Nitratdienst Mai 2018

Junger ZuckerrübenbestandBild vergrößern
Junger Zuckerrübenbestand

Sehr trocken und überdurchschnittlich warm

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs bei den Referenzflächen im Zeitraum von Mitte April bis Anfang Mai. Bedingt durch die Feiertage beträgt der jüngste Beobachtungszeitraum lediglich dreieinhalb Wochen. Außerdem fließen aus gleichem Grund weniger Probenergebnisse in die aktuelle Auswertung ein als sonst.

Der verkürzte Beobachtungszeitraum war geprägt von sehr trockener und sommerlicher Witterung mit Temperaturen bis zu 30 °C. Auch die Nachttemperaturen blieben im oberen einstelligen Plusbereich oder blieben sogar zweistellig. Es gab nur wenige Niederschlagsereignisse überhaupt, die sich oft lokal und verbunden mit Gewittern zutrugen. Sehr heftigen Niederschlag gab es im Rheinland zwei Tage vor dem Monatswechsel, an dem höhere zweistellige Summen auf einmal hinunterkamen und frisch bestellten Sommerkulturen wie Zuckerrüben oder Kartoffel- und Mais zum Teil schwer zusetzten. Insgesamt fielen innerhalb des genannten Zeitraums im Durchschnitt aller DWD-Wetterstationen im Lande lediglich 33 mm Niederschlag, was deutlich weniger als der langjährige Durchschnitt war. Die Region Heinsberg/Geilenkirchen kam aufgrund der benannten Unwetter auf annähernd doppelt so hohe Niederschlagssummen wie im Landesdurchschnitt. Erstaunlich trocken blieb es an vielen Stationen im Bergischen Land sowie Sauer- und Siegerland. Verbunden mit den sehr hohen Tages-und Nachttemperaturen war die Situation bei den Pflanzen teilweise schon angespannt und Stresssymptome traten zutage. Fehlende Feuchtigkeit in der Krumenschicht setzte den jüngst etablierten Sommerungen beim Keimen und Auflaufen stärker zu und die Winterungen haben ortsweise mit Stillstand bei der Entwicklung reagiert. Die Verdunstungsrate bei der hohen Blattmasse war unter den Bedingungen zum Teil enorm, sodass die Pflanzen entsprechend mit Schließen der Spaltöffnungen reagiert haben. Mit nicht stattgefundener Wasseraufnahme wurden im Umkehrschluss phasenweise auch keine Nährstoffe aufgenommen.

Die meisten Wintergetreideflächen haben bis zur jüngsten Probenahme ihre Anschluss- bzw. Abschlussdüngung - meist in mineralischer Form - erhalten. Unter vielen Schlägen sind die Nmin-Werte gegenüber dem Vormonatswert deutlich niedriger, was auf hohe N-Aufnahmeraten schließen lässt. Dies obwohl stressbedingt phasenweise von den Pflanzen kein Stoffwechsel betrieben wurde. Sickerwasser und N-Verluste sind maximal regional im Rheinland wegen der heftigen Unwetter dort zu erwarten gewesen. Viele der jüngst applizierten Düngegaben konnte durch fehlende Niederschläge nicht in die Wurzelzone eingewaschen und verteilt werden. Deshalb ließen sich diese bei der jüngsten Bodenprobe somit nicht nachweisen. Ein gutes Beispiel hierfür ist zum einen die Wintergerstenfläche in Hopsten, wo der Nmin-Wert von 46 auf 14 kg/ha um 34 kg/ha zurückgegangen ist, obwohl zuvor 35 kg/ha Stickstoff mineralisch (AHL) gedüngt wurden. Aber auch bei der jüngst mit Gülle und mineralisch (Neco18) gedüngten Wintergerstenfläche in Vettweiß-Gladbach spiegelt sich die Düngung im Nmin-Wert noch nicht wieder. Hier sind gegenüber dem Vormonatswert 62 kg/ha Nmin Rückgang zu verzeichnen. Solche Beispiele, wo die jüngste Stickstoffdüngung aufgrund der schlechten Verteilung in der Nmin-Probe nicht repräsentiert wird, gibt es bei diesem Nitratdienst vielfach. Der mineralisch ausgebrachte Stickstoff in granulierter oder flüssiger Form oder Gülle, bzw. flüssiger Gärrest liegen zum Teil noch auf der Bodenoberfläche auf oder sind nur leicht durch Tau in die Krumenschicht eingedrungen. Die in der aktuellen Kalenderwoche 20 angekündigten Landregenereignisse werden Abhilfe schaffen, sodass die Verteilung im Boden und die Aufnahme durch die Pflanzen gesichert werden. Probleme bekommen konnte bei der zurückliegenden Trockenheit und den hohen Temperaturen, wer in dieser Phase mit granuliertem, ohne Inhibitor versehenem Harnstoffdünger gedüngt hat. Hier konnten v.a. bei Nicht-Einarbeitung hohe gasförmige N-Verluste die Folge sein. Nicht umsonst macht die neue Düngeverordnung den Einsatz eines Ureasehemmstoffs bei reinen Harnstoffdüngern ab 2020 zur Vorgabe. Es gibt allerdings auch gegensätzliche Beispiele, wo die letzten Düngemaßnahmen sehr wohl in der aktuell vorliegenden Bodenprobe wiedergefunden werden. So z.B. unter dem Wintertriticale in Schlangen, wo der Nmin-Wert von 16 auf aktuell 108 kg/ha angestiegen ist. Im April und Mai wurden auf dieser Fläche insgesamt 125 kg/ha Stickstoff mineralisch (Harnstoff) gedüngt. Auch der gemessene Ammonium-N-Gehalt von 79 kg/ha deutet auf die Düngeereignisse hin.

Nicht vergessen dürfen die sehr guten Bedingungen für die Umsetzung von organisch gebundenem Stickstoff in die mineralische Form durch die Mikroorganismen, die Mineralisation – jedoch nur so lange immer auch Feuchtigkeit vorhanden ist. Diese Prozesse spielen insbesondere bei den jüngst etablierten Sommerungen eine Rolle. Neben den teils für diesen Zeitraum ungewöhnlich sehr hohen Temperaturen ist es auch der mit der Bodenbewegung eingebrachte Sauerstoff und die Durchmischung von organischen und mineralischen Bodenbestandteilen, die diesen Prozess enorm beflügeln. So lassen sich bei den Kulturen Zuckerrübe, Mais und Kartoffel derzeit hohe bis sehr hohe meist dreistellige Nmin-Werte messen. Neben der Mineralisation spielt natürlich in vielen Fällen auch das homogene Einmischen des oft zur Aussaat ausgebrachten Düngers eine entsprechende Rolle.

Die zeitgleich zutage tretenden optimalen Bedingungen für eine Mineralisation ergeben sich nur alle paar Jahre, sodass sich diese nicht nur bei den jüngst gemessenen Nmin-Werten, sondern insbesondere bei den zur späten Nmin-Beprobung Ende Mai und Anfang Juni gezogenen Proben in der Kultur Mais sehr hohe Nmin-Werte widerspiegeln werden. Bei denjenigen, die auf organisch versorgten Standorten eine N-Gabenteilung angestrebt haben, ergibt sich wohl in vielen Fällen nach der späten Nmin-Beprobung kein N-Nachdüngebedarf mehr. Genaueres lässt sich aber erst nach den jüngst angekündigten Niederschlägen und dem zukünftigen Temperaturgang sagen. Zu der Aktion „Späte Nmin-Beprobung in der Kultur Mais“ informiert die Landwirtschaftskammer gesondert.

Autor: Holger Fechner