Nitratdienst Januar 2019

Wintergerste im JanuarBild vergrößern
Sonnenstunden waren auch von Mitte Dezember bis Ende Januar selten - es blieb weiterhin nass und mild

Feucht und mild

Der Nitratdienst berichtet über die Entwicklung des mineralischen Bodenstickstoffs unter den Referenzflächen im Zeitraum von Anfang Dezember bis Mitte Januar. Der sechswöchige Beobachtungszeitraum war geprägt von einer weiterhin sehr milden, dafür aber deutlich feuchteren Witterung als in den vorangegangenen Monaten. Tages- und Nachttemperaturen blieben meist im Plusbereich, wobei es Mitte der ersten und dritten Dezemberdekade auch zweistellige, positive Tagestemperaturen gab. An wenigen Tagen kam es zu leichten Nachtfrösten. Insgesamt konnte noch nicht die Rede von einer witterungsbedingten eingeleiteten Vegetationsruhe die Rede sein.

Die Sonne ließ sich nur wenig blicken, meist war es trüb und regnerisch. Lediglich zwischen Weihnachten und Neujahr gab es diesbezüglich Lichtblicke. Immer wieder kam es zu Niederschlägen innerhalb des Betrachtungszeitraums. Selten kam es dabei aber zu den ersehnten, langanhaltenden Landregenereignissen mit größeren Wassermengen. In der Summe fielen an den Wetterstationen in NRW im Durchschnitt 144 Millimeter Niederschlag während der eineinhalb Monate. Dabei kam es zu Spitzenwerten mit bis zu 250 Millimetern im Bergischen Land sowie Sauerland. Im Rheinland wurden hingegen oft nur knapp 100 Millimeter erzielt. Das Wasser reichte an vielen Standorten aus, die oberen Bodenschichten zu durchfeuchten. Je nach Bodenart kam es in den letzten Tagen vor der Nmin-Probenahme zur Sickerwasserbildung. Es gibt jedoch auch noch sehr viele Standorte, an denen die untersten Bodenschichten noch nicht wieder ausreichend mit Wasser gefüllt sind, sodass die Probenahme bis in die Tiefe von 90 cm weiterhin erschwert oder sogar nicht möglich war.

Die Bodentemperaturen reagierten entsprechend mit Verzögerung auf die Lufttemperaturen und blieben deshalb meist im Plusbereich. In Kombination mit der Durchfeuchtung stellten sich phasenweise sehr günstige Bedingungen für das Bodenleben ein.

Nmin-Dynamik durch natürliche Prozesse bestimmt

Die Sperrfrist für Düngemittel mit einem wesentlichem N-Gehalt war während des Beobachtungszeitraums noch gegeben. Auch für Festmist von Huf- oder Klauentieren sowie Kompost musste seit der neuen Düngeverordnung eine Sperrfrist von Mitte Dezember bis Mitte Januar eingehalten werden. Auf den dieses Mal knapp 80 beprobten Referenzflächen wurde jedoch auch Anfang Dezember kein solches Düngemittel ausgebracht, sodass die N-Dynamik lediglich von den natürlichen Prozessen bestimmt wurde.

Verlagerung, Verluste aber aber auch Neubildung an Nmin und N-Aufnahme durch die Pflanzen

Die Nmin-Ergebnisse bilden insgesamt ein sehr heterogenes Bild ab. Unter sehr leichten und z.T. auch mittleren Böden sind die Werte gegenüber dem letzten Probentermin von Anfang Dezember deutlich zurückgegangen. Dies gilt für alle Kulturen. Als Extrembeispiele beim Wintergetreide wären die Wintergerstenfläche in Warendorf, wo vorher 77 und aktuell nur noch 7 kg/ha Nmin oder die Winterweizenfläche in Greven, unter der vorher 130 und zuletzt 16 kg/ha Nmin gemessen worden sind, zu nennen. Unter drei von vier Winterrapsflächen haben sich die Werte ebenfalls deutlich verringert. Für das Wintergetreide lässt sich sagen, dass hier neben Verlagerungs- und Auswaschungsverlusten an mobilem Nitratstickstoff bei der milden Witterung auch anteilig Stickstoff von den Pflanzen aufgenommen wurde. Ganz bestimmt lässt sich letzteres für den Raps sagen, der auf schwererem Boden steht, wo sich die Wasserbewegung in Grenzen hielt und der in den letzten Wochen auch optisch deutlich mit Wachstum reagierte. Die Bildung von Sickerwasser lässt sich insbesondere an den vielfach erhöhten Nmin-Werten in der untersten Bodenschicht feststellen. Im Vergleich zu Anfang Dezember, wo der mineralische Stickstoff meist in der Krumenschicht (0-30 cm) nachgewiesen werden konnte, ist er jetzt in größeren Mengen nach unten gewaschen worden. Deutliche Beispiele für diese Drift in die unterste, gemessene Bodenschicht (60-90 cm) sind die mit Winter-Triticale bestellte Fläche in Stemvede-Levern oder auch die beiden Flächen in Straelen und Stadtlohn, auf denen jeweils Winterweizen angebaut wird. Auf diesen Flächen haben sich die Werte in dieser Schicht deutlich erhöht. Die große Veränderung hier ist ein Indikator dafür, dass unter einigen Flächen auch größere Mengen an Stickstoff komplett ausgewaschen wurden. Insgesamt konnten unter den Wintergetreideflächen im Durchschnitt 47 kg/ha Nmin gemessen werden. Anfang Dezember waren es hier noch durchschnittlich 80 kg/ha. Unter Winterraps ist die Veränderung hingegen nicht ganz so groß, weil dieser vorher bereits größere N-Mengen verwertet und in der Biomasse gespeichert hatte.

Neben der Verlagerung oder gar Auswaschung an mineralischem Stickstoff gibt es auch einige Flächen, bei denen die Nmin-Dynamik im Oberboden auf eine Neubildung an Stickstoff durch Mineralisierung schließen lässt. Die Bedingungen für das Bodenleben waren phasenweise so günstig, dass v.a. Flächen, auf denen erst spät eine Bodenbearbeitung und Einsaat erfolgte, hier die Umsetzung der Erntereste etc. stattfinden konnte. Dieser neugebildete Stickstoff ist jedoch anteilig in vielen Fällen durch die Niederschläge bedingt in untere Schichten eingewaschen worden und nicht mehr unbedingt in der Krumenschicht enthalten. Ein Anstieg der Nmin-Werte kann so z.B. an der Wintergerstenfläche nach Silomais in Alpen (vorher 17, jetzt 27 kg/ha Nmin) oder auch in Straelen unter Winterweizen nach Kartoffeln (vorher 145, jetzt 167 kg/ha Nmin) nachvollzogen werden. Ein anderes gutes Beispiel, an dem die günstigen Mineralisationsbedingungen nachvollzogen werden können, ist die geerntete Zuckerrübenfläche in Kevelaer (vorher 14, aktuell 32 kg/ha Nmin).

Viele nicht winterharte Zwischenfrüchte sind zwar durch das ein oder andere Frostereignis angeschlagen, haben jedoch erst selten größere Mengen an Stickstoff freigesetzt. Sowohl bei den winterharten, wie z.B. ZF-Ölrettich als auch nicht-winterharten Zwischenfrüchten, wie ZF-Ackersenf gab es im Durchschnitt kaum Veränderung der Werte gegenüber dem Vormonat – der Stickstoff ist in den meisten Fällen weiterhin in der Biomasse der Zwischenfrüchte konserviert. Unter ZF-Ackergras sind die Werte hingegen sehr deutlich zurückgegangen, was weitestgehend auf das Wachstum dieser Kultur bei günstiger Witterung zurückzuführen ist.

Autor: Holger Fechner