Nitratdienst November 2017

Winterzwischenfrüchte
Die als Winter-Zwischenfrüchte angebauten Kulturen leisteten in diesem Herbst gute Dienste und nahmen viel Stickstoff auf.

Die Vegetation kommt zur Ruhe

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs im Zeitraum von Anfang Oktober bis Anfang November unter den Referenzflächen. Zu Beginn des beobachteten Zeitraums gab es in der ganzen zweiten Oktoberdekade sehr milde Tempertaturen und sonniges Wetter, an dem an einzelnen Tagen Tageshöchsttemperaturen von über 20 °C erzielt wurden. Ab der dritten Dekade änderte sich die Witterung dann. Die Temperaturen sanken seitdem kontinuierlich bis zum Ende des Beobachtungszeitraums bis hin zu einstelligen Tageshöchsttemperaturen. Mit der fallenden Temperaturentwicklung kam auch der Niederschlag, der seitdem landesweit über die Zeit verteilt fiel. Trotz des Temperaturrückgangs hat sich in den meisten Teilen des Landes noch kaum Bodenfrost ergeben, sodass die Bodentemperatur analog zur Lufttemperatur zwar stetig absank, die Böden aber noch nicht zu stark auskühlten und das Bodenleben ausbremste. Unter diesen Bedingungen fand auch noch kein Absterben von nicht winterharten Winterzwischenfrüchten statt. Innerhalb des gesamten Beobachtungszeitraums von vier Wochen fielen im Durchschnitt des Landes lediglich knapp 40 mm Niederschlag, der sich fast ausschließlich auf die zweite Hälfte des Zeitraums verteilte. Durchschnittliche Werte, bezogen auf das langjährige Mittel von 60 bis 70 mm, ergaben sich lediglich in Ostwestfalen und dem Bergischen Land. Sehr trocken mit Messwerten von oft weniger als 30 mm war es in den restlichen Landesteilen, also im südlichen Rheinland, am Niederrhein sowie dem Westmünsterland und Südwestfalen. Unter den meisten Böden blieb die mögliche Feldkapazität unausgeschöpft, sodass sich kaum Sickerwasser bildete, das mobilen Nitratstickstoff hätte verlagern oder auswaschen können. Bemerkbar machen sich diese Verhältnisse zum Teil am sehr trockenen Unterboden.

Bedingungen optimal für Mineralisation

Die verhältnismäßig sehr warmen Temperaturen innerhalb der ersten Hälfte des jetzigen Beobachtungszeitraums haben in Kombination mit den zuvor vorausgegangenen Niederschlägen am Ende des letzten Beobachtungszeitraums ideale Bedingungen für die Mineralisierung geschaffen. Die Aktivität der Mikroorganismen im Boden, die für die Umsetzung von organischem Material und damit der Neubildung von mineralischem Stickstoff verantwortlich sind, konnten den in den Ernteresten sowie organischen Düngern organisch gebundenen Stickstoff umsetzen und den Pflanzen in mineralischer Form zur Verfügung stellen. Bei Neuansaaten ergaben sich durch die Bodenbewegung während der Saatbettbestellung und des Sävorgangs zusätzlich verbesserte Bedingungen. Dies entstand dadurch, dass sich die durch die Lockerung entstandenen Poren des Oberbodens schneller erwärmen konnten. Die noch kaum bewachsene, dunkle Bodenoberfläche trug zudem dazu bei. Die günstige Witterung sorgte natürlich auch dafür, dass die bereits länger etablierten Winterungen, wie Winterraps, Wintergerste oder auch zum Teil Winter-Triticale, sehr wüchsige Bedingungen vorfanden. Der Stoffwechsel der Pflanzen konnte somit noch sehr lange aufrechterhalten werden und es wurde viel Biomasse gebildet, die sich durchaus oft im Oberaufwuchs zeigt. Winterraps steht in der Regel sehr gut dar. Manchmal fand sogar ein Überwachsen statt. Ein Kurzspritzen dieser Kultur war bei den guten Mineralisationsbedingungen in diesem Herbst daher wichtig. Auch einige früh gesäte Wintergerste-Bestände zeigen sich sehr mastig mit einem hohen Bestockungsgrad. Vorliegender mineralisierter Stickstoff im Oberboden konnte größtenteils aufgenommen und umgesetzt werden. Vor allem nicht gedüngte Wintergerste-Bestände auf nicht organischen Standorten zeigen durch Aufhellungen das zuneige gehende Stickstoffangebot an. Wachstum und eine Bestockung wurden jedoch durch den Wechsel der Witterung und die Kurztagbedingungen seit einigen Tagen gestoppt.

Nicht zuletzt konnten alle Winterzwischenfrüchte durch das Aufrechterhalten des Stoffwechsels noch Stickstoff aufnehmen und somit in ihrer Biomasse speichern und damit vor der Auswaschung schützen. Eine Freisetzung dieses Stickstoffs erfolgt erst dann, wenn niedrige Temperaturen kulturartspezifisch zu einem Absterben der Pflanzenorgane führen.

Hohe Nmin-Werte auch ohne Düngung

Eine Düngung mit stickstoffhaltigen Düngemitteln war auf Ackerland bis auf die Ausnahme von Ackerfeldgras und mehrjährigen Feldfutterbau durch die neue Düngeverordnung seit dem ersten Oktober untersagt. Bis auf die Fläche mit Winterraps in Lichtenau, wurde aber auch vor Beginn der Sperrfrist kaum eine der Referenzflächen, auf denen Winterungen angebaut werden, gedüngt. Damit haben sich die meisten unter Beobachtung stehenden Kulturen lediglich durch mineralisierten Stickstoff in der Krume ernährt. Unter den Wintergerstenflächen ist der Stickstoff im Vergleich zum Vormonatswert von durchschnittlich fast 90 kg um rund 30 kg auf durchschnittlich 66 kg/ha Nmin gesunken. Oftmals wurden aus der Krume zweistellige Werte durch die Pflanzen entzogen. Unter den mit Winter-Triticale und Winterweizen bestellten Flächen sind hingegen die Durchschnittswerte annähernd unverändert geblieben, was Kulturart bedingt von einem geringeren Wachstum zeugt. Auf vielen dieser Flächen drücken sich die guten Mineralisationsbedingungen jedoch durch einen Anstieg der Nmin-Werte aus, so zum Beispiel unter der Winter-Triticale nach vorangegangenem Silomaisanbau in Bocholt-Barlo oder dem Winterweizen nach Winterraps in Geseke, wo jeweils etwa 20 kg/ha Nmin hinzugekommen sind. Unter den beiden mit Winterraps bestellten Referenzflächen sind die Nmin-Werte im zweistelligen Bereich erwartungsgemäß großzügig zurückgegangen. Die jüngst gemessenen Nmin-Werte von 53 und 42 kg/ha sind hier aber noch recht hoch. Insgesamt liegen unter allen Winterungen zu dieser Jahreszeit trotz mehr oder weniger unterbliebener Düngung in den meisten Fällen im Durchschnitt verhältnismäßig hohe Nmin-Werte vor.

Anders sieht es unter den meisten mit Winter-Zwischenfrüchten bestellten Flächen aus. Viele Flächen weisen Werte entweder im einstelligen oder maximal unteren zweistelligen Bereich auf. Unter der mit ZF-Senf bestellte Fläche in Goch-Pfalzdorf, den beiden in Essen-Kettwig mit ZF-Phacelia bestellten Flächen oder auch der in Warendorf mit ZF-Raps angesäten Fläche ließ sich sogar gar kein mineralischer Stickstoff mehr nachweisen. Damit nehmen diese Kulturen ihre Funktion als Stickstoffsammler in diesem Jahr idealerweise wahr und bewahren ihn vor einer vorzeitigen Auswaschung.

Autor: Holger Fechner