Nitratdienst März 2018

Wintergerste im SchneeBild vergrößern
Bei zuletzt stark fallenden Temperaturen bis in den Frostbereich und teilweise Schneefall ist die Vegetationsruhe pünktlich zum kalendarischen Winterbeginn eingetreten. Der Stoffwechsel der Pflanzen ist jetzt erst einmal zum Erliegen gekommen und viele nicht-winterharte Zwischenfrüchte dürften nun abgestorben sein.

Wintereinbruch: Sehr kalt und sehr trocken

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs im Zeitraum von Anfang Februar bis Mitte März unter den Referenzflächen. Der Beobachtungszeitraum ist dieses Mal witterungsbedingt etwas länger und beträgt in etwa fünf Wochen. Zu Beginn, in der ersten Februardekade, sanken die Temperaturen von einem milden Niveau kommend auf winterliche Temperaturen ab. Für eine Periode von zwei Wochen sanken die Grade nachts bei unbedecktem Himmel landesweit in den Minusbereich, sodass es immer wieder zu Bodenfrost kam. Tagsüber stiegen die Temperaturen dann in den unteren einstelligen Plusbereich an und führte wieder zum Antauen der Krume. In der letzten Dekade des Februars setzte der Winter noch einen drauf und die Temperaturen sanken soweit ab, dass es für mehrere Tage Dauerfrost gab. Mit dem Monatswechsel änderte sich die Witterung schließlich schlagartig und es wurde wieder deutlich milder mit Plusgraden tagsüber im zweistelligen Bereich. Während des gesamten Februars gab es landesweit so gut wie keine Niederschläge. Tagsüber war es sonnig und nachts klar. Dazu paarte sich phasenweise kalter, trockener Ostwind. Die durchschnittlichen Niederschlagssummen an den Wetterstationen beliefen sich landeweit auf nur 25 Millimeter innerhalb des fünfwöchigen Zeitraums. Höchstwerte mit knapp 50 Millimetern wurden lediglich im Bergischen Land und Sauerland erzielt. Eine Sickerwasserbildung und damit Verlagerung an Nitratstickstoff trugen daher nicht zur Stickstoffdynamik in der letzten Zeit bei. Außerdem waren die Bodentemperaturen so niedrig, dass auch eine Neubildung von Stickstoff durch Mineralisation ausgeschlossen werden kann.

Stark verzögerter Vegetationsbeginn

Der Wintereinbruch verzögerte den Vegetationsstart stark, sodass die pflanzliche Entwicklung ausgebremst wurde. Die Sonne sowie der Wind trockneten die obere Bodenschicht stark aus. Der Bodenfrost hat zur erwünschten Frostgare geführt. Die Ausgangsbedingungen für den Bestellvorgang sowie das Pflanzenwachstum erweisen sich daher als optimal. Die Kahlfröste haben in der Regel keinen Schaden an den bestellten Winterungen vorgenommen. Durch Frost abgestorbene Blattmasse wurde bereits im nachgelagerten milden Zeitraum von den Pflanzen angefangen durch Wachstum zu kompensieren. Wurde Wintergerste beispielsweise früh ausgesät, sieht diese derzeit noch aufgrund vieler abgestorbener Blattmasse und eines Stickstoffdefizits oft stark aufgehellt aus. Später ausgesäte Gerste sowie andere Getreidekulturen sehen meist besser aus. Auch bereits angedüngtes Getreide zeigt sich derzeit deutlich vitaler. Nicht winterharte Zwischenfrüchte wie ZF-Ackersenf sind hingegen während des Referenzzeitraums abgestorben und wurden, bzw. können unproblematisch untergeackert werden. Mit Ende der regulären Sperrfrist für N- und P-haltige Düngemittel ergaben sich aufgrund der Witterung vielerorts perfekte Bedingungen für das Ausbringen von Wirtschaftsdünger. Nachts waren die Böden gefroren und tragfähig; tagsüber wurde der Boden durch Auftauen aufnahmefähig. Ausgebracht werden durften allerdings nach neuem Düngerecht bei dieser Düngemaßnahme lediglich 60 kg/ha Gesamtstickstoff auf bestellten Flächen mit einem Düngebedarf. Aus diesem Grund wurde in manchen Fällen mehrfach gedüngt. Auf vielen Flächen - inklusive der Referenzflächen - wurden die Winterungen angedüngt, wenngleich mit Blick auf das Datum von mehr Flächen auszugehen wäre. Die Wetterprognosen ließen jedoch bislang keinen Wachstumsschub erwarten. Die Böden waren stark ausgekühlt und verhinderten das Wachstum sowie die Nährstoffaufnahme. Auch die Prognose für die kommende Zeit lässt auf einen späten Start schließen, weshalb eine Düngung in manchen Fällen noch etwas hinausgezögert werden kann. Wurde oder wird aktuell gedüngt empfiehlt es sich, mit Harnstoff, ammoniumbetonten oder stabilisierten Düngern zu arbeiten, die verzögert wirken und daher länger vor der Auswaschung geschützt sind. Eine Düngewirkung ist dann bei sich erwärmenden Böden und einsetzenden Niederschlägen zu erwarten.

Keine N-Verluste

Wie bereits geschildert, kam es aufgrund des geringen Niederschlags kaum zu einer Sickerwasserbewegung und damit zu keinen Stickstoffverlusten. Aus den letzten Nitratdiensten sowie den veröffentlichten Nmin-Richtwerten geht hervor, dass sich die Nmin-Werte auf einem verhältnismäßig geringen Niveau befinden, woran die ausgeprägte Sickerwasserperiode verantwortlich war. Spätestens wenn sich der nächste milde Zeitraum ankündigt, sollten daher alle Bestände angedüngt werden - allen voran Winterraps und Wintergerste. Unter den Referenzflächen, die mineralisch oder organisch gedüngt wurden, konnten konsequenterweise deutlich höhere Nmin-Werte gemessen werden als beim letzten Termin vor fünf Wochen. Wurde mineralscher Ammoniumstickstoff oder flüssiger Wirtschaftsdünger gedüngt, lassen sich zudem meistens NH4-Werte messen. Die kalten Böden verzögern die Umwandlung von Ammonium zu Nitratstickstoff derzeit deutlich. Ein Anstieg der Temperaturen würde nicht nur die Nitrifikation fördern, sondern führt dann außerdem zu einer Neubildung von Stickstoff aus der organischen Substanz, wie z.B. aus denjenigen abgestorbenen oder zerkleinerten Winterzwischenfrüchten. Aber nicht nur höhere Temperaturen, sondern auch Niederschläge sind dringend erforderlich, damit vor allem applizierter, fester Mineraldünger in Lösung gehen kann und in die Wurzelzone gelangt. Auch für die Aufnahme der Nährstoffe durch die Pflanze wird das Wasser benötigt.

Autor: Holger Fechner