Nitratdienst Juli 2018

Trockener ZuckerrübenbestandBild vergrößern
Die Trockenheit im Mai und Juni 2018 macht den Kulturen schwer zu schaffen


Abgebrantes WintergerstenfeldBild vergrößern
In Extremfällen entwickelten sich auch Brandherde auf den Getreideflächen


Äußerst trocken und warm

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs unter den Referenzflächen im Zeitraum von Anfang Juni bis Anfang Juli. Die Witterung innerhalb des Beobachtungszeitraums lässt sich charakterisieren als hochsommerlich heiß und trocken. Die Tagestemperaturen bewegten sich als Amplitude zwischen der zwanzig und dreißig Grad Celsius-Marke. Nachts wurden kaum niedrigere Temperaturen als zehn Grad Celsius an den meisten Wetterstationen gemessen. Zu den außergewöhnlich warmen Temperaturen kam an vielen Tagen noch Wind hinzu. Zwischen dem Ende der ersten und Anfang der dritten Junidekade wurden mit westlicher Windrichtung Wolken ins Land getrieben, die lokal meist in Form von Gewitterereignissen zu Niederschlägen führten. Lokal konnten diese auch etwas kräftiger ausfallen. Ab Ende der dritten Junidekade blieb es trocken mit geringer Luftfeuchtigkeit und einem hohen Maß an Sonnenstunden. Im Durchschnitt wurden an den Wetterstationen in NRW lediglich 29 Millimeter Niederschlag gemessen, was ungefähr dem Drittel des langjährigen Durchschnitts entspricht.

Sperrfrist beachten - Düngebedarf fraglich bei nachgebauten Kulturen

Die Witterung führte in den letzten Wochen dazu, dass die Abreife beim Getreide deutlich beschleunigt wurde. Wintergerste wurde an vielen Standorten druschreif und deshalb geerntet. Die Geschwindigkeit der Abreife und der Wassermangel in den letzten Monaten sorgten für geringe Erträge. Für die anderen Getreidearten wie auch für Raps wird selbiges erwartet. Dort, wo Wintergerte bereits gedroschen wurde, war eine Bodenbearbeitung aufgrund des vielfach ausgetrockneten Oberbodens bislang nur erschwert möglich. Die frühe Ernte erlaubt es in manchen Fällen noch eine zweite Hauptfrucht anzubauen, die in diesem Jahr noch geerntet wird. Dies kann beispielsweise eine Sommergetreideart, Mais, Hirse oder Ackergras sein, mit der Intention diese später als Ganzpflanze für die Biogasanlage oder Viehfutter zu ernten. Nur in wenigen Fällen wird es möglich sein, Getreide als zweite Hauptfrucht noch druschreif als Korn zu ernten. Zu beachten ist, dass diese Zweitfrüchte noch in Höhe ihres Stickstoffbedarfs gedüngt werden dürfen. Die Landwirtschaftskammer gibt zu diesem Zweck kulturspezifische N-Bedarfswerte sowie Ertragskennzahlen vor. Informationen dazu finden Sie in anderen Artikeln sowie im Internet. Wird keine zweite Hauptkultur angebaut, beginnt gemäß Düngeverordnung die Sperrfrist für das Ausbringen von N-haltigen Düngemitteln grundsätzlich nach Ernte der letzten Hauptkultur im Jahr. Es gibt jedoch in Abhängigkeit der Kulturabfolge (Vorfrucht und angebaute Kultur) und des Aussaattermins Ausnahmen von dieser Sperrfrist, wonach sich ein N-Düngebedarf von maximal 30 kg/ha Ammonium-N, bzw. 60 kg/ha Gesamtstickstoff ergibt. Auch darüber informiert die Landwirtschaftskammer gesondert. Wegen der allgemein günstigen Mineralisationsbedingungen im Oberboden derzeit sowie der von Wasser entleerten Böden, die erst einmal aufgefüllt werden müssen und daher erst einmal keine N-Auswaschungsverluste herbeiführen werden, wird es in vielen Fällen zu keinem oder nur zu einem sehr geringen Düngebedarf für nachgebaute Kulturen kommen. Eine eigene Nmin-Probe anstelle des vorgegebenen Richtwertes ist angeraten.

Nachgebaute Kulturen dürften es in den kommenden Wochen schwer haben aufzulaufen und ihren Wasserbedarf zu decken, wenn es in nächster Zeit nicht ausgiebig regnet. Die Böden sind in der Krume in Abhängigkeit von Bodenart und -typ am Limit ihres Wasservorrates angelangt. Laut DWD liegt die nutzbare Feldkapazität (nFK) vielerorts bei unter 10 % unter bewachsenem Boden (lehmiger Sand). Im Unterboden befinden sich immerhin meist noch mehr als 50 % an nFK. Eine Verlagerung oder Auswaschung von mobilem Nitratstickstoff kann unter diesen Umständen ausgeschlossen werden. Allemal auf sehr leichtem Boden in Verbindung mit einem Starkregenereignis konnte sich dieser Fall ergeben.

Trockenstress bei fast allen Kulturen

Die Trockenheit hat insbesondere den Sommerungen Zuckerrübe, Mais und Kartoffel sehr stark zugesetzt in den letzten Wochen. Welkeerscheinungen bei Zuckerrübe und Kartoffel sowie Blattrollen bei Mais können bis heute häufig beobachtet werden. Die Maispflanzen sorgen mit dieser Reaktion für minimale Blattoberfläche. Bei den beiden anderen Kulturen fehlt das Wasser in den Pflanzenzellen, um den Druck aufrecht zu erhalten (Turgor). Bei Kartoffeln bildet sich bereits in manchen Fällen vermehrt Zwiewuchs an den Knollen als Reaktion auf die Trockenheit aus. Tagsüber reagieren die Pflanzen zudem mit Schließen ihrer Spaltöffnungen, um weiteren Wasserverluste zu vermeiden. Deshalb ist zeitweise eine Stagnation beim Wachstum vorzufinden, bei dem die Aufnahme an Nährstoffen gehemmt ist. Die Aufnahmerate an Stickstoff dürfte deshalb geringer ausgefallen sein, als üblich zu dieser Zeit des vegetativen Hauptwachstums.

Grundsätzlich führten die warmen Tagestemperaturen zu einer hohen Erwärmung der Krume. Durch das Anstellen und Rollen der Blätter bei Mais wurde auf den Flächen der Oberboden freigegeben, sodass die intensive Strahlung die Böden stärker erwärmen konnte als normal. An vielen Standorten wird dieser Effekt durch die dunkle Oberbodenschicht sogar verstärkt. Hohe Temperaturen in der Krumenschicht führen dazu, dass dort das Potenzial für eine Umsetzung der organischen Substanz hoch ist. Bei der Mineralisation wird organisch gebundener Stickstoff von den Mikroorganismen pflanzenverfügbar gemacht.

Zum Teil hohe N-Aufnahmeraten

Die ausgetrockneten Böden sind auch der Grund, weshalb viele Nmin-Proben lediglich bis in eine Tiefe von 60 cm gezogen werden konnten. Die Vergleichbarkeit zu den Vormonatswerten ist daher schwierig. Wenn man aber berücksichtigt, dass es im Unterboden kaum Verlagerungs- oder Auswaschungseffekte gab, können hier die Werte aus dem Vormonat, bzw. Durchschnittwerte für den Monat Juli angesetzt werden. In beiden Fällen können für diese unterste Bodenschicht 6 kg/ha Nmin verbucht werden. Somit ergeben sich bei allen Getreidearten derzeit im Durchschnitt ein Nmin-Gehalt zwischen 30 und 40 kg/ha. Dieser Wert fällt relativ hoch aus in Anbetracht dessen, dass hier kein Boden bewegt wurde. Unter den Sommerungen bildet sich ein sehr heterogenes Bild der Nmin-Werte innerhalb der Kulturen ab. Unter Zuckerrüben, die meist auf besseren Böden mit einer höheren nFK stehen, sind die Nmin-Werte gegenüber dem Vormonat in den beiden oberen Bodenschichten (0-60 cm) zurückgegangen, was weitestgehend durch Wachstum und eine N-Aufnahme zurückzuführen ist. Die Rübenkörper sind allgemein bereits verhältnismäßig groß für diesen Zeitpunkt. Unter den beiden Flächen in Kevelaer sowie der einen bei Haus Düsse ist der Rückgang gut nachvollziehbar. Auch unter den Kartoffelflächen sind die Nmin-Werte innerhalb eines Monats im Durchschnitt deutlich zurückgegangen. Hier wurden auch viele Nmin-Proben bis in eine Tiefe von 90 cm erhoben. Die unterste Schicht ist nahezu unverändert gegenüber dem Vormonatswert. Der deutliche Rückgang bezieht sich daher fast nur auf die beiden obersten Schichten. Unter Mais zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Im Gegensatz zur Kartoffel sind hier jedoch auch größere Mengen aus der untersten Bodenschicht (60 - 90 cm) entzogen worden, was für die bereits tiefe Durchwurzelung des Maises spricht. Eine Erhöhung des Nmin-Wertes unter Mais ergibt sich am Standort Alpen, wo im Juni noch einmal nachgedüngt worden ist. Die günstigen Mineralisationsbedingungen können weitestgehend nur an den gemessenen NH4-Werten unter den Sommerungen nachvollzogen werden. Abgesehen davon wurde dieser Effekt durch die N-Aufnahme der Pflanzen überlagert.

Autor: Holger Fechner