Nitratdienst Januar 2018

Hochwasser an einem BachBild vergrößern

Zwei Drittel mehr Regen

Die Zeit war geprägt von einer zu milden und sehr nassen Witterung. Hinzu kamen nur sehr geringe Mengen an Sonnenstunden. Bis auf wenige Ausnahmen wurden an allen Wetterstationen innerhalb des vierwöchigen Zeitraums dreistellige Niederschlagssummen erzielt. Spitzenwerte von 200 mm und mehr wurden im Sauer- und Siegerland, Bergischen Land und Teilen von Ostwestfalen erzielt. Der Deutsche Wetterdienst meldet, dass im südlichen Rheinland und am Niederrhein bereits in der ersten Januarwoche im Vergleich zum vieljährigen Mittel 80 bis 100 % mehr Niederschlag gefallen ist. Im Durchschnitt fielen an den Wetterstationen in NRW 136 mm, etwa zwei Drittel mehr ist als im vieljährigen Mittel. Dabei sah die Niederschlagsverteilung so aus, dass die größten Mengen in der zweiten Dezemberdekade sowie um den Jahreswechsel und der ersten Januarwoche herunterkamen.

Mobiler Nitratstickstoff hat sich verlagert

Mit diesen großen Mengen hat sich auf den meisten Bodenarten eine Sickerwasserbildung ergeben, da die natürlichen Feldkapazitäten überschritten wurden. Im Zuge der Wasserbewegung war die Verlagerung und Auswaschung von mobilem Nitratstickstoff möglich. Dies hat vermutlich regional und vor allem auf den leichten Bodenarten zu Verlusten bei den beprobten Bodenschichten und der Wurzelzone geführt. Dadurch, dass der Niederschlag fast ausnahmslos als Regen und nicht als Schnee auf die Flächen niederging, konnte er unmittelbar ins Erdreich eindringen und durchsickern. Auf den Vorgewenden und anderen verdichteten Bodenstellen fallen Wasserlaken auf. Die Temperaturen lagen während des Referenzzeitraumes fast ausschließlich im Plusbereich mit Werten oftmals im oberen, einstelligen Bereich. Um die Jahreswende wurden landesweit kurzzeitig auch leichte zweistellige Plusgrade im Zuge der zweiten Niederschlagsperiode erzielt. Nur sehr selten kam es zu leichtem Luft- und Bodenfrost.

Größtenteils sind die nicht-winterharten Zwischenfrüchte noch nicht abgefroren. Die milden Bodentemperaturen haben das Bodenleben phasenweise aktiv gehalten, sodass eine Mineralisation stattfinden konnte. Der organisch gebundene Stickstoff in Ernteresten und organischen Düngern konnte somit durch die Mikroorganismen in mineralischen Stickstoff überführt werden. Nahrung fand das oberirdische Bodenleben aber auch in den weiter unten abgestorbenen Blättern der teils überwachsenen Winterraps- und Winter-Zwischenfruchtbeständen.

Aktivität im Oberboden

Bis auf wenige Ausnahmen galt im Betrachtungszeitraum die Sperrfrist für stickstoffhaltige Düngemittel. Die Bodenverhältnisse ließen außerdem keine weitere Bodenbearbeitung zu. Die Dynamik des Stickstoffs unter den Referenzflächen resultiert daher ausschließlich aus der Aktivität der Mikroorganismen sowie des Sickerwassers. Unter den meisten Wintergetreideflächen haben sich wegen der Niederschläge zweistellige Stickstoffverluste ergeben. Extreme Beispiele sind die Wintergerstenflächen auf leichtem Boden in Gescher und Mettingen und die mit Winterweizen bestellte Fläche auf Sand in Merfeld, auf der es Nmin-Verlusten zwischen 40 bis 57 kg/ha innerhalb dieser vier Wochen kam.

Das Ausmaß an Verlusten lässt sich auch gut an den unbestellten Flächen beobachten, bei denen es ähnlich hohe Verluste wie unter Wintergetreide gab. Das definitiv eine Mineralisation stattgefunden hat, wird an den teils gemessenen Ammonium-Stickstoffwerten deutlich, vor allem unter den Winterweizenflächen nach Zuckerrüben in Warburg-Nörde sowie Straelen. Hier sind die Nmin-Werte im Gegensatz zu den anderen Winterweizenschlägen gegenüber dem Vormonat gestiegen. Auch unter dem Winterweizenschlag in Beckrath und der Dinkel-Fläche in Kalkar, jeweils nach Zuckerrüben, ist der Nmin-Wert mit über 20 und 15 kg/ha nach oben geklettert. Neben den Ernteresten der Rübe dürften hier die Bodenbewegung durch die Ernte und während der Aussaat für gute Mineralisationsbedingungen bei dieser Konstellation gesorgt haben. Unter den Winterzwischenfrüchten zeichnet sich nach den jüngsten Probenahmen ein sehr heterogenes Bild der Nmin-Werte ab. Von zweistelligen Verlusten, insbesondere auf den leichten Böden, gibt es durch mineralisierte abgestorbene Pflanzenteile auch einen Anstieg der Werte.

Autor: Holger Fechner