte ein etwas trockenerer Zeitraum ein, der nur durch geringe Niederschläge unterbrochen wurde. Spitzenreiter bei den Niederschlägen war mit Werten um die 190 mm Ostwestfalen und teilweise das nördliche Bergische Land. Fast überall wurden jedoch dreistellige Summen innerhalb des vierwöchigen Zeitraums erzielt. Ganz zu Beginn des Beobachtungszeitraums fielen die Temperaturen für einige Tage ungewöhnlich stark ab, bevor sie kurzfristig auf sommerliche 30 °C anstiegen, um sich danach bis zum Ende auf Tagestemperaturen von mittleren zwanzig Grad Celsius einzupendeln.

Nach Ernte klettern Nmin-Werte

Mit den einsetzenden Niederschlägen wurde die Ernte sowie Bodenbearbeitung und die Ansaat von Folgekulturen erst einmal für einen längeren Zeitraum unterbrochen. Meistens konnte diese Arbeit erst wieder ab dem Monatswechsel aufgenommen werden. Vor allem auf schwereren Böden lief die Bestellung verzögert ab. Das ist auch der Grund, warum verhältnismäßig viele Referenzflächen entweder den Status „geerntet“ oder „Stoppeln“ besitzen. Vier Getreideflächen waren zum Zeitpunkt der Beprobung noch nicht geerntet. Auf einem Anteil der beernteten Flächen wurde eine Bodenbearbeitung durchgeführt und auf wenigen konnten bereits Zwischenfrüchte etabliert werden.

Die Niederschläge haben dazu geführt, dass das Wasserdefizit der letzten Monate etwas ausgeglichen werden konnte, was vor allem den Mais-, Zuckerrüben- und Kartoffelbeständen geholfen hat. Insbesondere der Mais hat während der Blüte vom Wasser profitiert. Für die jungen Zwischenfruchtbestände war das Wasser ebenfalls sehr wertvoll. Sickerwasser dürfte es kaum gegeben haben, da die Unterböden zuvor stark entleert waren.

Im südlichen Rheinland sowie am Niederrhein fielen die Niederschläge mit um 100 mm geringer aus als anderswo, sodass die Böden hier zum Teil immer noch ein Wasserdefizit besitzen. Auch dieses Mal konnten nicht alle Bodenproben bis in die Tiefe von 90 cm gezogen werden, weil die Bedingungen im Unterboden erschwert waren.

Die Feuchtigkeit konnte auf jeden Fall dazu beigetragen, die Mineralisationsbedingungen im Oberboden zu verbessern. Auch wenn die Temperaturen tendenziell für die Jahreszeit zu kühl ausfielen, waren die Bedingungen für die Neubildung von mineralischem Stickstoff aus der organischen Substanz gut. Dies kann man anhand der Nmin-Dynamik unter den geernteten Flächen, die weder eine Bodenbearbeitung noch Düngung erfahren haben, feststellen. Im Vergleich zum Vormonatswert, wo viele Getreide- und Winterrapsflächen erst frisch oder noch nicht geerntet waren, hat sich der Nmin-Wert annähernd von durchschnittlich knapp über 20 kg/ha auf ungefähr 50 kg/ha nahezu verdoppelt.

Ein höherer Anstieg der Nmin-Werte ist typischerweise unter den beernteten Winterrapsflächen, beispielsweise in Horstmar zu beobachten, wo der Wert von 30 auf 74 kg/ha Nmin angestiegen ist. Winterraps ist eine Kultur, die insgesamt einen hohen Stickstoffbedarf aufweist, diesen aber verhältnismäßig wenig in das Erntegut umsetzt. Somit bleibt relativ viel Stickstoff in der Restpflanze, der anschließend wieder mineralisiert wird und in den Nmin-Werten zutage tritt.

Auch unter der geernteten Frühkartoffelfläche in Bocholt ist ein typisch erhöhter Wert von vorher 30 kg/ha auf jetzt 66 kg/ha Nmin zu beobachten. Im Gegensatz zum Winterraps spielt hier die Bodenbewegung beim Roden die Rolle für den Mineralisationsschub. Unter den beernteten Flächen, die bereits einer Bodenbearbeitung unterzogen worden sind, sind die Nmin-Werte im Vergleich zu den unbearbeiteten Flächen in den meisten Fällen nicht überproportional angestiegen. Dies mag wahrscheinlich daran liegen, dass die Bewegung des Bodens erst gegen Ende des Beobachtungszeitraums vorgenommen wurde und die Mineralisation weitestgehend erst noch stattfindet. Eine Ausnahme bildet zum Beispiel die ungedüngte ehemalige Wintertriticale-Fläche in Marienfeld, welche einer ersten Stoppelbearbeitung unterzogen wurde. Dort hat sich der Nmin-Wert mehr als verdoppelt.

Flächen, auf denen bereits eine zweite oder tiefere Bodenlockerung stattgefunden hat, sowie mit Zwischenfrüchten bestellte Flächen haben in vielen Fällen eine Stickstoffdüngung erhalten, die sich jetzt in den gemessenen Nmin-Werten wiederfinden lässt. Mit durchschnittlich knapp 30 kg/ha Nmin befinden sich die mit Zuckerrüben bestellten Flächen - typischerweise für diese Jahreszeit - auf einem geringen Niveau, da die Pflanzen kontinuierlich Stickstoff aufgenommen haben und weiterhin aufnehmen. Meist steht die Zuckerrübe auf den weniger organisch versorgten Standorten, die ein geringeres Nachlieferungsvermögen besitzen. Unter den Maisflächen bildet sich hingegen dazu momentan ein sehr heterogenes Bild der Nmin-Werte in Abhängigkeit der organischen Versorgung der Standorte sowie der Bodenart ab. Von relativ entleerten Standorten zum Beispiel in Stadtlohn, wo nur noch 6 kg/ha Nmin gemessen werden konnten, bis hin zu dreistelligen Werten ist hier alles vertreten. Auf den Maisstandorten spielen die Faktoren organische Versorgung und das damit verbundene Potenzial für eine Mineralisation sowie die Wasserhaltekraft, die auf leichten Böden gering ausfällt, eine große Rolle und erklären die stark unterschiedlichen Werte. Abgesehen davon hatte der Mais vor und während der Blüte einen sehr hohen N-Bedarf und hat entsprechend viel Stickstoff aufgenommen.

Autor: Holger Fechner