Nitratdienst Oktober 2018

Feld im OktoberBild vergrößern
Sonnige und warme Bedingungen sorgen für sehr gute Mineralisationsbedingungen derzeit

Noch sehr warm aber endlich feuchter

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs im Zeitraum von Anfang September bis Anfang Oktober. Innerhalb des Beobachtungszeitraums fielen endlich landesweit zu mehreren Zeitpunkten Niederschläge. Die Mengen waren zwar in der Summe noch nicht übermäßig groß, jedoch führten sie zu einer deutlich entspannteren Lage als noch zuvor. Die feuchteren Bedingungen im Boden sorgten auch dafür, dass beim jüngsten Probenahmetermin wieder deutlich mehr Proben insgesamt gezogen und auch vereinzelt die komplette Probentiefe (0 bis 90 cm) beprobt werden konnte. Unter diesen Umständen ergibt sich auch wieder ein repräsentativeres Bild über die den mineralischen Stickstoff im gesamten Wurzelraum.

Während der ersten beiden Septemberdekaden blieben die Lufttemperaturen auf einem hohen Niveau. Die Tagestemperaturen erreichten vielerorts durchweg täglich mehr als zwanzig Grad Celsius. Am achtzehnten September kletterten sie dann sogar noch einmal für einen Tag auf über dreißig Grad. Ab dann sanken die Temperaturen bis zum Probenahmetermin auf ein für die Jahreszeit eher normales Niveau von knapp unter zwanzig Grad. Auch die Nachttemperaturen blieben bis Ende der zweiten Dekade bei über zehn Grad Celsius und sanken dann mit einhergehenden kühleren Tagestemperaturen ebenfalls deutlich auf einstellige Werte ab. In der letzten Septemberwoche ergaben sich ungewöhnlicher Weise während klarer Nächten erste leichte Bodenfrostereignisse bis in die Tieflagen hinein. Wenige Niederschläge gab es innerhalb der ersten Septemberdekade, die sich jedoch auf Tagessummen von lediglich einstelligen Werten beliefen. Zu größeren, nachhaltigeren Mengen kam es innerhalb der dritten Dekade, wo die Krumenschicht deutlicher durchfeuchtet werden konnte. Geringe Niederschlagssummen gab es dann noch einmal um den Probenahmezeitpunkt kurz nach dem Monatswechsel. Zwischen diesen kompakten Niederschlagszeiträumen war es mit fünf bis zwölf Sonnenstunden täglich sehr sonnig. Die Lufttemperaturen und die Strahlung sorgten insbesondere auf geernteten, bearbeiteten oder frisch bestellten Flächen aufgrund ihrer dunklen Oberfläche für eine gute Erwärmung der oberen Bodenschichten. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) wiesen die Bodentemperaturen unter Gras in vielen Regionen von NRW bis zum deutlichen Abfall der Tagestemperaturen Anfang der dritten Septemberdekade noch bis zu zwanzig Grad Celsius bis zu einer Tiefe von einem Meter auf. Erst danach setzte im Oberboden eine deutliche Abkühlung im Zuge der einsetzenden Niederschläge und absinkenden Lufttemperaturen ein. Die Wassersituation in der Krumenschicht (0 bis 30 cm) wurde für die Neuansaaten erst mit den größeren Mengen an Niederschlag zur Mitte des Beobachtungszeitraums entspannter. Bis dahin lagen zum Teil noch sehr kritische Verhältnisse bezüglich der nutzbaren Feldkapazität (nFK) vor.

Alles in allem ergaben sich durch die Witterungsbedingungen bedingt für sämtliche Ereignisse hervorragende Bedingungen. Die Durchfeuchtung des Oberbodens hat für bessere Bedingungen bei der Rodung von Kartoffeln gesorgt, die Böden können endlich bearbeitet werden mit häufig sehr zufriedenstellen Ergebnissen beim Saatbett. Nicht zuletzt finden die Neuansaaten – ob Winterraps, Zwischenfrüchte oder Wintergetreide nun sehr gute Bedingungen zum Auflaufen und das Wachstum vor. Ebenfalls hervorragende Bedingungen wurden geschaffen für die Umwandlung von in den Ernteresten oder Wirtschaftsdüngern vorliegendem organischen Stickstoff hin zu mineralischem Stickstoff durch die Mikroorganismen im Boden. Nur zuletzt genannter Stickstoff kann durch die Pflanzen aufgenommen und dem Wachstum sowie der Speicherung dienen. Die Feuchtigkeit, die hohen Bodentemperaturen sowie die Bodendurchmischung von Bodenpartikeln und organischer Materie beim Bestellvorgang, welcher gleichzeitig mit einer besseren Durchlüftung des Oberbodens einhergeht, hat die Bedingungen für die mineralisierenden Mikroorganismen zum Ende der Vegetationsperiode optimiert. Demzufolge dürften unter den Flächen ausreichende, mineralische Stickstoffdepots vorliegen.

Hohe Nmin-Werte sorgen für großes Depot

Mit Blick auf die einzelnen Kulturen bei den Referenzflächen lässt sich die oben beschriebene Ausgangssituation in den Nmin-Ergebnissen ablesen. Bis zum 30. September bestand auf Ackerland zu bestimmten Kulturen in Abhängigkeit von der jeweiligen Vorkultur und des Aussaattermins noch die Möglichkeit, unter den Ausnahmen von der Sperrfristregelung eine Düngung von 60 kg/ha Gesamtstickstoff oder 30 kg/ha Ammoniumstickstoff durchzuführen sofern sich ein tatsächlicher Düngebedarf ergab. Bei den Referenzflächen wurde dies fast ausnahmslos zu den etablierten Winterzwischenfrüchten ausgeübt, weshalb es hier einige dreistellige Werte gibt. Hier kommt es allerdings auch zu Paralleleffekten. Durch eine N-Düngung werden die Mikroorganismen weiter angeregt und die Mineralisationsrate kurzfristig gesteigert (Priming-Effekt). In Abhängigkeit von ihrem Entwicklungsgrad haben die Zwischenfrüchte andererseits bereits einige Mengen an Stickstoff aufgenommen, weshalb auch sehr niedrige Werte vorkommen. Welches Mineralisationspotenzial derzeit unter den organischen Standorten auch ohne Eingriff in den Boden steckte, lässt sich anhand der Nmin-Ergebnisse auf den abgeernteten Maisflächen ableiten. Hier liegen mit durchschnittlichen 111 kg/ha Nmin so hohe Werte vor, wie selten zuvor zu dieser Jahreszeit. Hier konnte in den meisten Fällen auch die unterste Probenschicht (0 bis 90 cm) mit beprobt werden. Unter den Flächen, bei denen ein Eingriff in den Oberboden bislang erfolgt ist aber noch keine Neuansaat durchgeführt wurde (1., 2. Stoppelbearbeitung, gegrubbert und gepflügt) liegen die durchschnittlichen Nmin-Werte bei 77 kg/ha Nmin. Die Werte dürften hier aber etwas höher ausfallen, weil auf vielen dieser Flächen keine Probe bis 90 cm Tiefe erfolgen konnte. Fest steht, dass die Neuansaaten, die vermutlich auf vielen Flächen ein Wintergetreide sein wird, zum jetzigen Zeitpunkt genügend Stickstoff aufweisen. Das gleiche Bild zeichnet sich auch schon beim bereits etablierten Wintergetreide und auch beim Winterraps ab, wo zum Teil noch sehr hohe N-Vorräte vorliegen. Dadurch, dass die beschriebenen Effekte alle in der Krume stattfinden und es aufgrund der mäßigen Niederschlagsmengen kaum zu einer Verlagerung von mobilem Nitratstickstoff kam, liegt der überwiegende Teil an mineralischem Stickstoff genau dort vor, wo die Pflanzen ihn nutzen werden können. Hohe Nmin-Werte sind auch auf den drei geernteten Kartoffelflächen in Borken, Straelen und Xanten anzutreffen, was aber nicht ungewöhnlich ist, weil die Ernte an sich einen Eingriff in den Boden darstellt und u.a. das Kartoffelkraut genügend Biomasse für die Mineralisation bereitstellt. Unter den noch wachsenden Zuckerrübenflächen wurden zuletzt erwartungsgemäß geringe Nmin-Werte gemessen.

Autor: Holger Fechner