Nitratdienst Februar 2018

Wintergerste im JanuarBild vergrößern
Sonnenstunden waren auch von Mitte Dezember bis Ende Januar selten - es blieb weiterhin nass und mild

Weiterhin trüb und mild

Der Nitratdienst berichtet über die Dynamik des mineralischen Bodenstickstoffs im Zeitraum von Anfang Januar bis Anfang Februar unter den Referenzflächen. Auch im aktuellen Beobachtungszeitraum setzte sich die nass-trübe Witterung mit deutlich zu warmen Temperaturen fort. Es wechselten sich Abschnitte mit weniger und mehr Niederschlag ab. Während in der zweiten Januardekade Tages- und Nachttemperaturen im einstelligen Plusbereich dominierten, ergaben sich in der dritten Dekade tagsüber sogar zweistellige Höchsttemperaturen. Erst in der ersten Februarwoche kam es landesweit zu einem Temperaturabsturz. Die jüngste und bis dato einzige richtige Frostperiode in diesem Winter lag bereits außerhalb der Referenzperiode und findet in den hier abgebildeten Werten noch keine Berücksichtigung. Sonnige Abschnitte waren während des gesamten Beobachtungszeitraums absolute Mangelware und waren auf wenige Stunden begrenzt. Im Mittel wurden an den Wetterstationen in NRW 70 Millimeter Niederschlag erzielt, was in etwa dem langjährigen Mittelwert entspricht. Deutlich feuchter war es mit über hundert Millimetern in der Summe im Bergischen Land sowie im Siegerland. In Kombination mit den vorangegangenen überdurchschnittlich feuchten Monaten setzte sich die Sickerwasserbildung insbesondere auf den mittleren und leichten Böden fort, wo bereits jeweils die maximale Feldkapazität schon länger erschöpft war.

Noch keine Düngung auf den Referenzflächen

Die Sperrfrist für das Ausbringen von stickstoff- und phosphathaltigen Düngemitteln, wozu jegliche Gülle, Gärrest, Mist etc. angehören, endete auf Ackerland am 31. Januar und somit innerhalb des aktuellen Nitratdienstes. Die in der Regel wassergesättigten Böden und der fehlende Bodenfrost ließ eine Düngung allerdings in der Regel nicht zu. Damit blieben auch die Referenzflächen noch frei vom Aufbringen von Stickstoff, sodass sich die N-Dynamik dieses Mal noch ausschließlich von den Ausgangsbedingungen auf den Schlägen ableiten lässt. Bis zum jüngsten Probentermin führte der bis dato nicht vorhandene Frost dazu, dass die Winter-Zwischenfrüchte noch nicht abgefroren waren und weitestgehend aktiv blieben. Die nun deutlich längeren Tage und milden Temperaturen haben den Stoffwechsel aller Winterungen aber auch das Bodenleben angeregt, sodass sich Prozesse der Stickstoffneubildung aus organischer Substanz in der Krumenschicht (Mineralisation), eine leichte N-Aufnahme durch die Pflanzen und andererseits auch eine Verlagerung und Auswaschung von Nitratstickstoff überlagert haben.

Größere Sickerwasserverluste bei Sticktoff

Mit Blick auf die kultivierten Winterungen auf den Referenzflächen fällt auf, dass sich die Nmin-Werte bei der Kultur Wintergerste und Winter-Triticale im Durchschnitt deutlich reduziert haben. Unter der erstgenannten Kultur hat sich der Wert halbiert. Unter einem Großteil der Flächen sind entweder nur noch einstellige Nmin-Werte in den drei Bodenschichten gemessen worden oder es war sogar gar kein Kilogramm Stickstoff mehr nachweisbar - dies sogar auf den beiden schweren Standorten Buir und Bönen. Aber auch unter den meisten anderen Flächen sind die Werte deutlich zurückgegangen. Bei der bereits meist weit entwickelten Kultur kann unterstellt werden, dass wenige Kilogramm Stickstoff auch von den Pflanzen aus der Krumenschicht aufgenommen worden sind und der Hauptnährstoff nicht ausschließlich von Sickerwasser nach unten verlagert wurde. Bei drei der fünf vorhandenen Winter-Triticale-Flächen war bei der jüngsten Messung sogar gar kein Nmin-Wert mehr nachweisbar! Unter der Fläche in Schlangen ist mit 3 kg/ha Nmin ebenfalls nahezu kein mineralischer Stickstoff mehr vorhanden. Lediglich unter der Fläche in Telgte ist der Nmin-Wert von aktuell 30 kg/ha gegenüber dem Vormonatswert (33 kg/ha Nmin) annähernd gleich hoch geblieben. Unter zwei der drei Winterroggenbestände hat es gegenüber dem Vormonat wenig Veränderungen beim Nmin-Wert und dessen Aufteilung in den drei Bodenschichten gegeben. Auffällig ist jedoch die Fläche in Warendorf, wo sich der Wert in der Krume innerhalb der vier Wochen deutlich erhöht hat. Dies lässt sich auf besonders günstige Mineralisationsbedingungen zurückführen, sodass die Erntereste des vorher kultivierten CCM-Maises teilweise umgesetzt werden konnten. Auch unter Winterweizen sind die Nmin-Werte im Durchschnitt noch einmal deutlich zurückgegangen. So zum Beispiel unter den drei Flächen in Menden, Hemer sowie Anröchte-Effeln, wo es jeweils aus allen drei Bodenschichten Verluste gab, die durch den geringeren Entwicklungsgrad gegenüber beispielsweise Wintergerste fast ausschließlich durch Sickerwasser erklärt werden können. Totalverluste gab es sogar bei den beiden Standorten Buir und Beckrath, wo 57, bzw. 71 kg/ha Nmin verloren gegangen sind. Umgekehrt gibt es unter einigen Flächen kaum Veränderungen gegenüber dem Vormonat. So beispielsweise trotz der sehr leichten Bodenverhältnissen in Merfeld sowie unter der Fläche in Straelen.

Unter den mit Winterraps bestellten Flächen haben sich die Nmin-Werte innerhalb des vierwöchigen Zeitraums von 31 kg/ha auf 15 kg/ha halbiert. Dieser Rückgang ist mit großer Wahrscheinlichkeit auf eine Aufnahme durch die Pflanzen zurückzuführen. Aufgrund der meist guten vorwinterlichen Entwicklung bei Blatt- und Wurzelorganen konnten die Pflanzen bei milder Witterung und längerem Tageslicht bereits Stickstoff in geringen Mengen aus den beiden obersten Messschichten (0-60 cm) verwerten. Ein ähnlicher Trend kann bei der Kultur ZF-Ölrettich abgeleitet werden. Einige Flächen weisen hier nur noch einstellige Nmin-Werte auf. Unter einigen ZF-Ackersenf- sowie ZF-Phacelia-Flächen gab es jedoch - wie bereits im Vormonat - einen deutlichen Anstieg der Nmin-Gehalte. Dies ist so gesehen trotz Fehlen einer wirklichen Frostperiode ein Indikator für das Absterben einiger Pflanzenteile, bzw. Aufplatzen der Zellen und Austritt an Pflanzensaft bei kühleren Temperaturen und einer anschließenden Mineralisierung dieser Ausgangsstoffe.

Ausreichende Andüngung mit Stickstoff angeraten - neue Vorgaben des Düngerechtes beachten - Schwefel erhöht N-Ausnutzung

Da sich aufgrund der intensiven Sickerwasserperiode in diesem Winter im Mittel geringe Ausgangs-Nmin-Werte andeuten, sollte eine ausreichende Andüngung der Winterungen zu Vegetationsbeginn stattfinden. Eine eigene Nmin-Probe gibt hier am ehesten Aufschluss. Berücksichtigt werden muss hierbei jedoch, dass nach neuem Düngerecht im Falle des Fahrens auf gefrorenem Boden lediglich 60 kg/ha Gesamtstickstoff aufgebracht werden dürfen! Je nach enthaltenem pflanzenwirksamen Stickstoffgehalt (bei organischen Düngemitteln ist dies der Ammonium-N-Gehalt) können bei dieser Gabe nur etwa 30 bis 40 kg/ha Stickstoff als pflanzenwirksam angerechnet werden. Für eine ausreichende Andüngung der Bestände müssen so gesehen häufigere Überfahrten eingeplant werden. Zu beachten ist ab diesem Frühjahr außerdem, dass unbedingt vor der ersten N-Düngemaßnahme eine Düngebedarfsermittlung (DBE) nach Vorgaben der neuen Düngeverordnung (DüV) schriftlich dokumentiert werden muss. Hierzu gibt die Landwirtschaftskammer gesonderte Informationen sowie Hilfsmittel zum Rechnen heraus. Das Sickerwasser wird ebenfalls zu geringen Smin-Gehalten in diesem Frühjahr führen. Deshalb sollte insbesondere in diesem Jahr bei allen Getreidearten und Winterraps eine Schwefeldüngung mit Schwefel in Sulfatform standardmäßig durchgeführt werden. Schwefel ist maßgeblich an der Ausnutzung von Stickstoff (= N-Effizienz) beteiligt.

Autor: Holger Fechner