Nitratdienst September 2018

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs im Zeitraum von Anfang August, bzw. Anfang Juli bis Anfang September. Vorab muss erwähnt werden, dass der letzte Nitratdienst aufgrund der geringen Anzahl an Bodenproben leider ausfallen musste. Aus diesem Grund können viele aktuell vorliegenden Ergebnisse mit keinem Vormonatswert verglichen werden. Auch bei der jüngsten Beprobung konnte aufgrund der akuten Trockenheit im Boden deutlich weniger Proben oder lediglich nur bis 60 cm Tiefe gezogen werden.

Trocken und allmählich Abkühlung

Die Witterung während des Beobachtungszeitraums August blieb wie in den vorangegangenen Monaten trocken und sehr warm. Zwar sanken die Tages- sowie Nachttemperaturen seit Beginn August kontinuierlich etwas ab, sodass es nicht mehr viele Hitzetage über dreißig Grad Celsius gab, auch fielen etwas Niederschläge, die Situation für die Sommerungen Mais, Kartoffeln oder Zuckerrübe blieb aber sehr angespannt. Die wenigen Niederschläge ergaben sich zudem meist regional und es kam zu kleinräumig deutlichen Unterschieden. Im Durchschnitt aller Wetterstationen fielen im Beobachtungszeitraum lediglich knapp 40 Millimeter Niederschlag. Im Vergleich dazu liegt das langjährige Mittel bei circa 70 Millimetern.

Trockenheit und Wärme führte zu geringerer N-Aufnahme und hohen Nmin-Vorräten

Der bestehende Mangel an Wasser, die oftmals längst aufgebrauchten Wasservorräte und die warmen Temperaturen sorgten für anhaltenden Stress bei allen Sommerungen. Bei der Kultur Mais führte der Wassermangel während der Blüte und darüber hinaus zu einer deutlich verfrühten Abreife und die Ernte musste in weiten Landesteilen bereits im August eingeleitet werden. Körnermais oder CCM-Mais musste aufgrund eines fehlenden oder schlechten Kolbenansatzes meist der Silomaisnutzung zugeführt werden. Die Abreife beim Mais sorgte auch dafür, dass zu einem viel zu frühen Zeitpunkt keine Nährstoffe mehr aufgenommen wurden. Das gilt vor allem für den zuletzt und aktuell freigesetzten Stickstoff aus der Mineralisation im Oberboden. Bei den Kartoffeln erschwert oftmals der betonharte Boden die ebenfalls früher eingeleitete Ernte. Zuckerrüben haben deutlich unter der Hitze gelitten und optisch mit Welkeerscheinungen reagiert. Jetzt zeigen sie aber aufgrund der nachlassenden Hitze und des Niederschlags in der Regel wieder einen aufrechten Blattapparat und der Stoffwechsel inklusive Nährstoffaufnahme funktionieren wieder. Die Erntestatistik hat über alle bis dato geernteten Kulturen in NRW unterdurchschnittlichen Erträge offengelegt. Damit geht einher, dass in den meisten Fällen der applizierte und freigesetzte Stickstoff nicht ausreichend von den Pflanzen aufgenommen und umgesetzt werden konnte. Nicht nur wegen der Reaktion auf die Trockenheit haben die Winterungen weniger Stickstoff verwerten können, sondern auch wegen der ohnehin schlechteren Ausbildung des Wurzelapparates aufgrund des nassen Herbstes und der oftmals schlechteren Bestockung wegen des kalten und langen Spätwinters. In den letzten Wochen ergaben mehrere Parallelaffekte. Die durch die hohen Temperaturen stark erwärmte Krumenschicht und schließlich die Niederschläge – auch wenn diese gering ausfielen - haben ideale Bedingungen für die dort lebenden Mikroorganismen geschaffen und die Umsetzung von organisch vorliegendem hin zu mineralischem Stickstoff gefördert. Die Trockenheit der letzten Monate hat die Stickstoffvorräte und den durch Mineralisation hinzugekommenen Stickstoff in den oberen Bodenschichten gehalten, ohne dass die Pflanzen ihn optimal verwerten konnten. Somit konnte nur wenig Stickstoff aus dem System Boden entschwinden, weder durch Sickerwasserverluste noch durch hohe Aufnahmeraten bei den Pflanzen. Der Stickstoff akkumuliert deshalb nach wie vor im Oberboden.

Nicht nur das Roden der Kartoffeln, sondern auch die Bodenbearbeitung ist erschwert. Die Saatbettbereitung für Winterungen Winterraps und Wintergerste sowie Winterzwischenfrüchte war und ist schwierig. Aufgrund der Futterknappheit und durch die verfrühte Ernte bedingt, haben einige Landwirte noch kurzfristig Kulturen als Zweitfrüchte mit Erntenutzung in diesem Jahr etabliert. Konnte oder kann eine Saat erfolgen sind Niederschläge, die den Bodenvorrat wieder auffüllen, dringend notwendig. Die geringen Niederschläge sowie Feuchtigkeit in Form von Tau reichen je nach Kultur allemal für die Keimung. Danach bedarf es dringend mehr Wasser für die pflanzliche Entwicklung. Dies gilt vor allem für die angesprochenen Zweitfrüchte, die in diesem Herbst noch einen Ertrag generieren sollen sowie die Winterzwischenfrüchte, welche die hohen Stickstoffvorräte im Boden in ihrer Biomasse binden können.

Mit Blick auf die erhobenen Nmin-Werte unter den Referenzflächen kommen die oben beschriebenen Phänomene in Form von meistens überdurchschnittlich hohen Werten zum Ausdruck. Der Nmin-Vorrat fällt in vielen Fällen noch höher aus, weil oftmals die Gehalte der untersten Bodenschicht (60 bis 90 cm) nicht, wie beschrieben, in das Analyseergebnis einfließen konnten. Wurden Flächen bereits neu mit Winterraps oder Zwischenfrüchten eingesät, ist während des Bestellvorgangs und Aussaat Boden bewegt worden, der die Mineralisation durch den Eintrag von Sauerstoff in das System neben der Bodenwärme zusätzlich begünstigt hat. Gleiches trifft auch für die Flächen zu, die bislang nur bearbeitet wurden. Hohe Stickstoffüberschüsse in Form von hohen Nmin-Werten liegen auch unter vielen der in den letzten Tagen geernteten oder noch stehenden Maisflächen vor, die nicht selten dreistellig ausfallen. In einigen Fällen trifft dies allein für die Krumenschicht zu, was ein guter Indikator für das hohe Mineralisationspotenzial der in der Regel organisch versorgten Böden ist. Sehr hohe Nmin-Werte gibt es unter den mit Kartoffeln bestellten Flächen. Hier scheinen die hohen Temperaturen besonders im Damm die Mineralisation angefacht zu haben. Zu bestimmten Kulturen wurde im Rahmen der Ausnahmeregelung von der Sperrfrist (30/60er Regelung) Stickstoff in organischer Form gedüngt. Dies betrifft zum Beispiel die beiden Stoppelflächen in Dülmen und Linden-Neussen, auf denen nach Winterweizen voraussichtlich eine Winterzwischenfrucht oder Winterraps eingesät werden. Nach neuer Regelung muss die Aussaat beider Kulturen bis spätestens zum 15. September erfolgt sein. Bei den bereits mit ZF-Senf bestellten Flächen in Kevelaer, Münster oder Issum ist ebenfalls eine Düngung mit Gülle erfolgt. Unabhängig von der Kulturfolge und dem Aussaattermin muss in allen Fällen ein konkreter N-Düngebedarf vorliegen und eine schriftliche Düngebedarfsermittlung erfolgen.

In der Regel kein N-Düngebedarf diesen Herbst

Aufgrund der zuletzt und aktuell vorliegenden Bedingungen und den festgestellten hohen Nmin-Werten unter den Referenzflächen lässt sich ableiten, dass nur in Ausnahmefällen ein N-Düngebedarf zu den erlaubten Kulturen besteht. Wie man in vielen Fällen anhand der Referenzflächen nachvollziehen kann, befindet sich der überwiegende Teil des Stickstoffs im Oberboden, aus dem die neu etablierten Kulturen ihren N-Bedarf in den kommenden Wochen zehren werden. Eine eigene Nmin-Beprobung kann am ehesten Aufschluss über den vorliegenden Stickstoffvorrat geben. Auch ohne eigene Probe ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass den Pflanzen genügend Stickstoff bis zum Vegetationsende zur Verfügung stehen wird, zumal noch weiterer Stickstoff aus der Mineralisation bei den vorliegenden günstigen Bedingungen hinzukommen wird.

Alle Nährstoffe im Auge behalten

Erwähnt werden muss, dass die Ausnutzung des Stickstoffangebotes im Allgemeinen auch von der optimalen Versorgung der anderen essentiellen Pflanzen- und Bodennährstoffe abhängig ist. Der Zeitpunkt nach Ernte der letzten Hauptfrucht ist ideal, um eine Bodenuntersuchung auf Grundnährstoffe inklusive den pH-Wert durchzuführen. Die Untersuchung auf Grundnährstoffe inklusive Düngeempfehlung kann ebenso wie die Nmin-Untersuchung bei der LUFA NRW (www.landwirtschaftskammer.de/lufa) erfolgen. Im Zuge des Bestellvorgangs im Herbst kann der Dünger oder Kalk optimal in den Boden eingearbeitet und mit ihm durchmischt werden. Nur optimal ernährte Pflanzen können das N-Angebot effizient nutzen und dieses in Ertrag und Qualität umsetzen.

Autor: Holger Fechner